Fast 3000 Unterschriften für den Erhalt der Kreißsäle

00:37 Min. Verfügbar bis 22.07.2026

Fast 3000 Unterschriften für den Erhalt der Kreißsäle

Stand: 22.07.2024, 17:15 Uhr

Weil immer mehr Geburtsstationen in der Region schließen, fürchten Familien um die Gesundheitsversorgung. In Bad Honnef haben heute auch Bürgermeister und Bürgermeisterinnen für den Erhalt der Kreißsäle demonstriert - zum Beispiel in Eitorf und Waldbröl.

Von Christian von Stülpnagel

Die Geburt ihres Sohnes Anton war für Alice König aus Unkel ein reine Achterbahnfahrt. Lange Zeit während ihrer Schwangerschaft lief alles gut. Doch dann, kurz vor dem errechneten Geburtstermin, bekam sie Blutungen. Sie rief den Krankenwagen, schnell gab es den Verdacht auf eine Plazentaablösung. Wenn diese nicht schnell behandelt wird, kann sie für Mutter und Kind tödlich enden.

Alice König steht mit ihrem Sohn Anton auf dem Arm vor der GFO-Klinik Bad Honnef. hinter ihr ein Plakat, dass mehr Geburtsstationen in der Region fordert.

Alice König mit ihrem Sohn Anton.

"Im Krankenwagen haben sie dann in der Bonner Klinik angerufen. Und das Krankenhaus selbst hat gefragt, ob sie die nächstgelegene Klinik seien, oder es nicht eine nähere Möglichkeit gibt", erinnert sich König. Ihre Reaktion: Unverständnis. "Ich hatte wirklich Angst um mein Kind."

Tatsächlich sind aus Unkel kommend die nächstegelegenen Geburtsstationen die in Bonn oder in Neuwied – beides Mal rund eine halbe Stunde Fahrt. Denn die GFO Klinik in Bad Honnef hat ihren Kreißsaal 2021 geschlossen und nach Bonn verlegt.

Nur noch wenige Kreißsäle in der Region

Und das ist kein Einzelfall: Auch in Eitorf wurde zuletzt ein Kreißsaal geschlossen, ebenso in Waldbröl. Laut dem Gesundheitsbündnis Bonn/Rhein-Sieg wurden in den vergangenen Jahren fünf Geburtsstationen geschlossen – mit Troisdorf und Kirchen gebe es rechtsheinisch mittlerweile nur noch zwei Kreißsäle in der näheren Umgebung.

"Wir brauchen hier eine länderübrergreifende Lösung", fordert Carsten Krause, der sich dafür einsetzt, die Geburtsstationen wiederzueröffnen. Gemeinsam mit dem benachbarten Rheinland-Pfalz sei eine koordinierte Lösung für die Geburtshilfe nötig.

Maximal 20 Minuten Fahrt

Krause hat deshalb eine Petition gestartet – und bislang rund 3000 Unterschriften gesammelt, gerichtet an die Landesregierung in Düsseldorf, um eine bessere Versorgung der werdenden Mütter abzusichern. Vor der GFO-Klinik in Bad Honnef hat das Bündnis bei einer Abschlusskundgebung weitere Unterschriften gesammelt – verbunden mit der Forderung an die Regierung, in Zukunft maximal 20 Minuten Fahrt zu einem Kreißsaal umzusetzen.

Carsten Krause selbst ist vor wenigen Jahren Vater geworden, damals noch in der Geburtsstation Bad Honnef. Auch damals gab es Komplikationen: "Ohne die Station hier in Bad Honnef wären meine Frau und mein Kind nicht mehr am Leben", sagt Krause.

Zur Abschlusskundgebung der Initiative vor der GFO-Klinik in Bad Honnef sind auch zehn Bürgermeister und Bürgermeisterinnen der betroffenen Kommunen gekommen. Mit dabei: Alexandra Gauß aus Windeck: "Der ein oder andere Windecker ist auf der B8 geboren", sagt sie. "Im Krankenwagen auf dem Weg zum Kreißsaal. Das ist für alle Stress: Für die Mutter, das Kind, die Sanitäter und die ganze Familie."

Geburtsstation in Bad Honnef "die einfachste Lösung"

Mittlerweile unterstützen fast 3000 Unterzeichner der Petition deshalb die Initiative für die Wiedereröffnung der Geburtsstationen. So auch Alice König aus Unkel.

Bei ihrem Sohn Anton ist am Ende alles gut gegangen. Es war keine Plazentaablösung, der Junge kam wohlbehalten auf die Welt. Trotzdem sagt sie: "Die Station hier in Bad Honnef wieder aufzumachen, wäre die einfachste Lösung."

Fast 3000 Unterschriften für den Erhalt der Kreißsäle

WDR Studios NRW 22.07.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 22.07.2026 WDR Online


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