Klinik wirbt anderer Klinik ganze Abteilung ab

02:17 Min. Verfügbar bis 06.09.2025

Komplette Klinik-Abteilung in Solingen abgeworben?

Stand: 06.09.2023, 20:26 Uhr

In Solingen soll das Städtische Klinikum alle 90 Mitarbeiter der Neurologie und Schlaganfallversorgung von der St. Lukas-Klinik abgeworben haben. Das Klinikum bestreitet das.

Von René Rabenschlag

Aus ehemaligen Partnern sind jetzt harte Konkurrenten geworden. Zwei Kliniken in einer Stadt - die kleinere ist Teil der katholischen Kplus-Gruppe, die sich gerade versucht, in Eigenregie aus einem Insolvenzverfahren zu sanieren.

Doch plötzlich bricht eine ganze Abteilung weg, weil sie vom großen Mitbewerber "geplündert" wurde, so der Geschäftsführer wörtlich. Auch Insolvenzsanierer Stefan Denkhaus sagt, dass er so einen massiven Fall von Abwerbung noch nie erlebt habe.

Das Städtische Klinikum in Solingen weist die Vorwürfe zurück. Ärzte und Mitarbeiter hätten sich eigenständig beworben, weil sie bei Kplus keine Zukunft sahen, heißt es.

Stroke-Unit als medizinischer Leuchtturm

Gesundheits- und Krankenpfleger auf dem Gang einer Klinik, darüber ein Schild "Stroke Unit"

Symbolbild: Schlaganfallabteilung

Im Mittelpunkt des Gesundheits-Krimis steht die sogenannte Stroke-Unit, eine Art medizinischer Spezialeinheit für Schlaganfälle. Sie wird bisher erfolgreich von der Kplus-Gruppe betrieben. Doch durch die Insolvenz der Gruppe sollte der Standort ins benachbarte Hilden verlagert werden.

Das komplette medizinische Team hat gekündigt

Weil aber alle Mitarbeiter gekündigt haben, muss die Stroke-Unit von Kplus am 31.12.2023 wohl schließen. Das wiederum hat auch Konsequenzen für die Sanierung der Gruppe: Die Stroke-Unit gehört zu den wenigen hochprofitablen medizinischen Stationen. Jährlich fällt ein Umsatz von bis zu 14 Millionen Euro weg, der eigentlich dringend nötig wäre.

Die Kplus Geschäftsführung fürchtet, dass sie möglicherweise jetzt auch ihren Standort in Haan, das St. Josefs Krankenhaus, schließen muss. Außerdem warnt sie vor einer deutlich schlechteren Notfallversorgung im südlichen Kreis Mettmann, weil die Wege länger würden.