Paralleluniversum oder nicht?: Wuppertaler Astrophysiker suchen nach einer Antwort

Lokalzeit Bergisches Land 26.07.2023 02:58 Min. Verfügbar bis 26.07.2025 WDR Von Carsten Stein

Wuppertaler Astrophysiker - Paralleluniversum auf der Spur

Stand: 26.07.2023, 16:42 Uhr

Gibt es ein Paralleluniversum, das irgendwo neben unserem besteht, in dem alles spiegelverkehrt ist und die Zeit rückwärts läuft? Die Astrophysiker der Uni Wuppertal wollten das nun genau wissen.

Einige Forscher beantworten die Frage mit einem klaren "Ja". Denn anders lässt sich ihrer Meinung nach nicht erklären, dass am Südpol hochenergetische Teilchen, sogenannte kosmische Neutrinos, gemessen wurden, die nicht aus dem Kosmos, sondern aus Richtung Erde kamen.

Die Astrophysiker der Uni Wuppertal überprüften, ob ihre Teleskope in Argentinien zu ähnlichen Messresultaten kommen und einen Neutrino-Schauer über den Rücken laufen lassen.

Mysteriöse Daten aus der Antarktis

Ein Gasballon des Projekts ANITA über der Antarktis.

"ANITA" sammelte erste Daten in der Antarktis.

Begonnen hat alles in der Antarktis mit einem riesigen, 50 Meter hohen Gasballon – daran sensible Messtechnik. US-Forscher aus Hawaii haben diese fliegende Messstation mit dem Namen "ANITA" (Antarctic Impulsive Transient Antenna), zweimal um den Südpol kreisen lassen und Daten gesammelt.

Die Ergebnisse widersprachen allen Gesetzen der Physik. Denn es wurden hochenergetische Teilchen gemessen, die aus dem Erdinneren kamen. Dass sie ursprünglich, aus dem Weltall kommend, die Erde durchdrungen haben, ist physikalisch aber nicht möglich. Schlussfolgerung: Sie fliegen rückwärts und stammen aus einem Paralleluniversum.

Wuppertaler Forscher nutzt Teleskope in Argentinien

Karl-Heinz Kampert von der Uni Wuppertal steht vor mehreren Bildschirmen mit Daten.

Karl-Heinz Kampert ist der Wuppertaler Neutrino-Jäger.

Karl-Heinz Kampert, Professor für Astrophysiker von der Bergischen Universität ließ die bahnbrechende Entdeckung nicht ruhen. Er hat sich mit seinen Mitarbeitern die Messergebnisse genauer angesehen und mit den Daten abgeglichen, die er seit fast 20 Jahren mit drei Teleskopen in Argentinien sammelt.  

Das Gebäude des Teleskops in Argentinien von außen.

Teleskope in Argentinien sollen bei der Forschung helfen.

Auf einer Hochebene – in etwa 1000 Metern Höhe - stehen die Teleskope fern ab der Zivilisation. Jedes bestückt mit 440 hochempfindlichen Sensoren, die eine Million Aufnahmen pro Sekunde machen. Doch die Recherchen von Professor Kampert sind ernüchternd. Es findet sich keinerlei Hinweise auf einen Neutrinoschauer aus Richtung Erde.

Paralleluniversum nicht nachweisbar

Hat sich bei den Hawaiiianischen Wissenschaftlern also ein Fehler eingeschlichen? Sie selber geben an, dass die Wahrscheinlichkeit eines Messfehlers, gerade einmal bei eins zu 300 liegt. Professor Kampert kontert: "Wissenschaftlich und damit seriös wird es erst bei einer Fehlerwahrscheinlichkeit von eins zu fünf Millionen".

Also kommt er zu dem vernichtenden Urteil: Die Messungen eignen sich nicht für den Beweis eines Paralleluniversums. Ein wenig Hoffnung macht er dann doch: "Dass es Paralleluniversen gibt, ist prinzipiell aber nicht ausgeschlossen."

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