Neues Affenhaus in Krefeld: Stärken Zoos den Artenschutz?
Stand: 03.02.2023, 15:27 Uhr
Vor drei Jahren starben im Krefelder Zoo 50 Tiere, als das Affenhaus in der Neujahrsnacht abbrannte. Nun hat der Stadtrat 13 Millionen Euro für einen Neubau bewilligt. Geteiltes Echo kommt von Tier- und Artenschützern.
Von Jörn Kießler
Bei dem Feuer in der Neujahrsnacht 2020 starben fünf Orang-Utans, zwei Flachland-Gorillas und ein Schimpanse. Zwei Schimpansen überlebten, ebenso wie eine Gruppe Gorillas, die in einem anderen Gehege untergebracht war. Für sie will der Zoo nun einen ganzen Affenpark bauen, in dem wieder alle drei Menschenaffenarten leben können - also Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans.
Yvonne Würz, Peta Deutschland
Yvonne Würz, bei der Tierschutzorganisation Peta zuständig für die Themen Zoo und Zirkus, hält das für den falschen Schritt. "Wir fordern seit Jahren ein Ende der Menschenaffenhaltung in Zoos", sagt sie. Natürlich sei klar, dass die Tiere im Krefelder Zoo untergebracht werden müssten. "Aber in dem konkreten Fall wäre es besser, das Geld zu nutzen, um die Lebensbedingungen der Gorillas zu verbessern." Für die beiden Schimpansen, die den Brand damals überlebten, fordert Peta, dass sie schnellstmöglich in eine andere Einrichtung abgegeben werden, in der sie unter angemesseneren Bedingungen leben können.
Peta fordert Zuchtstopp von Menschenaffen
Auch die Pläne des Zoos, weitere Tiere zu züchten, lehnt Würz ab. "Diese Tiere werden nur gezüchtet, damit sie danach in Gefangenschaft leben", so die Tierschützerin. Es sei unethisch, Tiere - und vor allem Menschenaffen - in Gefangenschaft zu halten, nur damit sie für uns Menschen zur Schau gestellt würden.
Das sieht Arnulf Köhncke, Fachbereichsleiter Artenschutz beim WWF Deutschland, anders. "Zoos erfüllen wichtige Aufgaben in punkto Forschung und Bildung", sagt er. Dadurch, dass die Zoo-Besucher die Tiere aus der Nähe beobachten könnten, würde das Thema Natur- und Artenschutz vielen Menschen nähergebracht.
WWF: "Zoo leistet Beitrag zum Artenschutz"
Arnulf Köhncke, Fachbereichsleiter Artenschutz beim WWF Deutschland
Zudem helfe die Forschung an den Tieren im Zoo, die Lebensweisen der einzelnen Arten besser zu verstehen und sie so wirksamer in der Natur schützen zu können.
Obendrein leisteten Zoos einen großen Beitrag zum Artenschutz - unter anderem durch die Zucht. "Ein Beispiel ist das Wisent, dass 1927 eigentlich ausgestorben wäre", erklärt Köhncke. Dadurch, dass es Tiere in Menschenhand gab, konnte die Art nachgezüchtet werden und mittlerweile lebten wieder mehr als 7.000 Tiere in freier Wildbahn.
Wie sehr Informieren sich Zoo-Besucher über Artenschutz
"Die Wisente sind ist eine der wenigen Erfolgsgeschichten, die Artenschützer immer wieder anbringen, um die Zucht in den Zoos zu rechtfertigen", sagt hingegen Würz. Dagegen stünden 100 Arten, die jeden Tag weltweit aussterben.
Zudem bezweifelt sie, dass die Besucher im Zoo überhaupt die Informationen zu den Tieren lesen würden um sich über Natur- und Artenschutz zu informieren. "Es würde mehr helfen, wenn mehr Gelder in konkrete Projekte fließen würden, die Tiere in der freien Wildbahn schützen", sagt Würz.
In diesem Punkt stimmt ihr Köhncke vom WWF bei - zumindest in Teilen. "Wir brauchen mehr Geld für den Artenschutz in der Natur, und auch einen systemischen Wandel um unseren Fußabdruck zu verringern", sagt er. Dafür sei aber auch wichtig, von dem "entweder oder" wegzukommen. "Wir brauchen alle diese Maßnahmen."