Kurz bevor Saskia Moes auf die kleine Bühne in der Messehalle 9.1 geht, ist sie ziemlich nervös. Drei Jahre harte Arbeit liegen hinter der 30-Jährigen. Gleich hält sie eine Laudatio. Denn heute wird zum ersten Mal der Gaming ohne Grenzen-Award verliehen. Er belohnt Spieleentwickler, die sich besonders um die Bedürfnisse von Gamern mit Behinderungen gekümmert haben. Entstanden ist der nicht zuletzt wegen Moes' Engagement.
Jugendarbeit mit Games
Saskia Moes’ Arbeit beginnt vor drei Jahren im April 2020. Mit Gaming ohne Grenzen gründet sich eine Initiative, die in Deutschland führend wird. Denn als eine der ersten arbeitet die Medienpädagogin Moes mit ihrem Team für Jugendliche mit Behinderungen. Sie verbinden Inklusion und Jugendarbeit.
Die Gamescom in Köln ist die weltgrößte Messe für elektronische Spiele. Etwa drei Milliarden Gamerinnen und Gamer gibt es weltweit. Hauptsächlich sind es junge Menschen. "Über die Games kommen wir mit den Jugendlichen ins Gespräch. Das ist der Hebel, um mit ihnen über Themen wie Schule, Eltern oder Freunde zu sprechen", sagt Moes. "Und da fehlten die Jugendlichen mit Behinderungen."
Jugendliche testen Spiele selbst
Die Initiative will zeigen, wie Games und Inklusion funktionieren kann.
Mit ihrem Team geht Moes in Kölner Jugendzentren. Sie schulen Pädagoginnen und Pädagogen, bringen Games und Equipment mit, wenn das nicht vorhanden ist. Inklusives Gaming ist eine Frage individueller Bedürfnisse. Grob unterschieden werden vier Kategorien: Hören, Verstehen, Sehen, Steuern. Wie gut ein Spiel in den Kategorien auf Menschen mit Behinderungen eingeht, testen die Jugendlichen selbst.
Inklusion mit Technik
Mit diesem Rollstuhl-Joystick wird das Game gesteuert.
Melanie Eilert ist eine von 400 Millionen Gamerinnen weltweit, die eine Behinderung haben. Tastatur, Maus oder klassische Controller kommen für sie nicht infrage. Aufgrund ihrer Krankheit konnte sie gar keine Games mehr spielen. "Erst durch Spiele, die Optionen anbieten, um mir das Spielen zu erleichtern und angepasste Controller, bin ich wieder zur Gamerin geworden", sagt Eilert.
Rollstuhl-Technik für Games
Mit technischen Hilfsmitteln können auch Menschen mit motorischer Einschränkung Teil der Games-Kultur sein.
Hilfe bekommt sie dabei von Oliver König. Er arbeitet bei einer Firma aus Rheinland-Pfalz, die sich auf inklusives Gamer-Zubehör spezialisiert hat. "Eigentlich ist das hier ein Joystick für einen elektrischen Rollstuhl", erklärt er. "Wir haben irgendwann gemerkt: Den können wir an Spielekonsolen anschließen und dann steuert der ein Auto, oder eine Figur im Spiel."
Mehr Bewusstsein für Inklusion
Spieleplattformen wie Microsoft haben inklusives Gaming als Markt entdeckt. Sie entwickeln Steuerzentralen, die sich dann mit dem Rollstuhl-Joystick verbinden. Medienpädagogin Moes freut sich über das Engagement von Microsoft und anderen: "Die bemühen sich und ich habe nicht den Eindruck, dass die damit eine Art Greenwashing betreiben wollen." Sie erwartet, dass es noch viel mehr um Inklusion in Games gehen wird. Dabei helfe auch der neue Gaming ohne Grenzen-Award. Im englischsprachigen Raum sei das Bewusstsein da schon viel weiter.