Essensausgabe einer Tafel

Düsseldorfer Tafel verhängt Aufnahmestopp

Stand: 14.06.2022, 17:05 Uhr

Weniger Lebensmittel, mehr Bedürftige und zu wenig Ehrenamtler – die Düsseldorfer Tafel hat erstmals einen Aufnahmestopp für neue Kunden verhängt. Ähnlich sieht es in Grevenbroich aus.

Von Hanna Makowka

Die Diakonie Düsseldorf sei gezwungen, bei ihrer Lebensmittelausgabe in Düsseldorf einen Aufnahmestopp zu verhängen. „Das ist für uns die letzte Option“, sagt Diakoniepfarrer Michael Schmidt. „Aber es sind in den vergangenen Wochen so viele Menschen und ganz besonders Familien neu zur Tafelausgabe gekommen, dass die Lebensmittel nicht mehr für alle reichen. Und auch organisatorisch ist es für die Mitarbeitenden und die Ehrenamtlichen nicht mehr zu schaffen.

Forderung: Stadt soll Tafeln mit Maßnahmen unterstützen

Wie lange der Aufnahmestopp bei der Tafelausgabe in Düsseldorf dauert, ist nicht absehbar. Die Tafel fordert jetzt Hilfe von der Stadt. Einer der Vorschläge lautet, das Ehrenamt in Düsseldorf beispielsweise mit einem kostenlosen ÖPNV-Ticket attraktiver zu machen, um mehr Personal zu gewinnen.

Gleichzeitig könnten Mieten und Müllgebühren für die Tafeln gesenkt werden, meint Tafel-Sprecherin Eva Fischer.

Stadt Düsseldorf: "Aufnahmestopp kein kommunales Problem"

Die Stadt reagiert auf die Forderungen der Tafel: Man nehme den aktuellen Aufnahmestopp bei der Tafel sehr ernst. Allerdings könne die Stadt Düsseldorf nur wenig tun, meint Annika Mester, Sprecherin der Stadt.

Die Gründe für den Aufnahmestopp seien laut Stadt kein kommunales Problem, sie liegen vor allem am Ukraine-Krieg und der Corona-Pandemie – weswegen nicht nur die Düsseldorfer Tafel von einem Aufnahmestopp betroffen sei.

Langfristige Lösungen könne es nur vom Bund geben, zum Beispiel mehr Geld für Leistungsempfänger und Geflüchtete aus der Ukraine, sagt die Stadt. Die Verantwortung will sie aber nicht komplett von sich weisen: Die Tafel könne sich jederzeit an Düsseldorfs Oberbürgermeister wenden.

Lage bei vielen Tafeln zugespitzt

Ähnlich sieht es in vielen anderen NRW-Städten aus. Die Grevenbroicher Tafel hat ebenfalls am Dienstag einen Aufnahmestopp verkündet. Auch die Essener Tafel nimmt schon seit einigen Wochen keine neuen Kunden mehr auf. Hier mussten an einem Tag sogar 70 Menschen abgewiesen werden und auch in Unna mussten Bedürftige weggeschickt werden.

Die Tafel in Krefeld denkt ebenfalls über einen Aufnahmestopp nach. "Mehr Lebensmittel zu haben, wäre schön, um einfach alle versorgen zu können. Das ist natürlich schwierig, weil wir keine kaufen können, sondern darauf angewiesen sind, dass die Supermärkte oder Privatpersonen uns Lebensmittel spenden. Und da kommt aktuell immer weniger", sagt Claudia Thorbecke von der Tafel Krefeld-Süd. Auch in Düren und Wuppertal sind die Tafeln überlastet.