Krefelder Startup will mit Textilien das Klima retten
Stand: 04.05.2023, 18:17 Uhr
Am Donnerstag ist in Deutschland der „Earth Overshoot Day“ – dazu tragen vor allem Industrie und Landwirtschaft bei, aber auch der Textilbereich. Und dort versucht ein Krefelder Startup die Welt ein bisschen besser zu machen.
Von Hanna Makowka
Herstellung, Transport, Entsorgung – all das gehört dazu, wenn es um die Textilproduktion geht. Und all das trägt dazu bei, dass die Umwelt verschmutzt und die Ressourcen der Erde ausgebeutet werden.
Das Ausmaß dieses Problems wird durch den „Earth Overshoot Day“ deutlich: Denn bereits jetzt, Anfang Mai, haben wir die Menge an Ressourcen, die eigentlich für das gesamte Jahr reichen sollte, aufgebraucht.
Andere Länder sind früher dran, manche später – aber eins ist wohl allen klar – so kann es nicht weitergehen.
"Krefelder Kaviar" soll Textilbranche revolutionieren
Das Krefelder Startup OceanSafe versucht seit einigen Jahren Textilien, Herstellungsmethoden und Produkte wie Stoffe und Garne auf den Markt zu bringen, die komplett biologisch abbaubar sind. Manuel Schweizer und Matthias Fuchs wollen die Textilindustrie revolutionieren.
"Krefelder Kaviar"
Dafür tüfteln sie jeden Tag. Im hauseigenen Labor wird ausprobiert, getestet und untersucht. Welche Mischung hat welche Eigenschaften? Was ist zu hart oder zu weich, ist es reißfest oder nicht? So haben sie einen biologisch abbaubaren und damit umweltfreundlichen Kunststoff entwickelt. Schweizer und Fuchs nennen den Stoff scherzhaft "Krefelder Kaviar".
Krefelder haben weltweites Patent
Aus den Kügelchen wird eine Faser hergestellt, aus dieser dann auch feste Produkte wie Knöpfe gemacht werden. Die Faser kann aber auch zu Garn gesponnen werden, um daraus Stoffe zu weben. Vorhänge, Bademäntel, Babyschlafsäcke – das alles ist damit möglich.
"Es ist so konstruiert, dass keine Schadstoffe drin sind. Es ist sicher im biologischen Kreislauf und es ist so entwickelt worden, dass es auch chemisch recycelt werden kann", erklärt Manuel Schweizer von OceanSafe.
Kissenbezug im Abbauprozess
Innerhalb von drei Monaten wird beispielsweise aus einem Kissenbezug des Startups Erde. Die Methode ist so gut, dass die Krefelder ein weltweites Patent darauf haben.
Expertin erklärt: Das können Verbraucher beitragen
Auch Textiltechnologin und Professorin Monika Eigenstetter von der Hochschule Niederrhein findet: Das hat Potential die Welt zu verbessern. Denn immer noch pustet die Textilindustrie riesige Mengen CO2 in die Atmosphäre. Da muss sich einiges ändern – Kleidungsrecycling ist aber mehr als das verrotten lassen getragener Teile, sagt sie.
Verbraucher könnten schon jetzt viel mehr tun: "Erstmal sollte ich auswählen, was ich wirklich brauche. Dann sollte ich es reparieren, wenn es mal eine kleine Delle oder einen kleinen Riss hat, sodass man es weiter nutzen kann", so Eigenstetter. Danach seien Second-Hand-Geschäfte eine Lösung. "Und dann kann ich es vielleicht in die Altkleidersammlung geben, in der Hoffnung, dass es nochmal weiter genutzt wird – was eher selten der Fall ist.“
Nachhaltig, aber teurer
Die Mönchengladbacher Firma Gardeur geht ebenfalls das Thema Kreislauf-Textilien an. Das Unternehmen hat sich auf Hosen spezialisiert. In der neuen Kollektion gibt es eine Jeans die recycle-ready ist. Gut für die Umwelt, aber auch etwas teurer. „Wir müssen schauen, wie das auch am Markt angenommen wird. Weil alles hat auch seinen Preis. Diese Investition, die wir unternehmen in Nachhaltigkeit für das Produkt, aber auch für die Menschen, die dort arbeiten, das muss alles bezahlt werden“, erklärt Thomas Kültz von Gardeur.
Das sieht man auch bei OceanSafe in Krefeld so – am Ende wird nur das Produkt erfolgreich sein, dass es schafft umweltfreundlich und mindestens annähernd so günstig zu sein, wie die Klamotten, die jetzt den Markt beherrschen.
Über dieses Thema berichten wir auch am 04.05.2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19:30 Uhr.