Der 87-jährige Helmut Karlowski schafft es mit seinem Rollator kaum die Treppe runter. Die Rampe zum Toilettencontainer zu erklimmen, fällt ihm sichtlich schwer. "Wie stellen die sich das vor? Wenn ich nachts raus muss, im Dunklen und auch noch ausgerechnet jetzt, wo es immer kälter wird?"
Dass den Mietern, während die Bäder neu gemacht werden, nur ein Container zur Verfügung steht, belastet vor allem die älteren Mieter. Karlowskis Frau Brigitte würde am liebsten umziehen. "Aber finden Sie mal eine barrierefreie Wohnung, die auch bezahlbar ist", sagt sie.
Ältere Mieter wegen Container-Toiletten verzweifelt
Helmut und Brigitte Karlowski in ihrer Wohnung in Moers.
Die Karlowskis sind mit ihrer Verzweiflung nicht allein. In der Wohnsiedlung der LEG leben viele ältere Menschen, teilweise mit Gehbehinderungen, teilweise auch mit geistigen Einschränkungen. Der 88-jährige Helmut Heidt pflegt seine an Demenz erkrankte Frau. Er ist den Tränen nahe. "Meine Frau kann nicht einfach hier runtergehen. Und ich kann sie auch nicht aus ihrer gewohnten Umgebung nehmen. Das ist eine Katastrophe für uns."
Die Sanierungsarbeiten der LEG haben Ende September begonnen. Bisher sind die Handwerker allerdings nur in einer Wohnung, die ohnehin schon leer war. Ab dem 21. Oktober sind die ersten Mieter betroffen. Dann werden sie einen Schlüssel für den Dusch- und Toilettencontainer bekommen, der direkt vor dem Haus steht. Zwei bis drei Wochen soll laut der LEG jede Wohneinheit von der Sperrung des Badezimmers betroffen sein.
Vermieter: "Belastungen sollen so gering wie möglich gehalten werden"
Auf Anfrage des WDR teilt das Unternehmen schriftlich mit, dass man sich bewusst sei, dass gerade für ältere Menschen ein außenstehender Duschcontainer keine langfristige Lösung sei. "Daher suchen wir gerade nach einer geeigneten und praktikablen Maßnahme, um den entsprechenden Mieter*innen bei Bedarf zumindest ein temporäres WC bereitstellen zu können", heißt es weiter.
Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichend sein, werde man Alternativen anbieten, um die Belastungen durch die Bauarbeiten so gering wie möglich zu halten. Die Sanierungen seien aber nötig, weil es in der Vergangenheit immer wieder zu Schäden durch marode Rohrleitungen gekommen sei.
Mieter müssen Einschränkungen bis zu gewissem Maß hinnehmen
Rechtlich sind Badsanierungen durch den Vermieter und damit verbundene Einschränkungen der Mieter laut dem Mieterschutzbund erstmal nicht zu beanstanden. Sie müssen allerdings in einem zumutbaren Rahmen bleiben. "Ansonsten muss der Vermieter für die Kosten beispielsweise eines Hotels aufkommen", erklärt Peter Heß vom Mieterschutzbund. Auch eine Mietminderung je nach Ausmaß und Dauer der Einschränkung sei möglich.
Für Brigitte und Helmut Karlowski kommt ein vorübergehender Auszug ins Hotel nicht Frage. "Wir lassen hier doch nicht fremde Leute ein- und ausgehen, wenn wir selbst nicht zuhause sind", sagt Brigitte Karlowski. Das Paar hofft nun, dass es schnell eine neue barrierefreie Wohnung findet: "Dass wir in unserem Alter nochmal umziehen wollen, hätten wir auch nicht gedacht."
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Mieterinnen und Mieter
- LEG Pressesprecher
- Mieterschutzbund Duisburg
Über dieses Thema berichtet der WDR am 14.10.2024 auch in der Lokalzeit auf Duisburg im WDR Fernsehen.
