Bundesweite Aktion "Bildungsprotest": NRW-Schwerpunkt in Köln

Aktuelle Stunde 23.09.2023 Verfügbar bis 23.09.2025 WDR Von Stefan Wittke

Bundesweite Aktion "Bildungsprotest": NRW-Schwerpunkt in Köln

Stand: 23.09.2023, 19:59 Uhr

Mehr 3.000 Teilnehmer sind am Samstag beim "Bildungsprotest" in der Kölner Innenstadt auf die Straße gegangen. Bildungsorganisationen, Gewerkschaften sowie Eltern- und Schülervertretungen hatten dazu aufgerufen.

Von Frank Überall und Ines Karschöldgen

Rund 3.000 Demonstranten kamen am Samstagnachmittag in Köln zusammen - mit klaren Botschaften: "Wenn Schulen Banken wären, hättet ihr sie längst gerettet", war zum Beispiel auf einem Pappschild zu lesen. Andere forderten auf Plakaten die "Bildungswende! Jetzt!" oder "Schule zukunfstfähig machen".

Bilder vom bundesweiten Bildungsprotest, Schild mit "Wenn Schulen Banken wären, hättet ihr sie längst gerettet!"

Protest in Köln: Klare Botschaften

"Wir erleben gerade eine tiefe Bildungskrise, deren Ausmaß und Folgen vielen Leuten noch nicht bewusst sind", erklärte Philipp Dehne von der "Bildungskampagne Schule muss anders". Diese hatten die Proteste organisiert. Der schnell zunehmende Mangel an Lehrern und Erziehern treffe auf ein "unterfinanziertes, veraltetes und ungerechtes Bildungssystem". Die Initiatoren fordern unter anderem ein "Sondervermögen" für Bildung in Höhe von mindestens 100 Milliarden Euro, das in Schulen und Kindertagesstätten investiert wird.

Bildungs-Misere schon 2015 absehbar

Bilder vom bundesweiten Bildungsprotest

Demonstranten in Köln

"Wir sehen seit Jahren, dass der Bildungssektor vor die Wand gefahren wird und keiner tut was, also gehen wir auf die Straße", sagte Christian Bickmann von "Bildungswende Jetzt!" dem WDR. Er ist außerdem Landesvorsitzender der Landeselternkonferenz NRW. "Die Misere zeichnete sich schon in 2015, 2016, 2017 ab, als Bertelsmann gesagt hat, dass wir mit mehr Schülerinnen und Schülern zu rechnen haben. Jetzt platzen die Klassen aus allen Nähten, die Lehrerversorgung ist nicht sichergestellt, der Unterrichtsausfall wird von jeder Schule beklagt."

Bis 2035 fehlen 160.000 Lehrkräfte

Eine Person hält auf dem bundesweitem Bildungsprotest eine Schultüte mit "Gute Schulen für alle!"

Bildunsprotest in Berlin

Bickmann kritisiert, dass Bildung nur vor Wahlen ein Thema sei, danach würden andere Sachen wichtiger. Auch der künftige Lehrerbedarf dürfe nicht zu knapp bemessen sein. "Bis 2035 fehlen uns 160.000 Leute, man will es nur nicht richtig wahrhaben. Es ist nicht ehrlich, wenn wir an der unteren Grenze des Curriculums arbeiten, Sabbaticals, Krankheiten und Seminare nicht auf die Ausfallzeiten angerechnet werden."

Auch die Bildungsgewerkschaft GEW ruft in einem Bündnis mit 170 Organisationen zu bundesweiten Demonstrationen für bessere Bildung auf. Heute soll in gut 30 Städten demonstriert werden, die Demo in Köln ist die einzige in NRW.

Petition soll dem Bundeskanzler übergeben werden

Bilder vom bundesweiten Bildungsprotest, Menschen mit diversen Schildern

Protestzug durch die Kölner Innenstadt

Auf dem Kölner Heumarkt startete am Mittag ein Protestzug durch die Innenstadt, gegen 15 Uhr gab es eine Kundgebung. Parallel zu den Demonstrationen sammeln die Organisationen auch mithilfe einer Petition im Internet Unterschriften für ihre Forderungen. Bis zum Freitag (22.9.23) waren bereits mehr als 89.000 Unterstützer zusammengekommen. Die Unterschriften sollen an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und zuständige Bundes- wie Landespolitiker übergeben werden.

Köln: Bildungsstreik zieht am Nachmittag durch die Stadt

00:57 Min. Verfügbar bis 23.09.2025


Vorsitzender des Bundestagsbildungsausschusses unterstützt Proteste

Der Vorsitzende des Bundestagsbildungsausschusses, Kai Gehring (Grüne), unterstützt die Proteste: "Jugendliche, Eltern, Lehrkräfte und Arbeitgeber erwarten zu Recht, dass die Bildungspolitik stärker in den Mittelpunkt rückt. Die Bildungswende-Proteste tragen dazu bei und sind ein wichtiger Ansporn für zielgerichtete Reformen", sagte er der dpa.

Gehring verwies auf das von Bund und Ländern geplante Startchancen-Programm, mit dem Schulen in schwierigen Lagen in den kommenden zehn Jahren mit etwa 20 Milliarden Euro gefördert werden sollen. Dies sei "ein bildungspolitischer Meilenstein" für mehr Chancen, dem weitere folgen müssten.

Unsere Quellen:

  • WDR-Interview mit Initiatoren
  • dpa