Bürgerbusse kämpfen um Fahrgäste: Ein Blick ins Oberbergische Land

Lokalzeit Bergisches Land 02.04.2024 03:45 Min. Verfügbar bis 02.04.2026 WDR Von Julian Piepkorn

Bürgerbusse kämpfen um Fahrgäste: Ein Blick ins Oberbergische Land

Stand: 04.04.2024, 10:29 Uhr

Bürgerbusse sollen in NRW die Lücken beim öffentlichen Nahverkehr schließen. Sie sollen dort fahren, wo sich der klassische Busverkehr nicht lohnt. Doch der Bürgerbus-Boom hat sich verlangsamt. Unter anderem im Oberbergischen Kreis.

Von Julian Piepkorn

Nordrhein-Westfalen ist Bürgerbusland. Rund 150 Vereine gibt es aktuell im Westen, so viele wie in keinem anderen Bundesland. Doch derzeit schließen etwa so viele Bürgerbusvereine, wie neue eröffnen, heißt es vom Verband ProBürgerbusNRW. Im vergangenen Jahr haben beispielsweise die Ehrenamtler aus Schwalmtal und Rösrath ihren Betrieb eingestellt.

Vor allem die klammen Vereinskassen seien eine große Herausforderung, sagt ProBürgerbus-Vorstand Rolf Peuster. Stark gestiegene Nebenkosten für Sprit oder Reparaturen am Fahrzeug würden die Vereine finanziell stark belasten. Auch das Werben um ehrenamtliche Fahrer sei für viele Vereine eine große Hürde. Zudem seien die Angebote an zu starre Fahrpläne gekoppelt oder bei potenziellen Fahrgästen kaum bekannt.

Fahrt nur noch auf Anruf

Auf dem Foto ist Winfried Boldt. Auf seinem Hoodie und seinem Polohemd steht "Bürgerbus".

Winfried Boldt, Vereinsvorsitzender Bürgerbus Hückeswagen

Auch im oberbergischen Hückeswagen bleibt der Bürgerbus immer öfter auf dem Bahnhofsplatz stehen. Zu gering ist die Nachfrage. Seit September 2023 fährt der kleine Kastenwagen auf einer Tour nur noch auf Anruf, erklärt Vereinschef Winfried Boldt. "On-Demand"-Verkehr heißt dieses Angebot. Immer mehr Vereine in NRW nutzen diese Möglichkeit, um Spritkosten und Kilometer zu sparen.

Auch die regionalen Verkehrsgesellschaften können ihre regulären Linienangebote oft nicht weiter ausbauen. Nicht nur bei der Oberbergischen Verkehrsgesellschaft OVAG fallen nach wie vor Fahrten aus, weil Personal fehlt. Zudem sei die Nachfrage auf den Dörfern so gering, dass sich neue Linien oftmals nicht lohnen. Die OVAG setzt hier auf Ruftaxis.

Vier Milliarden Euro für den ÖPNV

Das Land NRW will nun eine große ÖPNV-Offensive starten. Es sollen mehr Schnellbusse fahren und 35 Bahnstrecken wieder reaktiviert werden. Bis 2032 sollen dafür rund vier Milliarden Euro in Busse, Bahnen und neue Mobilitätsangebote investiert werden. Wie genau das Geld ausgegeben werden soll, ist noch unklar. Der Fahrgastverband ProBahnNRW spricht von einem "Tropfen auf den heißen Stein." 

Im ländlichen Raum habe insbesondere der Busverkehr "noch einen großen, aber regional sehr unterschiedlichen Ausbaubedarf", so Verbands-Sprecher Lothar Ebbers. Der Fahrgastverband fordert tagsüber an allen Haltestellen einen 60-Minuten-Takt und gute Anschlüsse zur Schiene. Das Land äußert sich dazu auf Nachfrage nicht. Ebbers hingegen betont, "das ÖPNV-Netz ist nur so gut wie seine schwächsten Stellen." 

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Verband ProBürgerbusNRW
  • Infoportal mobil.nrw
  • Fahrgastverband ProBahnNRW
  • OVAG Oberbergische Verkehrsgesellschaft