Bonner Salafist aus Abschiebegefängnis entlassen

Aktuelle Stunde 16.10.2024 33:34 Min. UT Verfügbar bis 16.10.2026 WDR Von Fritz Sprengart

Bonner Salafist aus Abschiebegefängnis entlassen

Stand: 17.10.2024, 16:13 Uhr

Nach der OVG-Entscheidung ist der Bonner Salafist aus dem Abschiebegefängnis entlassen worden. Dabei hatte der Staatsschutz vor ihm gewarnt.

Von Tobias al Shomer

51 Seiten umfasst das Geheimpapier des Bonner Staatsschutz über den Salafisten-Prediger, der sich in der Szene Abdul Alim Hamza nennen lässt. Das Dokument liegt dem WDR vor. Darin findet sich etwa ein abgehörtes Telefongespräch, das der Prediger mit seiner Schwiegermutter geführt haben soll. Dabei soll er damit gedroht haben, seine Tochter zu töten.

Die Stadt Bonn hatte vergebens versucht, den Prediger abzuschieben. Dieser hatte sich mit einem Eilantrag erfolgreich gegen seine Abschiebung gewehrt und Recht bekommen. Nachdem die Stadt dagegen vorgegangen war, hatte das Oberverwaltungsgericht für NRW in Münster das Abschiebeverbot schließlich bestätigt. Laut Gericht reichte das vorgelegte Material nicht aus, um ein öffentliches Ausweisungsinteresse festzustellen.

Stadt Bonn wirft ihm Verbreitung von Hasspropaganda vor

Wie das Gericht in Münster hatte bereits das Verwaltungsgericht in Köln die vorgelegten Beweise als unzureichend bemängelt.

Allein Propaganda für den Salafismus, eine radikale Strömung im Islam, reiche nicht aus. Die Stadt Bonn hatte ihm vorgeworfen, Hasspropaganda im Internet zu verbreiten. Er sei eine Gefahr wegen seiner Tätigkeit als Prediger. NRW-Ministerpräsident Wüst und NRW-Innenminister Reul hatten die geplante Abschiebung begrüßt.

Salafisten-Prediger in Bonn darf nicht abgeschoben werden

WDR Studios NRW 02.10.2024 00:19 Min. Verfügbar bis 02.10.2026 WDR Online


Mann war im "Haus der Integration" aufgefallen

Aufgefallen war Hamza, weil er im "Haus der Integration" in Bonn-Duisdorf als Imam predigte und Veranstaltungen mit bekannten radikalen Salafisten organisierte, darunter der Bonner Prediger Abu Dujana. Er war unter anderem bei der inzwischen verbotenen Gruppe "Die wahre Religion" aktiv.

Auch der Extremist Bernhard Falk war bei einem der Treffen dabei. Einst als Linksradikaler wegen Bombenanschlägen verurteilt, konvertierte er im Gefängnis zum Islam und radikalisierte sich schnell.

Aus Sicherheitskreisen heißt es, die geplante Abschiebung sei keine Schnellschuss-Aktion gewesen, um nach dem Anschlag von Solingen Stärke zu zeigen, sondern seit langem vorbereitet.

Unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden

Offenbar hatten die Sicherheitsbehörden Hamza schon länger beobachtet. Im Mai diesen Jahres veröffentlichte der radikale Salafist im Internet Videos, auf denen er einen Peilsender zeigt, der sich an der Stoßstange seines Autos befand. Seinem Instagram-Profil folgen mehr als 28.000 User. Dort posiert er immer wieder mit Mitgliedern des berüchtigten Abou-Chaker-Clans.

Außerdem sind bis jetzt immer noch Videos mit ihm und dem bekannten salafistischen Prediger Pierre Vogel zu sehen. Doch das allein reicht nicht für eine Abschiebung.  

Wie es nun mit Hamza weitergeht, ist noch unklar. Hamza ist verheiratet und hat drei minderjährige Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit. Damit könnte ihm ein aus dem Recht der Europäischen Union resultierendes Aufenthaltsrecht zustehen, erklären die Richter.

Unsere Quellen:

  • Deutsche Presse-Agentur
  • WDR-Reporter
  • Stadt Bonn
  • Instagram-Profil Abdul Alim Hamza
  • Bild-Zeitung
  • General-Anzeiger Bonn