Erste elektrische Passagierflüge über Staatsgrenzen hinweg
Lokalzeit aus Aachen. 02.07.2024. 02:29 Min.. Verfügbar bis 31.12.2024. WDR. Von Richard Derichs.
Erste elektrische Passagierflüge über Staatsgrenzen hinweg
Stand: 02.07.2024, 08:21 Uhr
Die Distanzen sind kurz, die Flugzeuge klein. Dennoch begann in Maastricht zum ersten Mal ein grenzüberschreitender Passagierflug mit einem Elektroflugzeug.
Von Richard Derichs
Ein junger Hüpfer ist Marcel Demandt nicht. Mehr als 40 Jahre hat der Niederländer mit Flugzeugen verbracht – jedoch bodenständig. Am Flughafen Maastricht-Aachen ist er bei der Feuerwehr. Heute steigt er ein und auf. Er wird als erster Elektroflug-Passagier Staatsgrenzen überwinden.
Zwanzig Minuten Flug
Electrifly heißt seine Airline, die Maschine hat nur zwei Sitze und einen Propeller, und es geht auch nicht in den Süden, sondern nur etwa zwanzig Minuten nach Osten: Zum Flugplatz Aachen-Merzbrück. Demandt freut sich dennoch: "Früher wurde man öfter mal zu einem Rundflug eingeladen, und die fand ich immer schön. Deshalb habe ich mich jetzt sofort gemeldet."
Auch Frank Janser freut sich. Er ist Professor für Luft- und Raumfahrttechnik an der Aachener Fachhochschule. Die hat das Projekt organisiert. Elektroflugzeuge vom Typ Pipistrel Velis nutzt sie seit drei Jahren zu Forschungszwecken, für Electrifly ist ein belgisches Luftfahrtunternehmen als Partner eingestiegen, eine Gruppe von Fluglehrern aus der Euregio Maas-Rhein stellt die Piloten.
"Wir wollen testen, ob diese Art der Mobilität von den Menschen bereits angenommen wird", sagt Janser, "und welche Richtung die Entwicklung einschlagen muss, um das emissionsfreie Fliegen zu etablieren".
Mit an Bord ist auch ein Hersteller von Elektroautos, denn die Passagiere sollen von zuhause zum Airport und von dort zum Ziel ebenfalls ohne Abgase gelangen.
Pilotprojekt bis Ende August
120 Euro kostet der Spaß pro Strecke, Hin- und Rückflug gibt’s als Kombi für 160 Euro, buchbar über eine App. Ein Geschäftsmodell soll "Electrifly" nach dem Willen seiner Gründer nicht werden: Die Reichweite der Maschinen ist gering, um die Kosten zu drücken, verzichten die Flughäfen in Lüttich und Maastricht auf Landegebühren.
Das Pilotprojekt läuft zunächst bis zum 31. August, danach sollen die Ergebnisse ausgewertet werden. Für Marcel Demandt kann "Electrifly" ruhig weiterlaufen: "Tolles Erlebnis", sagt er nach der Landung in Aachen. "Vor allem, weil man aus den großen Fenstern so einen tollen Ausblick hat." Man könnte also sagen, sein Erstflug hat ihn elektrisiert.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Interview mit Gründer von "Electrifly"