Als Taxi missbraucht: Krefelder Rettungsdienst klagt über Überlastung

Als Taxi missbraucht: Krefelder Rettungsdienst klagt über Überlastung

Stand: 22.02.2023, 16:51 Uhr

Über 31.000 Mal im Jahr sind die Rettungssanitäter in Krefeld im Einsatz – Tendenz steigend. Zunehmend werden die Rettungskräfte wegen Bagatell-Einsätzen gerufen.

Es dauert nicht lange, bis Sanitäter Eric Kühning in seiner heutigen Schicht der erste Notruf erreicht. Es geht zum Hauptbahnhof – ein Mann steht unter Drogeneinfluss, die Lage ist unübersichtlich. Der Patient muss in die Notaufnahme. In diesem Fall war der Einsatz der Rettungskräfte notwendig.

Das ist einer von etwa 100 Einsätzen täglich, die der Rettungsdienst in Krefeld fährt. Darunter sind aber immer häufiger Einsätze, für die ein Rettungswagen eigentlich gar nicht gebraucht würde. Zeit, um mal durchzuatmen, haben die Sanitäter dadurch immer seltener.

Viele Einsätze sind Bagatellen

Manche dieser Einsätze stellen sich am Ende als Bagatellen heraus. Im schlimmsten Fall geht das zulasten der Patientinnen und Patienten, die wirklich in Not sind, erzählt Leitstellen-Mitarbeiter Dennis Stegt. "Die rufen schon mal an wegen ´nem Schnitt im Finger oder ´nem Bänderriss." Dafür sei seinem Empfinden nach kein Rettungswagen nötig.

Rettungswagen statt gegenseitiger Unterstützung

Sanitäter Eric Kühning beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. Dass auch in weniger dringenden Fällen der Rettungsdienst alarmiert wird, liege seiner Meinung nach teilweise auch an einer stärkeren Unselbstständigkeit.

Wenn er sich früher beim Fußballspielen verletzt habe, so Kühning, hätte es immer einen Kollegen gegeben, der ihn ins Krankenhaus gebracht habe. "Jetzt wird der Rettungswagen angerufen, obwohl da 30 Leute mit Auto drumherumstehen".

31.000 Einsätze im Jahr – Tendenz steigend

In der Leitstelle bei Thomas Dwars laufen alle Notrufe zusammen

In der Leitstelle bei Thomas Dwars laufen alle Notrufe zusammen

In der Leitstelle laufen alle Notrufe zusammen – im Jahr sind das über 31.000. Die Disponenten müssen schnell herausfinden, wie dringend der Einsatz wirklich ist. Thomas Dwars ist einer von ihnen. Wenn das Telefon klingelt, stellt er gezielte Fragen. Er und seine Kollegen lenken die Einsätze der heute insgesamt elf Rettungswagen in Krefeld.

Wegen deutlich häufigerer Notrufe sind die nun deutlich stärker ausgelastet. Ein Grund sei auch ein Missverständnis bei den Anrufern: "Die sind der Meinung, dass du, wenn du mit dem Rettungsdienst zum Krankenhaus kommst, schneller behandelt wirst." Das sei aber gar nicht der Fall, so Dwars. "Das geht nach Dringlichkeit".

So kann es eng werden, wenn Menschen wirklich schnelle Hilfe brauchen. Rettungsdienste fordern jetzt, dass sich das wieder ändert und sie nicht mehr als Fahrdienst missbraucht werden.