Humanitäre Helfer zunehmend in Gefahr

Lokalzeit aus Düsseldorf 29.08.2024 14:22 Min. Verfügbar bis 31.01.2025 WDR Von Andreas Turnsek

Humanitäre Helfer zunehmend in Gefahr

Stand: 30.08.2024, 18:32 Uhr

2023 sind laut UN 280 humanitäre Helfer getötet worden: Trauriger Rekordwert. Auch Menschen und Organisationen aus NRW betroffen.

Von Andreas Turnsek

Markus Bremers war vor wenigen Wochen in der Ost-Ukraine unterwegs. Für "action medeor", der international agierenden Notapotheke aus Tönisvorst, war er bei der Ausgabe von Medikamenten dabei. Die Hilfsorganisation ist bei ihrer Arbeit auf lokale Helfer angewiesen. Wie etwa Vladyslav Zavtur, ukrainischer Projektleiter für die Trinkwasser- und Gas-Versorgung einer ganzen vom Krieg betroffenen Groß-Region.

Mit ihm war Bremers unterwegs im Trinkwasser-Wagen. Kurz nach der Rückkehr nach Tönisvorst erfuhr Bremers: Vladyslav ist bei einer der nächsten Versorgungs-Touren bei einem Drohnen-Angriff getötet worden, auch der Fahrer Andrey Studinsky kam dabei ums Leben.

"Situation immer wieder neu bewerten"

"Jetzt müssen wir die Situation immer wieder neu bewerten und sehen, wie wir die Wasser- und Gasversorgung weiter aufrecht erhalten können, ohne unsere Helfer in Gefahr zu bringen", so Bremers, es gebe inzwischen auch Apps, die zeigten, welche Straßen gerade befahrbar sind und welche wegen eines Beschusses aktuell zu meiden sind.

Vor einiger Zeit war auch eine Delegation von lokalen Helfern aus der Ukraine in Tönisvorst, um von ihrer Arbeit zu berichten. Dabei zeigte sie auch ein Video, wie ihr Boot unter Mörser-Beschuss geriet, als sie die von der Staudamm-Zerstörung bei Cherson betroffenen Menschen versorgen wollten.

Hilfe weiter dringend notwendig

Zu sehen sind Lokale Helfer, diese verteilen Medikamente in der Ost-Ukraine mithilfe der Organisation Action Medeor.

Es sind nicht nur die direkt in Frontnähe lebenden Menschen, die auf die Hilfe von Organisationen wie "action medeor" und deren Helfer weiter dringend angewiesen sind. Chronisch Kranke etwa, so Markus Bremers, die als Binnenflüchtlinge Zuflucht in anderen Orten gefunden haben, brauchen weiter ihre Medikamente, um zu überleben, Diabetiker sterben sonst genau so wie Menschen bei Bombardierungen.

Die Apotheken sind da überfordert, genau da springen die rollenden Apotheken ein. Bremers habe eine alte Dame auf Krücken bei der Medikamenten-Ausgabe getroffen – doch sie war nicht für sich selbst, sondern für ihren demenzkranken Mann da, der zwei Jahre lag keinen Arzt gesehen hatte.

Angriffe bringen Helfer in Gefahr

Zu sehen ist Nils Thal, ein Berufsfeuerwehrmann aus Franken. Er ist Freiwilliger Helfer.

Nils Thal, Berufsfeuerwehrmann aus Franken.

Nils Thal ist Berufsfeuerwehrmann aus Franken. Seit Februar 2022 verwendet er alle freien Tage für den freiwilligen Einsatz in ukrainischen Löschtrupps. Von den Einsätzen berichtet er Feuerwehr-Kollegen in Deutschland – zuletzt in Düsseldorf.

Schulungen für lebensgefährliche Situationen

Für alle Hilfs-Organisationen wird die Arbeit in internationalen Krisen- und Kriegs-Gebieten schwerer und gefährlicher. An ein Zurückfahren der Hilfe sei aber nicht zu denken, versichert auch Markus Bremers von "action medeor": Man sei "den Menschen, die unserer Hilfe bedürfen, verpflichtet." Für ihre Helfer gebe es Schulungen für lebensgefährliche Situationen.

Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Markus Bremers "action medeor"
  • UN-Nothilfebüro OCHA

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