Senioren und Heim-Beschäftigte demonstrieren in Bergheim

03:19 Min. Verfügbar bis 26.05.2024

Senioren und Heim-Beschäftigte demonstrieren in Bergheim

Stand: 25.05.2023, 18:50 Uhr

Vor dem Kreishaus in Bergheim haben mehr als 30 Beschäftigte und Bewohner eines Bonner Seniorenzentrums ihrem Ärger Luft gemacht. Sie wollen nicht, dass eine Pflegekraft der Einrichtung in ihre afrikanische Heimat ausgewiesen wird.

90 Jahre alt musste Ruth-Christa Flöck werden, bis sie zum ersten Mal einen Grund fand, um auf eine Demonstration zu gehen. Vor zwei Wochen hatte sie Geburtstag, jetzt sitzt sie mit ihrem Rollator mitten im Trubel. Um sie herum rufen mehr als 30 Bewohner und Beschäftigte des Seniorenzentrums Haus Rosental in Bonn immer wieder lautstark: "Sali muss bleiben".

Seniorin Ruth-Christa Flöck im Interview

Die 90-jährige Ruth-Christa Flöck demonstriert zum ersten Mal

Es habe sie persönlich verletzt, dass die 27-jährige Salimatou Diallo ausgewiesen werden soll, sagt Flöck. Viele nennen sie einfach nur Sali und ihre Sali sei eine junge Frau, die in Deutschland angekommen sei und sogar ihre Prüfung zur Pflegeassistentin geschafft habe. Und jetzt komme eine Behörde und wolle sie einfach ausweisen, das will die 90-jährige Bewohnerin des Seniorenzentrums nicht hinnehmen.

Einrichtungsleiter hat kein Verständnis für Bürokratie

Auch Peter Gauchel ist sauer. Der Leiter des Seniorenzentrums Haus Rosental in Bonn kann nicht nachvollziehen, warum Salimatou Deutschland verlassen soll. Seit zwei Jahren arbeitet sie in seiner Einrichtung. "Salimatou war in ihrer Heimat Guinea ein Opfer und anscheinend wird sie jetzt auch hier zu einem leichten Opfer, damit die Zahl der erfolgreichen Ausweisungen erfüllt werden kann", kritisiert Gauchel.

Dabei brauche sein Haus dringend qualifizierte Pflegekräfte wie die junge Frau. "Wenn Bürokratie über die Lebenswirklichkeit geht und abhebt, dann ist irgendwas nicht richtig in diesem Land", meint Gauchel. Denn es könne nicht sein, dass einerseits Pflegekräfte aus dem Ausland abgeworben werden, andererseits aber eine bereits integrierte Frau ausgewiesen werden soll, weil es die Gesetzeslage so vorsieht.

Landrat zeigt Verständnis für Proteste

Diallo war vor vier Jahren nach einer Zwangsheirat aus dem Land geflüchtet, in dem Gewalt gegenüber Frauen an der Tagesordnung ist. Ihr Asylantrag wurde allerdings Ende 2022 abgelehnt. In der Folge hatte die zuständige Ausländerbehörde des Rhein-Erft-Kreises (Diallo wohnt in Wesseling) angekündigt, die Duldung aufzuheben.

Senioren und Heim-Beschäftigte demonstrieren

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Die Frau müsse in ihre Heimat zurückkehren. Während der Demonstration signalisiert Landrat Frank Rock Verständnis für die Demonstranten. Seine Behörde mache allerdings nicht die Gesetze, an die sich auch seine Mitarbeiter halten müssten.

Ausweisung ist noch nicht endgültig beschlossen

Der Landrat versprach den Senioren und Mitarbeitern allerdings, dass der Fall jetzt noch mal genau geprüft werde. Dafür sei man auch schon in Kontakt mit Salimatou Diallos Rechtsanwältin. Auch er wolle nicht, dass die junge Frau nach Guinea zurückkehren muss, erklärte Rock.

Der Leiter des Seniorenzentrums Peter Gauchel fürchtet allerdings, dass am Ende trotz aller positiven Signale dann doch die Ausweisung stehen könnte. "Und dann sagen die hier, wir haben alles getan, aber es ging nicht anders. Deshalb werden wir weiterhin Druck machen, bis Sali bleiben kann."