Wo bleiben die Spendengelder? Flutopfer können Geld abrufen

Stand: 22.11.2022, 14:52 Uhr

Mit Kampagnen wollen Hilfsorganisationen in den Flutgebieten Betroffene dazu ermutigen, finanzielle Unterstützung aus den Spendentöpfen abzurufen. Damit Spendengeld wirklich fließt, gelten bestimmte Bedingungen. 

Von Marius Reichert

Lars Hallek kommt mit großen Erwartungen ins Malteser-Flutbüro in Rheinbach. Die Flut im vergangenen Jahr hat sein Haus schwer getroffen. Der Schaden: Etwa 100.000 Euro. Der Informatiker aus Swisttal-Essig hofft auf finanzielle Unterstützung, auch aus den üppig gefüllten Spendentöpfen. „Wir waren nicht versichert, jetzt ist klar, dass das Land 80 Prozent übernimmt, aber wir haben immer noch eine große finanzielle Lücke von 20 Prozent zu stopfen.“ 20 Prozent bedeuten in seinem Fall etwa 40.000 Euro. Geld, das er nicht hat.

Millionen an Spendengeld noch nicht ausgezahlt 

Man sieht eine Frau mit kurzen grauen Haaren und Brille.

Manuela Roßbach berät von der Flut betroffene Menschen.

282 Millionen Euro haben die Deutschen nach der Flut gespendet - allein auf das Konto der Aktion Deutschland Hilft. Dazu gehören etwa die Malteser und weitere 22 Hilfsorganisationen. Knapp die Hälfte des Geldes ist noch nicht ausgezahlt worden, sagt Manuela Roßbach von der Aktion Deutschland Hilft. Davon würden jetzt vor allem Therapieangebote finanziert. „Viele Menschen haben erst jetzt mit Abstand Zeit, die Dinge zu verarbeiten. Dabei brauchen sie Unterstützung. Und die wollen wir mit Spendengeldern leisten.“ 

Was für Therapieangebote und Vereine gilt, sollte auch für Privatpersonen gelten, sagen Kritiker. An sie ist bislang wenig der Spendenmillionen ausgezahlt worden. Warum ist das so? 

Versicherung, Land, Hilfsorganisationen 

Man sieht einen Aufsteller der Aktion Deutschland Hilft.

Allein 282 Millionen Euro Spenden gingen auf das Konto der Aktion Deutschland Hilft.

Erst muss geklärt werden: Ist jemand wirklich hilfsbedürftig? Hat eine Versicherung bereits Schäden übernommen? Haben Betroffene Geld vom Staat bekommen? Sind diese Fragen geklärt, können Betroffene bei Hilfsorganisationen um weitere Spenden bitten. „Wir wollen verhindern, dass Gelder unrechtmäßig verteilt werden oder Betroffene, später Geld zurückzahlen müssen, weil sie von Versicherungen oder Staat bereits Geld bekommen haben“, sagt Manuela Roßbach. Die Hilfsorganisationen müssen Rechenschaft über jeden Cent ablegen, den sie ausgeben. Besonders wenn es um mehr als 5.000 Euro geht, müssen sie ganz genau hinschauen, ob jemand wirklich hilfsbedürftig ist. Tun sie das nicht, riskieren sie ihren Status der Gemeinnützigkeit. Spendenrechtsexperten fordern schon länger, dass Hilfsorganisationen im Katastrophenfall schneller und höhere Summen auszahlen dürfen.

Beratung in Flutbüros

Beratungen bieten die Hilfsorganisationen in speziell eingerichteten Flutbüros an – etwa in Rheinbach oder Schleiden. In Rheinbach hat sich Lars Hallek beraten lassen. In seinem Fall ist klar, wer zahlt und wer nicht. Er kann sich berechtigte Hoffnungen machen, Geld aus den Spendentöpfen zu bekommen. Damit will er sein Eigenheim so schnell es geht wieder aufbauen. 

Über dieses Thema haben wir am 22. November 2022 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 berichtet.

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