Bürgerbegehren will Geburtsstation Dormagen retten
Lokalzeit aus Düsseldorf. 16.10.2024. 02:35 Min.. Verfügbar bis 16.10.2026. WDR. Von Raphael Boch.
Bürgerbegehren soll Schließung von Dormagener Geburtshilfe verhindern
Stand: 16.10.2024, 16:21 Uhr
Ein Bürgerbegehren soll verhindern, dass die Dormagener Geburtshilfe geschlossen wird. Begründung: Frauen müssten dann weite Wege für eine angemessene gynäkologische Versorgung in Kauf nehmen.
Von Thomas Kalus
Die Gesellschafter des Rheinland-Klinikums hatten Ende September beschlossen, die Geburtshilfe in Dormagen zu schließen und in das Neusser Lukaskrankenhaus zu verlagern. Wirtschaftliche Zwänge würden diese Restrukturierung unumgänglich machen, begründeten der Rhein-Kreis Neuss und die Stadt Neuss diesen Schritt.
Ende der Dormagener Geburtsstation würde Versorgung extrem verschlechtern
Die Initiatoren eines Bürgerbegehrens wollen das aber nicht hinnehmen. Sie stellten am Mittwoch Details dazu vor. Das Ende der Geburtsklinik in Dormagen würde die gynäkologische Versorgung der Dormagener Familien eklatant verschlechtern, heißt es in der Begründung des Bürgerbegehrens. Frauen müssten dann weite Wege auf sich nehmen, um angemessen versorgt zu werden.
Mutter kann Kritik gut verstehen
Eine Kritik, die Rebecca Vogt gut nachvollziehen kann. Die 34-Jährige hat ihren Sohn Mika vor zwei Monaten in der Dormagener Geburtsklinik zur Welt gebracht: "Also wir hatten eine Anfahrt von nur zehn Minuten, was natürlich super-komfortabel ist. Vor allem, wenn es denn schnell gehen muss, was ja durchaus auch passieren kann. Gerade im Bereich Geburtshilfe ist das natürlich klar ein Vorteil."
Sie findet es nicht gut, dass Dormagen das Geburtshaus verlieren soll: "Das ist natürlich ein negatives Zeichen, vor allem für alle Frauen, die schwanger sind."
Initiatoren engagieren sich als Privatleute
Zu den Initiatoren des Begehrens zählen Bürgermeister Erik Lierenfeld und Ex-Bürgermeister Heinz Hilgers, der auch 30 Jahre lang Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes war.
Die Initiatoren des Dormagener Bürgerbegehrens: Heinz Hilgers, Bernd Gellrich und Erik Lierenfeld
Nach Angaben der Initiatoren ist es das erste Bürgerbegehren auf Kreisebene im Rhein-Kreis Neuss. Dritter im Bunde ist Bernd Gellrich. Er ist Vorstand der Diakonie im Rhein-Kreis Neuss. Alle drei engagieren sich für das Bürgerbegehren ausdrücklich als Privatpersonen.
Bürgermeister Lierenfeld: Gerade bei Geburten muss es oft schnell gehen
Bei der Vorstellung des Bürgerbegehrens erzählte Initiator Erik Lierenfeld von einer Situation in seinem Bekanntenkreis, die verdeutlichen soll, wie wichtig ein kurzer Weg zur Geburtsstation ist.
Finanzieller Gewinn wäre bei Verlagerung der Geburtsklinik gering
Die Urheber des Bürgerbegehrens sprachen auch über die finanziellen Auswirkungen des Restrukturierungsprogramms, das die Gesellschafter des Klinik-Verbundes eingeleitet haben.
Es gebe ein Verbesserungspotential in Höhe von 38 Millionen Euro. Der wirtschaftliche Vorteil durch die Verlagerung der Geburtsstation von Dormagen nach Neuss dürfte dabei weniger als ein Prozent davon ausmachen.
Mindestens 20.000 Unterschriften sollen gesammelt werden
Die Kreisverwaltung muss nun prüfen, ob das Begehren zulässig ist. Im Anschluss wollen die Initiatoren die notwendige Anzahl an Unterschriften sammeln.
Das notwendige Quorum würde dann bei rund 20.000 Unterschriften liegen, die im gesamten Rhein-Kreis Neuss gesammelt werden müssten. Das selbst gesteckte Ziel des Bürgerbegehrens liegt aber bei 30.000 Unterschriften deutlich darüber.
Unsere Quellen:
- Pressegespräch in Dormagen
- Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld
- Heinz Hilgers, ehemaliger Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes
- Bernd Gellrich, Vorstand der Diakonie im Rhein-Kreis Neuss