Weinlese im Ahrtal beginnt
Aktuelle Stunde. 04.09.2023. 10:23 Min.. UT. Verfügbar bis 04.09.2025. WDR. Von Marius Reichert.
Weinlese im Ahrtal: Wie Winzer mit dem Klimawandel umgehen
Stand: 04.09.2023, 15:22 Uhr
Im Ahrtal hat die Weinlese begonnen. Nach einem heißen Jahr 2022 hatten die Winzer dieses Jahr mit viel Regen zu tun. Was bedeutet das für die Qualität des Weines?
Von Marius Reichert
Winzer sind Frühaufsteher. Und ihre Helfer auch. Es ist kurz nach sieben am Morgen, als zwölf Freiwillige bei Winzer Michael Kriechel auf die Koordinaten für den Einsatz warten. „Wir wollen bis zu 5000 Kilo Frühburgunder-Trauben lesen“, erklärt er das Tagesziel. Dafür geht es mit Traktor und Unimok in die Weinberge bei Ahrweiler. Es ist der erste Großkampftag. Die frühen Sorten müssen reingeholt werden, um im Keller weiterverarbeitet zu werden.
Hannah Schnoor hilft im Weinberg. Sie mag die Morgenstimmung, die Gemeinschaft.
Hitze schlimmer als Regen
Helfer bei der Traubenlese im Weinberg bei Ahrweiler.
Der Sommer war aus meteorologischer Sicht verregnet – für die Winzer ist das gar nicht so schlecht: „Wir hatten gute warme Phasen und ausreichend Regen“, sagt Michael Kriechel. Problematisch sei es im letzten Sommer gewesen – da hätten seine Trauben teilweise „Trockenstress“ bekommen. Einzelne Reben waren regelrecht verdorrt, weil es lange Zeit sehr heiß gewesen sei.
In Mayschoß im oberen Ahrtal haben die Winzer darauf reagiert. Sie haben Schläuche im Weinberg verlegt, aus denen abends – zu einem festen Zeitpunkt – kleine Wassertropfen herausplätschern. „So bleibt die Rebe immer etwas feucht“, erklärt Astrid Rickert von der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr. Der Aufwand dafür ist allerdings erheblich: „Das Wasser muss in die Weinberge gebracht werden - aus ökologischer Sicht nicht ideal“, sagt sie.
Schattige Weinberge
Eine andere Maßnahme: Winzer in der Region versuchen sich an Lagen, die vor einigen Jahren noch als zu feucht und schattig galten; die könnten nun genau die richtige Zahl an Sonnenstunden liefern, wenn die Sommer heiß und trocken sind. „Als Winzer müssen wir uns ständig ans Klima anpassen und reagieren“, sagt Astrid Rickert. Den richtigen Weg zu finden sei wie „in die Glaskugel“ zu schauen.
Frühburgunder ist Spitzenwein
Zurück im Ahrweiler Weinberg bei Michael Kriechel: Der Winzer ist am Nachmittag zufrieden mit der Erntemenge. Er musste nur wenige Trauben herausschneiden, die bereits verfault waren. Jetzt beginnt für ihn die Arbeit im Keller. Er geht davon aus, dass der Jahrgang 2023 wieder ein Spitzenjahrgang werden kann. Dafür arbeitet er – das ganze Jahr.