Kritik an Rentenplänen der Union
Aktuelle Stunde . 12.04.2025. 37:53 Min.. UT. Verfügbar bis 12.04.2027. WDR. Von Jan Hofer.
Koalitionsvertrag von Union und SPD - Kritik an teuren Rentenplänen
Stand: 12.04.2025, 15:11 Uhr
An den Rentenpläne von Union und SPD gibt es Kritik. Was die Pläne vorsehen und welche Auswirkungen sie auf junge Menschen haben.
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Zu den Kommentaren [13]Die Pläne von Union und SPD für ein stabiles Rentenniveau und bessere Mütterrenten kosten nach Berechnung der Arbeitgeber bis 2031 rund 50 Milliarden Euro. "Der Koalitionsvertrag lässt leider jegliche Anstrengungen vermissen, das Ausgabenwachstum in der Rentenversicherung zu begrenzen", sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Schon in dieser Wahlperiode drohe ein Anstieg des Rentenbeitragssatzes von heute 18,6 auf mehr als 20 Prozent. Das belastet nicht zuletzt die junge Generation nachhaltig.

Prof. Dr. Martin Werding
Auch der Wirtschaftsweise Prof. Martin Werding geht aufgrund der schwarz-roten Rentenpläne davon aus, dass die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler in den kommenden Jahren deutlich höhere Beträge zahlen müssten. Grundproblem des gesetzlichen Rentensystems ist, dass immer weniger Beschäftigte immer mehr Rentnerinnen und Rentner finanzieren müssen. Der Staat unterstützt die Versicherung daher jährlich in Milliardenhöhe.
Rentenpläne in doppelter Hinsicht generationenungerecht

Prof. Dr. Veronika Grimm
Die Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm warf Union und SPD vor, die Entscheidung für nötige grundlegende Rentenreformen hinauszuschieben und dies der nächsten Bundesregierung zu überlassen. Die Rentenpläne von Schwarz-Rot seien in doppelter Hinsicht generationen-ungerecht, sagte Grimm dem WDR. Die Jungen belaste man perspektivisch über die Maßen, für sie werde es immer unattraktiver zu arbeiten. Und den Alten schenke man keinen reinen Wein ein. Die These "Die Rente ist sicher" stimme so nicht. Das Rentensystem in seiner derzeitigen Form werde auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten sein.
Kritik kam auch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Statt immer höherer Rentenversprechungen seien Lösungen nötig, die für alle Altersgruppen fair seien. Die junge Generation dürfe nicht allein steigende Lasten tragen. "Wir brauchen eine nachhaltige Stärkung kapitalgedeckter Modelle, also der betrieblichen und privaten Altersvorsorge", sagte der stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführer Moritz Schumann unlängst.
Was die Rentenpläne von Union und SPD im Einzelnen vorsehen
- Rentenniveau: Union und SPD wollen das Rentenniveau gesetzlich bis zum Jahr 2031 bei 48 Prozent absichern. Ihr Ziel: die finanzielle Sicherheit der Rentner gewährleisten. "Die Mehrausgaben, die sich daraus ergeben, gleichen wir mit Steuermitteln aus“, heißt es dazu im Koalitionsvertrag wörtlich.
- Mütterrente: Alle Mütter in Deutschland sollen wegen der Anerkennung der Kindererziehung gleich behandelt werden. Frauen, die ihre Kinder ab 1992 geboren und erzogen haben, erhalten bis 3 Rentenpunkte und maximal 36 Kalendermonate Kindererziehungszeiten als Pflichtbeitragszeiten anerkannt. Hingegen bekommen bislang Mütter, die ihre Kinder vor 1992 geboren und erzogen haben, nur bis 2,5 Rentenpunkte und maximal 30 Kalendermonate Erziehungszeiten. Um diese Ungleichbehandlung zu beenden, wollen Union und SPD die Renten der betroffenen Mütter um einen halben Entgeltpunkt erhöhen - sodass alle Mütter 3 Rentenpunkte erhalten.
- Frühstart-Rente: Für jedes Kind in Deutschland zwischen 6 und 18 Jahren, das eine Bildungseinrichtung besucht, soll der Staat monatlich 10 Euro in ein privates Altersvorsorgekonto einzahlen. Ab dem 18. Lebensjahr bis zur Rente können weitere Einzahlungen erfolgen. Die Erträge aus dem Depot sollen bis zum Renteneintritt steuerfrei sein. "Das Sparkapital ist vor staatlichem Zugriff geschützt und wird erst mit Erreichen der Regelaltersgrenze ausgezahlt“, heißt es dazu im Koalitionsvertrag.
- Aktivrente: Alle, die das gesetzliche Rentenalter erreicht haben und freiwillig weiterarbeiten, erhalten ihr Gehalt bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei. Das Ziel hierbei: Anreize schaffen, länger im Berufsleben zu bleiben.
- Hinzuverdienstmöglichkeiten: Die Hinzuverdienstmöglichkeiten bei der Hinterbliebenenrente und der Grundsicherung im Alter werden verbessert. So sollen Betroffene die Möglichkeit haben, zusätzliche Einkünfte zu erzielen.
- Selbstständige: Neue Selbstständige, die keinem obligatorischen Alterssicherungssystem wie etwa berufsständische Versorgungseinrichtungen zugeordnet sind, werden in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen. So soll ihre Altersvorsorge gesichert werden.
Quellen:
- Koalitionsvertrag von Union und SPD
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur AFP
- Nachrichtenagentur Reuters
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 12.04.2025 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde ab 18.45 Uhr.
13 Kommentare
Kommentar 13: Hajo Zeller schreibt am 14.04.2025, 11:42 Uhr :
Einseitiger kann man wohl nicht berichten. Die Auswahl der “Kritiker” sagt alles. Hunderte Milliarden für Waffen kritiklos abgenickt, Geld für Rentner gefährdet die Gesellschaft. Beim WDR ist man sich offensichtlich für nichts zu schade.
Kommentar 12: JJ schreibt am 14.04.2025, 09:46 Uhr :
Wen wundert es, dass die abgebildeten Kritiker sehr hohe Pensionen erhalten. An ihnen soll nicht gekürzt werden. Man müsste alle Pensionen und Versorgungen im öffentlichen und öffentlich-rechtlichen Bereich auf die maximal erzielbare Rente begrenzen. Auch rückwirkend.
Kommentar 11: JJ schreibt am 14.04.2025, 09:43 Uhr :
Der Bund entnimmt jedes Jahr aus der Rentenversicherung 35Mrd €, da er die versicherungsfremden Leistungen nicht ausgleicht, BTW: Bei den Krankenkassen ist es ähnich: Es werden die Beiträge für Bürgergeldempfänger nicht komplett bezahlt und für die Krankenhausreform sollen die Beitragszahler der GKV zum Großteil gerade stehen. Aber über hohe Beiträge jammern. Krokodilstränen. Aber ihr schreibt Lobbyartikel ab.
Kommentar 10: Martin Stegger schreibt am 14.04.2025, 08:58 Uhr :
Wann werden endlich die Politiker strafrechtlich belangt, die jahrelang bisher straffrei in die Rentenkasse gegriffen haben und so rentenfremde Finanzprobleme "gelöst" haben, wie den Aufbau Ost und andere Dinge. Hier wird mündelsicheres Geld veruntreut, da das Gelder der Beitragszahler innen ist und nicht der Allgemeinheit zur Verfügung steht. Insgesamt wurden bisher über 1 Billionen Euro aus der Kasse entwendet und jetzt, wo die Babyboomer in Rente gehen wollen, ist kein Geld mehr da! Norbert Blüm hat immer gesagt, das seine Rente sicher sei und hat sich geweigert wie die Norweger einen geschützten Aktienfonds aufzulegen, an dem sich keiner vergreifen kann. Inkompetente Finanzminister könnte so keine Rentengelder veruntreuen! Schwarz / Rot hat noch eine Legislaturperiode Zeit, die Sache klar zu ziehen z.B. durch eine Finanztransaktionssteuer wie damals durch Peer Steinbrück (SPD) gefordert. Erfolgt dies nicht, gewinnt die AFD bei der nächsten Wahl! Tut endlich was für Euer Volk!!
Antwort von Rose , geschrieben am 14.04.2025, 13:10 Uhr :
Sie sprechen mir aus der Seele! Für unsere Wirtschaftsweisen, und alle Staatsgeldempfänger, wäre es doch ein kleines jeden Monat einen Beitrag in die Rentenkasse zu spenden, auf die Idee kommt keiner. Statt dessen kürzt man lieber sie Renten von Menschen die 50 Jahre gearbeitet haben. Wir brauchen die Jugend auch nicht in Watte packen, in unseren Beitragsjahren haben wir auch die Rente der Vorgänger finanziert. Die Aussage von Frau Grimm fördert nur die Spaltung.
Kommentar 9: WDR unterkomplex schreibt am 14.04.2025, 08:44 Uhr :
Klar Billionen für Waffen gefährden die jungen Menschen sicherlich nicht.... aber die Rente... Lächerlich. Die sogenannten Experten scheinen bei der Versicherungswirtschaft ein Portfolio zu haben... Völlig daneben WDR.
Kommentar 8: Peter Rörig schreibt am 14.04.2025, 08:17 Uhr :
Wann sagen Arbeitgeber und deren Verbände endlich die Wahrheit, dass die AG-Anteile zur Sozialversicherung für die Unternehmen nur durchlaufende Posten sind. AG-Anteile werden zwar abgeführt finden sich aber als Kosten in der Preiskalkulation wieder und werden beim Warenkauf oder bei der Inanspruchnahme einer Dienstleistung vom Verbraucher den Unternehmungen erstattet. Siehe Rechnungswesen Grundkurs Buchhaltung. Mit freundlichen Grüßen Peter Rörig
Kommentar 7: Wolf schreibt am 13.04.2025, 15:42 Uhr :
Es ist ein stilles Drama, das sich Tag für Tag in Deutschland abspielt: Menschen, die ihr Leben lang hart gearbeitet, pünktlich ihre Beiträge in die Rentenkasse eingezahlt und das Rückgrat dieser Gesellschaft gebildet haben, stehen im Alter oft mit erschreckend wenig da. Viele Rentnerinnen und Rentner kämpfen nach einem Leben voller Arbeit mit finanziellen Sorgen, können sich kaum ihre Miete, geschweige denn kulturelle Teilhabe oder kleine Reisen leisten. Altersarmut ist längst keine Randerscheinung mehr, sondern bittere Realität. Während Politiker über Rentenreformen diskutieren, müssen sich viele Seniorinnen und Senioren mit Flaschenpfand und Minijobs über Wasser halten. Es ist höchste Zeit, dass sich in der deutschen Rentenpolitik grundlegend etwas ändert. Wer ein Leben lang gearbeitet und in das System eingezahlt hat, verdient im Alter mehr als bloßes Existenzminimum – er verdient Respekt, Sicherheit und ein würdiges Leben.
Antwort von Anolio , geschrieben am 13.04.2025, 18:21 Uhr :
Dem Stimme ich voll zu. Das Problem sind die hohen Beamtenpensionen. Aber darüber schweigt man sich aus. Die müssten genauso in die Rentenkasse einzahlen.
Kommentar 6: moeschtijall schreibt am 13.04.2025, 11:49 Uhr :
Wie haben es denn die Naturvölker gemacht und machen es z.T. noch? Die Alten sorgten ihre Kinder und diese später dann für die Alten....! Heute sorgt der Staat für die Kinder und Kindeskinder ohne daß die Alten für eine stabile Grundversorgung ihrer Kinder selbst sorgen mußten. Vielleicht sollte man den Kindern auch mal beibringen, daß man im Leben auch eigenverantwortlich und bei Kinderwunsch vorsorglich handeln muss! Nicht der Staat muss es richten....Die Kindeserzeuger sind in der Verantwortung!
Kommentar 5: Rentner Willi schreibt am 13.04.2025, 00:41 Uhr :
Im bisherigen Denken etablierter Parteien gibt es keine Lösung. Bei kleinen Renten bräuchte man sehr viel mehr Geld. Mit Mindestlohn oder wenig mehr kann man weder eigene auskömmliche Rente aufbauen, noch nennenswert in die Rentenkasse einzahlen. Man kann aber die Löhne nicht erhöhen weil sonst die Wirtschaft noch schneller abwandert. Dennoch reichen die Löhne nicht zum Leben, wie mal mit "Wohlstand für alle" versprochen. Was Etablierte angerichtet haben kann keiner in einer Wahlperiode reparieren. Wir brauchen Zoll gegen Niedriglohnländer, was nicht geht wenn wir in dieser EU bleiben. Wir müssten Mieten senken, geht nicht bei teurer Klimahysterie. Und es geht nicht bei Zuwanderung, denn mehr angebliche „Fachkräfte“ aus dem Ausland erhöhen die Nachfrage nach Wohnraum. Dieser Blick auf Rentenpläne ist stark vereinfacht. Die Rentenpläne sind als ein Baustein die richtige Richtung. Das Ganze passt aber nicht zusammen. Ohne radikalen Kurswechsel in vielen Bereichen gibt Null Gerechtigkeit.
Kommentar 4: Michael schreibt am 12.04.2025, 23:53 Uhr :
und was ist mit den Pensionen? Die werden totgeschwiegen
Kommentar 3: Jorge65 schreibt am 12.04.2025, 23:04 Uhr :
Einseitiger geht es wohl nicht, allein die Auswahl der "Kritiker" ist ein journalistischer Offenbarungseid. Geld für Rentner - das geht nicht, aber Hunderte Milliarden für Waffen. Bravo, WDR!