Weil er das Mitleid einer Zahnärztin schamlos ausgenutzt habe, muss der 53-Jährige für siebeneinhalb Jahre in Haft, so urteilte das Mönchengladbacher Landgericht am Dienstag. Schuldig wurde er in 69 Fällen gesprochen.
Der Fall, der vor dem Landgericht Mönchengladbach verhandelt wurde, klingt wie eine klassische Hochstapler-Story: 2017 lernen sich der Angeklagte und die Zahnärztin kennen. Er kommt als Notfallpatient in ihre Praxis. Es entwickelt sich ein privater Kontakt und schließlich eine Liebesbeziehung. "Er hat sich als Patient in mein Leben eingeschlichen", sagte die Frau vor Gericht.
Der 53-Jährige gibt sich bei der Zahnärztin als erfolgreicher Mitgründer einer Duisburger Anwaltskanzlei aus. Schnell nutzt er ihre Gefühle und ihr Mitleid aus. Mit mitleiderregenden Geschichten und angeblichen schweren Schicksalsschlägen erschleicht er sich in 69 Fällen Geld; insgesamt über 791.000 Euro.
Angeklagter saß bereits im Gefängnis
Mal täuscht er finanzielle Engpässe vor, weil ein Kind angeblich im Säuglingsalter verstorben sei, mal benötigt er Unterstützung wegen der Behandlung seiner 13-jährigen Tochter, die schwer an Krebs erkrankt sein soll. Die Frau zahlt - und der Hochstapler, so heißt es vor Gericht, verprasst das Geld für Luxusartikel.
Ende 2021 wird es der Zahnärztin zu viel und sie schaltet die Polizei ein. Ermittlungen ergeben: Der 53-Jährige ist mehrfach wegen Betruges und Titelanmaßung vorbestraft und hat deshalb schon im Gefängnis gesessen. Im vergangenen Jahr war der Angeklagte in einem Zivilprozess bereits zur Rückzahlung von 728.000 Euro plus Zinsen verurteilt worden.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- dpa