10.000 Anträge für Meister-BAföG in NRW unbearbeitet

Stand: 22.11.2022, 09:40 Uhr

Gewaltiger Antragsstau, lange Wartezeiten: Die Bezirksregierung Köln kommt mit der Genehmigung des Meister-BAföG nicht hinterher. Leidtragende sind Gesellen und Handwerksbetriebe.

Von Sebastian Tittelbach

Tim Cornely aus Windeck würde gerne Elektrotechnischer Meister werden. Er ist hochmotiviert, sein Chef hat eingewilligt, doch seit Februar wartet er auf die Zusage zum Meister-BAföG. In den vergangenen neun Monaten hat er nur eine schriftliche Eingangsbestätigung von der Bezirksregierung Köln bekommen. Am Telefon habe man ihm mitgeteilt, er solle von Anfragen absehen.

Es geht um viel Geld. Die Kurskosten, das Material und die Prüfungsgebühren summieren sich auf knapp 16.000 Euro, dazu kommt der Verdienstausfall, da der Geselle während der Kurse nicht arbeiten kann. Cornely entgehen elf Monatsgehälter, ohne BAföG wäre der Meisterbrief für ihn unerreichbar. 

Bezirksregierung sucht geeignete Sachbearbeiter

Zu sehen ist die Kölner Bezirksregierung von außen.

In der Kölner Bezirksregierung warten tausende Meister-BAföG Anträge auf Bearbeitung.

Zuständig für das Meister-BAföG in NRW ist die Bezirksregierung Köln. Sie räumt ein, dass sich 10.000 Anträge angestaut haben. Laut Abteilungsdirektor Boris Preuss gingen seit zweieinhalb Jahren immer mehr Anträge ein, vor einem Jahr sei klar geworden, dass das vorhandene Personal die Papierflut nicht alleine bewältigen könne. Das Land habe daher 37 zusätzliche Stellen genehmigt. Allerdings sei es schwer, geeignete Bewerber zu finden, diese müssten außerdem erst geschult werden.

Handwerkskammer: Gesellen brechen aus Geldnot Ausbildung ab

Bei der Kölner Handwerkskammer haben sich viele Betroffene wegen des Bummel-BAföG gemeldet. Hauptgeschäftsführer Garrelt Duin spricht von "beinah skandalösen Zuständen", da es einen Anspruch auf die BAföG-Leistungen gebe. Gesellen hätten bereits die Ausbildung abgebrochen, da sie sich die Kurse nicht mehr leisten können. In betroffenen Betrieben könne die Nachfolgeregelung schwieriger werden, wenn ein Geselle nicht wie geplant Meister werde. Auch Ulrich Doering, der Vorgesetzte von Tim Cornely, findet die lange Bearbeitungsdauer bedenklich, gerade wegen des derzeitigen Fachkräftemangels. Für seinen Betrieb benötige er dringend einen Meister, der Projekte manage und Angebote ausarbeite.

Bearbeitungszeit soll 2023 auf zwölf Wochen sinken

Die Bezirksregierung setzt bereits auf die Unterstützung durch studentische Aushilfen, die vorbereitende Arbeiten bei der Genehmigung erledigen können. Auch prüfe man den Einsatz eines privaten Dienstleisters, der das Personal der Bezirksregierung unterstützen soll, bis der Antragsstau abgearbeitet ist. Im kommenden Jahr soll die Bearbeitungszeit auf zwölf Wochen sinken. Wann dieses Ziel erreicht werde, lässt Abteilungsdirektor Boris Preuss offen.

Für den Gesellen Tim Cornely aus Windeck geht es vor allem um Zeit. Ihm droht eine lange Warteschleife, denn kommt die BAföG-Zusage für ihn zu spät, kann er erst in zwei Jahren wieder Meisterkurse belegen.

 Über dieses Thema haben wir am 21. November 2022 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr berichtet.







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