Die Zukunft der Kölner Oper
Lokalzeit aus Köln. 03.05.2024. 02:38 Min.. Verfügbar bis 03.05.2026. WDR. Von Jens Gleisberg.
Eröffnung der Kölner Oper wieder abgesagt
Stand: 03.05.2024, 14:30 Uhr
Die Stadt Köln muss den Eröffnungstermin für die neue Oper wieder verschieben. Das hat die Stadt am Freitag mitgeteilt. Die Kosten werden weiter steigen - allein die Baukosten liegen jenseits von 700 Millionen Euro.
Von Jochen Hilgers
Ein Triumvirat von Oberbürgermeisterin, Bau-und Kulturdezernent sitzen am Kopfende und versuchen die Hiobsbotschaften so gut wie möglich zu erklären. Der Fertigstellungstermin ist hinfällig, damit verbunden sind weitere Kostensteigerungen. Und wann - wenn überhaupt – das Projekt schlüsselfertig zur Übergabe bereit ist, weiß niemand zu sagen.
Eine Bankrotterklärung von Planern und Machern einer Baustelle, die offensichtlich nicht in den Griff zu bekommen ist. So empfinden es die anwesenden Journalisten. Von 312 Teilbereichen seien rund 120 fertiggestellt, führt der Kulturdezernent Stefan Charles aus, als wäre er der Oberbauleiter. Was das bedeute, weiß der Kulturmanager auf Nachfrage aber nicht zu sagen.
Reker sehr, sehr enttäuscht
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker nennt es "sehr, sehr enttäuschend". Für sie selbst, für die Ensembles, die erwartet hätten umzuziehen, für die Mitarbeiter auf der Baustelle und für die Kölner, die auf die Fertigstellung ihrer Bühnen warten würden. Die Kosten werden die Kölner Bürgerinnen und Bürger interessieren.
Allein die Baukosten liegen jenseits von 700 Millionen Euro. Mit Zinsen und Kosten für Ausweichquartiere liegt man bei weit mehr als 1,2 Milliarden Euro. Die Reißleine zu ziehen, ist bei diesen Summen wohl nicht mehr möglich und so sagen der Baudezernent Markus Greitemann genau wie die Oberbürgermeisterin, die Fertigstellung sei alternativlos.
Neubau wurde verworfen
Die Bühnen werden seit 2015 saniert. Ein bereits beschlossener Neubau war zuvor wieder abgeblasen worden. Es hatte sich Protest geregt, die historischen Bauten abzureißen. Ein kapitaler Fehler wie man heute weiß. Bei der Sanierung erlebten die Architekten ein blaues Wunder am nächsten. Jetzt ist der "point of no return" längst erreicht.
Seit 2015 wurde hier nicht mehr aufgetreten.
Egal wie groß die anstehenden Probleme sich gestalten. Es wird zu Ende gebracht. Selbst der Kulturdezernent sagt nachdenklich in einem Halbsatz, dass Kulturausgaben immer auch darstellbar sein sollten. Die Bühnen Kölns kann er damit allen Ernstes nicht meinen. Vielen Bürger der Stadt wäre es nach eigenem Bekunden lieber, das Projekt würde im Schrecken beendet als schrecklich enden.
Kleid für die Eröffnung gekauft
Nur die Oberbürgermeisterin legte sich fest. Sie will innerhalb ihrer Amtszeit bis September 2025 die Oper eröffnen und sie habe sich dafür schon ein Kleid gekauft, sagte sie. Nach der Pressekonferenz heute drängt sich aber der Verdacht auf, dass das Kleid ungetragen im Schrank bleibt. Oder Henriette Reker tritt doch nochmal für eine weitere Legislaturperiode an. Ausgeschlossen hat sie das zuletzt nicht. Dann hätten die Bühnensanierer Zeit bis 2030.