Mord-Prozess in Köln: Mann soll Frauen mit Thallium vergiftet haben

Stand: 19.09.2022, 06:50 Uhr

Ein 41-Jähriger soll seine Ehefrau, die Großmutter seiner neuen Freundin und die Freundin selbst mit einer hochtoxischen Substanz vergiftet haben. Zwei Frauen starben. Am Montag hat der Prozess begonnen.

Von Markus Schmitz

Im vergangenen November vermeldete die Kölner Polizei die Festnahme eines Mannes, der Frauen mit der Substanz Thallium vergiftet haben soll.

Der Mann sei festgenommen worden, weil er im Verdacht steht, seiner Ehefrau in Leverkusen, später der Großmutter seiner neuen Lebensgefährtin in Hürth und seiner schwangeren Freundin das hochgiftige Metall verabreicht zu haben. Sofort ist klar, dass es ein außergewöhnlicher Fall ist, der vor dem Kölner Landgericht verhandelt wird.

Prozess in Köln: Mann soll zwei Frauen mit Thallium getötet haben

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft: zweimal Mord, einmal versuchter Mord und ein versuchter Schwangerschaftsabbruch. Das Motiv der Taten ist unklar.

Im ersten Fall soll der Mann seine damalige Ehefrau vergiftet haben, sie starb. Beide wohnten in einem Haus in Leverkusen-Hitdorf. Der Angeklagte soll das Haus geerbt haben. Über eine Dating-Plattform lernte er später seine neue Freundin kennen. Die Anklage wirft dem Mann vor, dass er die Großmutter seiner neuen Freundin mit Thallium vergiftete. Auch die Großmutter überlebte die Gift-Attacke nicht.

Der Angeklagte zog daraufhin mit der neuen Freundin in das Haus ein, das die Großmutter zuvor in Hürth bewohnt hatte. Trotz dieser Umstände spricht die Staatsanwaltschaft nicht vom Mordmerkmal der Habgier. Dafür aber vom Mordmerkmal Grausamkeit. Der Grund: Der Angeklagte habe in den ersten beiden Fällen – Ehefrau und Großmutter – mitbekommen, wie schwerwiegend die Krankheitsverläufe waren. Dennoch habe er, so der Vorwurf, seine neue Freundin ebenfalls vergiftet.

Freundin war schwanger - Kind starb nach Geburt

Die Freundin kämpfte monatelang in einer Spezialklinik um ihr Leben und das Leben ihres Kindes. Die Frau überlebte und konnte das Mädchen zur Welt bringen. Doch nach der Geburt starb das Baby. Immer noch ist unklar, ob das Kind wegen der Vergiftung nicht überleben konnte. Ein entsprechendes Gutachten der Gerichtsmedizin ist noch nicht fertiggestellt, so das Kölner Landgericht.  

Für den Prozess hätte das Ergebnis des Gutachtens keine juristischen Folgen. "Weil das Kind bei der Verabreichung des Giftes rechtlich noch kein Mensch war, bleibt es beim Vorwurf des versuchten Schwangerschaftsabbruchs", sagt der Sprecher des Kölner Landgerichts. 

Dem Angeklagten droht neben einer lebenslangen Freiheitsstrafe auch die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung. Für den Prozess sind 22 Verhandlungstage vorgesehen.

Über das Thema berichtet die Lokalzeit aus Köln am 19.09.2022 auch im WDR Fernsehen und im Hörfunk auf WDR 2.