Neben den fast 50 Foto-Portraits von Einsatzkräften sieht der Betrachter auch die Geschichte der Menschen dahinter. Denn die Portraitierten erzählen von Beleidigungen, Anfeindungen und tätlichen Angriffen im Arbeitsalltag.
Übergriffe auf Einsatzkräfte nehmen zu
Vor dem Hintergrund zunehmender Übergriffe auf Beschäftigte bei Polizei, Feuerwehr und anderen in der Öffentlichkeit stehenden Berufsgruppen will die Initiative "Der Mensch dahinter" mit der Ausstellung einen Beitrag zu einem respektvolleren Umgang in unserer Gesellschaft leisten.
Innenminister Reul und Rettungskräfte bei der Vernissage
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) eröffnete die Ausstellung am Montag. "Es ist einerseits eine Freude, hier zu sein, bei der Eröffnung" begann Reul seine Rede, in der er die Initiative und auch die selbstlose Arbeit von Einsatzkräften lobte.
Er sagte aber auch: "Auf der anderen Seite kann man natürlich nicht darüber hinwegsehen, was da in Ratingen passiert ist. Da gehen Einsatzkräfte morgens los zu einem stinknormalen Einsatz, und abends ringen sie um ihr Leben."
Gezielter Angriff auf Einsatzkräfte in Ratingen
In Ratingen soll am Donnerstag ein Mann eine brennende Flüssigkeit auf Einsatzkräfte geschleudert haben. Neun Frauen und Männer wurden teils lebensgefährlich verletzt. Ein hinterhältiger Angriff bei einem Routineeinsatz - so wie ihn auch Kristoffer Karlisch und seine Kollegen täglich fahren.
Kristoffer Karlisch erlebt regelmäßig Attacken
Karlisch ist seit 2018 bei der Bonner Berufsfeuerwehr. Er ist Brandmeister und Notfallsanitäter, fährt also auch auf dem Rettungswagen mit. Vor allem in diesen Schichten hat er auch schon unschöne Einsätze erlebt, wurde bespuckt, geschlagen, gebissen.
Verbale Angriffe ein großes Problem
Verbale Angriffe sind für den 30-Jährigen mindestens genauso schlimm. "Was mich am meisten nervt, sind verbalsexuelle Übergriffe", sagt der 30-Jährige. Er meint damit Männer, die sprachlich abdriften, weil sie nicht alle Hilfe bekommen, die sie sich vorstellen.
Was ihn über solche Erlebnisse hinwegtröstet, ist die Tatsache, dass er bei der Bonner Feuerwehr eine Familie hat, Wertschätzung und Achtung erfährt - und dass ihn sein Job erfüllt. "Die positiven Erfahrungen überwiegen deutlich", sagt der 30-Jährige.
"Gefühl dafür, was wir leisten"
Bis zum 7. Juni kommen Beschäftigte von Polizei und Feuerwehr, Sanitäter, Notärzte, Busfahrer und Zugbegleiter im Bonner Polizeipräsidium zu Wort. Wird es durch die Ausstellung gelingen, respektvoller mit Einsatzkräften umzugehen? Kristoffer Karlisch glaubt: "Die, die uns so respektlos behandeln, schauen sich die Ausstellung nicht an."
Er ergänzt: "Das Gefühl dafür, was wir leisten und was wir ausgesetzt sind, das wird steigen. Aber einen direkten Einfluss auf die, die das ausleben, diese Abneigung uns gegenüber, haben wir nicht, die treffen wir hier nicht an."