Holzhäuser aus dem 3-D-Drucker
Lokalzeit aus Aachen. 15.10.2024. 03:14 Min.. Verfügbar bis 15.10.2026. WDR. Von Jens Tervooren.
Holzhäuser aus dem 3-D-Drucker
Stand: 15.10.2024, 18:21 Uhr
Ein Aachener Start-Up will Häuser aus Holz drucken lassen. Das ganze Haus soll nach seiner Nutzung vollständig kompostierbar sein. Sollten sie das schaffen, wäre das im Baubereich eine kleine Revolution.
Von Jens Tervooren
Die ersten Entwürfe zeigen kleine igluartige Häuser. Entstehen sollen die, indem zuerst ein Gestell aufgebaut wird, dass den Druckkopf aufnehmen kann. Dann fährt der Drucker eine vorprogrammierte Bahn ab und "baut" Schicht für Schicht ein kleines Tinyhaus.
Emilia Grüne studiert an der RWTH-Aachen
Die Entwürfe für diese Häuser sind Teil der Masterarbeit von Emilia Grüne. Sie studiert Landschaftsarchitektur an der RWTH-Aachen und hat sich dieses Thema für ihre Masterarbeit ausgesucht, weil solche Häuser "wirklich etwas ändern könnten".
Stabil und nachhaltig – beides ist möglich
Den größten Schritt hin zu diesen nachhaltigen Häusern hat das Team schon geschafft. Die Rezeptur für die Druckmasse. Die besteht vorwiegend aus Holzresten und Wasser. Dann kommen noch ein paar besondere Zutaten dazu, die so etwas, wie das Betriebsgeheimnis des jungen Unternehmens sind.
Schließlich ist ja die Stabilität und die Langlebigkeit ein Widerspruch zur erwünschten Kompostierung am Ende der Nutzungsdauer dieser Häuser.
...und dann wird alles wieder Regenwurmfutter
Joost Meyer, einer der Gründer vom Start-Up "Willowprint", erklärt das so: "Das, was wir jetzt geschafft haben, ist eine Rezeptur zu entwickeln, die sehr widerstandsfähig ist. Eine Spanplatte oder eine Mdf-Platte, die wird auch verklebt und hält super."
Joost Meyer, Gründer von "Willowprint"
Doch die werden mit PVC-haltigem Kleber verbunden und letztendlich sind solche Platten hinterher kein Holz mehr, sondern Sondermüll. "Wir benutzen Klebemittel und Bindemittel, die die Natur verträgt und die aus der Natur kommen." Emila Grüne ergänzt: "Wir tun alles dafür, dass es am Ende genauso funktioniert, dass es zu Erde werden kann, Regenwurmfutter wird."
Gedruckte und kompostierbare Möbel gibt es schon
Das mit den Regenwürmern nimmt das Team sehr ernst. In einem kleinen Raum, neben ihrer Werkstatt, stehen zwei Kisten. Klappt man den Deckel hoch sieht man Reste der durchgehärteten Druckmasse und jede Menge Erde.
Erst auf dem zweiten Blick wird klar: in den Kisten fressen tausende Regenwürmer diese Holzreste und machen Erde daraus. Damit das funktioniert müssen den Regenwürmern die Holzreste schmecken. Das tun sie. Noch fressen die Würmer zwar keine Tinyhäuser, aber schon die zerkleinerten Reste von Möbeln oder Testdrucken.
Nicht alles muss aus Beton gegossen werden
Die ersten echten Tinyhäuser sollen bereits im Laufe des kommenden Jahres gedruckt werden. Wenn alles funktioniert, könnten aus den kleinen Häuschen auch kleine Siedlungen werden – die Pläne dazu warten schon fix und fertig in Emilia Grünes Schubladen.
Doch bei aller Euphorie, der Chef warnt vor zu großen Erwartungen: "Wir können Zement oder Beton nicht ersetzen. Das ist ein Baustoff, den unsere heutige Kultur benötigt, den unsere Gesellschaft benötigt. Ich baue nicht die A544 am Aachener Kreuz aus Holz, aber ich kann ganz viele Aufgaben mit dieser Technologie übernehmen."
Und mit jeder neuen Aufgabe, die mit kompostierbarem Holz aus dem 3D-Drucker gebaut wird, kann viel CO2 eingespart werden. Emilia Grüne ist schon ungeduldig, denn vor Kurzem ist der große Industrieroboter geliefert worden. Der ist so groß, dass er tatsächlich ganze Häuser drucken kann.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Willowprint (Aachener Start-Up)
Über dieses Thema berichten wir am 15.10.2024 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Aachen, 19.30 Uhr.