Straßenumbenennung in Köln-Ehrenfeld

Lokalzeit aus Köln 15.08.2024 03:16 Min. Verfügbar bis 15.08.2026 WDR Von Frank Piotrowski

Straßen in Ehrenfeld sollen dekolonialisert und umbenannt werden

Stand: 15.08.2024, 17:48 Uhr

Weil sie an das koloniale Erbe der Stadt erinnern, sollen in Köln-Ehrenfeld zwei Straßen neue Namen erhalten. Die Stadt sammelt jetzt Vorschläge.

Von Franziska Andre

Konkret geht es um die Wißmannstraße und die Gravenreuthstraße. Sie sind nach Offizieren benannt, die Ende des 19. Jahrhunderts im damaligen "Deutsch-Ostafrika" im Einsatz waren. Dort waren sie für brutale Kriegsverbrechen der deutschen Kolonie verantwortlich. Zu dem Schluss kommt ein von der Stadt Köln beauftragtes Gutachten. Beide Namen stünden für "extensive koloniale Gewalt", heißt es in dem Gutachten.

Glühender Anhänger des "kolonialen Projektes"

Hermann von Wißmann war in den 1880er und 1890er Jahren einer der wichtigsten kolonialen Protagonisten des Deutschen Reichs. Er sei zweifellos ein "glühender Anhänger des kolonialen Projekts" gewesen. Seine Grabstätte steht an prominenter Stelle auf dem Melatenfriedhof in Köln, nicht weit von der "Millionenallee" entfernt, wo rheinische Berühmtheiten begraben liegen. Der einstige Gouverneur von Deutsch-Ostafrika hatte in die Kölner Zucker-Dynastie Langen eingeheiratet. Sein Grab wird bis heute gepflegt. Und auch Karl von Gravenreuth soll als Chef einer paramilitäischen Einheit in Deutsch-Ostafrika unbeschreibbares Leid über die Bevölkerung gebracht haben. Die Umbenennung der Straße ist deshalb beschlossene Sache.

Kölner können online Namen vorschlagen

Wie die beiden Straßen künftig heißen sollen, dürfen Kölnerinnen und Kölner mitentscheiden. Bis Ende des Monats können sie online neue Straßennamen vorschlagen und andere Vorschläge kommentieren und bewerten. Die Umbenennung der Straßen ist Teil eines Projektes, mit dem die Stadt seit 2021 das koloniale Erbe Kölns aufarbeitet. Die Stadt prüft inzwischen auch Straßennamen, die einen NS-Bezug aufzeigen könnten.

1.200 Straßen mit Kolonial- oder NS-Bezug

Insgesamt 1.200 Straßennamen stehen in Köln grundsätzlich im Zusammenhang mit der Kolonialzeit oder haben einen nationalsozialistischen Hintergrund. Bislang wurde die Umbenennung von drei Kölner Straßen beschlossen. Neben der Wißmann- und der Gravenreuthstraße ist das die Lerschstraße in Neubrück. Der Dichter Heinrich Lersch war ein Untersützter der nationalsozialistischen Ideologie und unterzeichnete unter anderem ein Treuegelöbnis deutscher Schriftsteller für Adolf Hitler. Die Lerschstraße wird in Adele-Gerhard-Straße umbenannt, eine deutschen Schriftstellerin und Tochter eines jüdischen Kaufmanns.

Quellen:

  • Stadt Köln
  • WDR-Recherche