Eine Außenaufnahme der Kneipe, die den Boykott gegen die Übertragung der WM-Spiele in Kater boykottiert.

Düsseldorf: Kneipen-Boykott der Katar-WM sorgt für Diskussionen

Stand: 29.08.2022, 15:27 Uhr

Das Team einer Kneipe in der Altstadt hatte erklärt, dass es keine Spiele der Fußball-WM in Katar zeigen wird. Damit protestiert es gegen die Arbeitsbedingungen in dem arabischen Land. Größtenteils gibt es positives Feedback, sagen die Kneipenbesitzer.

Unter dem Motto "Kein Katar in meiner Kneipe“ hat die Düsseldorfer Altstadtkneipe Retematäng gleichzeitig eine Boykott-Bewegung initiiert. Sie wollen die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar diesen Winter nicht übertragen.

Boykott als Kritik an Arbeitsbedingungen und Menschenrechten

Wirt Daniel Vollmer steht an seiner Bar

Kneipenwirt Daniel Vollmer ruft auf zum Boykott der WM

Daniel Vollmer führt die Altstadtkneipe, von der die Initiative ausgeht. "Wir sind leidenschaftliche Fußballfans. Uns blutet das Herz. Aber das geht halt einfach nicht", sagt Vollmer. "Wir würden uns selbst für Heuchler halten, wenn wir das Turnier scharf verurteilen, durch eine Übertragung aber Umsatz generieren."

Ein grün-weißes Plakat hängt im Schaufenster: "Kein Katar in meiner Kneipe."

Das grün-weiße Plakat "Kein Katar in meiner Kneipe" hängt im Schaufenster.

Der Wirt wird noch deutlicher: "Die WM findet auf Leichen statt. Immer noch werden Arbeiter ausgebeutet und gleichzeitig nicht bezahlt." Auch der Umstand, dass Homosexuelle und Frauen in Katar Repressionen erfahren, spiele eine Rolle. "Fußball steht für Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz. Das sucht man in Katar vergebens", sagt Vollmer.

Erstes Feedback fällt positiv aus

Die Macher hoffen, dass sich ihnen andere Bars und Kneipen anschließen. Erstes Feedback zu der Aktion gibt es schon. "Es ist großartig und ich bin völlig überrascht. Eigentlich haben wir das gemacht, um unsere Stammgäste zu erreichen und vielleicht ein, zwei Gastronomen mit ins Boot zu holen", erzählt der Wirt. Lediglich ein kleiner Teil der Nachrichten, die Vollmer in diesen Tagen bekommt, seien negative Kritik an der Aktion.

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Ähnlich sieht es auch bei den Gästen aus. "Ich finde den Boykott grundsätzlich gut. Man hat ja viel über die WM in Katar und die Umstände erfahren und gerade in der heutigen kommerziellen Zeit, finde ich das ein gutes Zeichen", sagt beispielsweise ein Gast. Trotzdem werde er persönlich wahrscheinlich einige Spiele der Nationalmannschaft schauen. Aber es gibt auch andere Meinungen. Ein Gast sagt, es sei schlimm, was in Katar passiert und im Vorfeld bei der Vergabe seien schon Fehler gemacht worden, aber "ein Boykott sollte kein Thema sein. Die WM sollte man nun genießen und Weihnachten eben einen WM-Sieg feiern."

Zumindest ein Ziel hat Vollmer mit seinem Retematäng schon erreicht: Lokalitäten wie das Zakk, das Stahlwerk oder das Konvex hätten ihre Übertragungen ebenfalls abgesagt. Laut Vollmer hatten aber einige Bars und Kneipen einen Boykott so oder so schon geplant, auch vor seiner eigenen Aktion.

Alternativprogramm steckt noch in den Kinderschuhen

Angst davor, sich sein Geschäft kaputt zu machen, habe er indes nicht, sagt Vollmer. Eine WM-Übertragung sei zwar ein schönes Zubrot, allerdings: "Nächstes Jahr ist auch keine Weltmeisterschaft, das überleben wir genauso", sagt der Wirt. Ob er ein Alternativprogramm bietet wird, ist bis jetzt noch unklar. Er habe die Idee, besondere WM-Spiele aus vergangenen Jahren oder Spiele der Fortuna zu zeigen, sofern das rechtlich möglich sei. "Falls nicht, trinken wir halt ein Bierchen und zelebrieren einen normalen Altstadtabend", sagt Vollmer und lacht.

Über dieses Thema berichtet auch die Lokalzeit aus Düsseldorf um 19.30 Uhr in WDR Fernsehen am 29.08.2022.

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