Greenpeace Boot auf dem Rhein

Greenpeace weist erneut Mikroplastik im Rhein bei Dormagen nach

Stand: 18.09.2024, 08:02 Uhr

Messungen von Greenpeace im Rhein bei Dormagen zeigen: Die Belastung wird nicht besser, sondern steigt sogar.

Von Benjamin Sartory - PortraitBenjamin Sartory

Im August haben Greenpeace-Aktivisten mit mehreren Booten Proben aus dem Rhein in der Nähe des Chemparks bei Dormagen entnommen. Vor vier Jahren hatten sie hier eine deutlich erhöhte Konzentration von Mikroplastik festgestellt.

Dabei geht es nicht um Überreste von Mülltüten oder ähnlichen Unrat. Vielmehr wurden damals winzige Granulate gefunden, die von der Industrie zum Beispiel für die Produktion von Plastik- oder Hygieneprodukten genutzt werden. Dementsprechend wurden die neuen Laborergebnisse mit Spannung erwartet.

Mikroplastik ist gefährlich für Fische

Jetzt hat Greenpeace die Ergebnisse und sie sind ernüchternd. Teilweise sei die Belastung zwischen Köln und Dormagen im Vergleich zu früheren Messungen sogar gestiegen. An manchen Stellen sei sie rund doppelt so hoch wie 2020.

Die Umweltschützer sagen, dass die Partikel gefährlich für Organismen sind. Bei Fischen könnten sie zum Beispiel zu einer Darmverstopfung führen. Greenpeace vermutet, dass die Verursacher der Verschmutzungen im Chempark Dormagen sitzen.

Unternehmen beteuern Unschuld

Dazu muss man wissen: Bei den Vorfällen handelt es sich nicht um klassische illegale Entsorgung. Die sogenannten Microbeads und Plastikpellets werden ja von der Industrie gebraucht. Und weder Hersteller noch Weiterverarbeiter haben ein Interesse daran, sie loszuwerden.

Es geht also eher um einen Produktionsverlust. In Frage kommende Unternehmen im Chempark beteuern, dass sie alles tun, um das zu verhindern. So teilt der Werkstoffhersteller Covestro mit, dass die Mitarbeitenden extra geschult seien. Es gebe regelmäßige Kontrollgänge.

Greenpeace will Abkommen gegen Mikroplastik

Probe aus dem Rhein

Im August wurden die Proben aus dem Rhein entnommen.

Das Landesumweltamt Lanuv bestätigt die Probleme im Rhein. Es habe dazu bereits in den vergangenen Jahren eigene Messungen durchgeführt. Allerdings sei es nicht einfach, den konkreten Verursacher zu ermitteln. Durch die Fließgeschwindigkeit des Rheins werden Fremdkörper schnell weit verteilt.

Aus dem aktuellen Jahresbericht des LANUV geht allerdings hervor, dass die Behörde trotzdem zwei Betriebe ausfindig gemacht hat, deren Abwasser besonders verunreinigt war. Namen der Firmen werden nicht genannt. Womöglich sind sie – sollte sich der Verdacht dort bestätigen – auch nicht die einzigen Verursacher.

"Das NRW-Umweltministeriuim muss endlich feststellen, woher die Mikroplastikartikel im Rhein stammen und die Verschmutzung beenden", fordert deshalb Julios Kontchou, Experte bei Greenpeace. Außerdem fordert die Organisation ein globales Abkommen, um die Produktion von Mikroplastik stark zu reduzieren.

Unsere Quellen:

  • Greenpeace
  • Landesumweltamt NRW
  • Covestro