Der Ärger mit dem Flüsterasphalt

Lokalzeit aus Düsseldorf 27.03.2024 02:40 Min. Verfügbar bis 27.03.2026 WDR Von Cenk Cigdem

Nach Glätteunfällen: Liegt es am Flüsterasphalt?

Stand: 28.03.2024, 14:21 Uhr

Auf der A61 Höhe Nettetal sind vor zwei Wochen mehrere Autos von der Fahrbahn gerutscht. Am Montag gab es einen Glätteunfall auf der A46. Liegt das am Flüsterasphalt? Das wird jetzt überprüft.

Von Cenk Cigdem

"Das Wichtigste ist jetzt die Sicherheit der Autofahrer", sagt Manuel Kölker von der Autobahn GmbH zwei Wochen nach den Unfällen auf der A61 in Höhe Nettetal. Weil es glatt war, gab es in einer Nacht drei Unfälle mit insgesamt drei Verletzten. Seitdem gilt auf der Strecke ab Kaldenkirchen in Fahrtrichtung Venlo Tempo 80. Jetzt gibt es auch erste Erkenntnisse dazu, warum es so glatt war.

Unbekannte Substanz auf dem Straßenbelag

"Wir haben nach Reinigungsarbeiten eine unbekannte Fremdsubstanz auf der Fahrbahnoberfläche entdecken können", sagt Kölker. "Was es genau ist, können wir nicht sagen." Mehrere Dinge kämen in Betracht: ausgelaufener Kraftstoff, Verschmutzungen oder Ähnliches. Der Streckenabschnitt wurde jetzt gereinigt. Doch das alleine ist vielleicht nicht die Ursache.

Es wird nämlich auch überprüft, ob der verlegte Flüsterasphalt noch griffig ist. Das Ergebnis der Messung könnte das Ende für den Aspahlt bedeuten. "Ich will dem nicht vorgreifen, aber tatsächlich könnte das ein Ergebnis sein, dass wir feststellen: Hier müssen wir die erste Schicht rausnehmen!", sagt Manuel Kölker.

Streckenabschnitt zwölf Jahre alt

Kölker geht davon aus, dass der besonders leise Flüsterasphalt normalerweise etwa zehn Jahre hält. Dichter Gussasphalt hält hingegen in der Regel 30 Jahre.

zu sehen Manuel Kölker von der Autobahn GmbH

Manuel Kölker von der Autobahn GmbH

Wie lange der Flüsterasphalt hält, hängt aber davon ab, wie stark er belastet ist: "Es gibt Strecken, auf denen es schon seit 20 Jahren keine Probleme gibt. Genauso gibt es Fälle, da merken wir nach 10 Jahren, dass es brenzlig wird". Der Streckenabschnitt auf der A61 wurde vor zwölf Jahren gebaut, sei aber nicht allzu stark befahren worden.

Flüsterasphalt - begrenzte Lebensdauer 

Hat der Asphalt seine Lebensdauer überschritten, nimmt die Griffigkeit ab. Der offenporige Flüsterasphalt ist von Außeneinflüssen stärker betroffen, weil die Poren schneller verstopfen. "Sind die Poren verstopft, würden sich Sprühfahnen und Aquaplaning bilden und dann wird es kritisch", sagt Straßenbau-Ingenieur Frédéric Otto, der das Thema Asphalt an der RWTH Aachen erforscht. Dieser Wasserfilm auf der Oberfläche kann zu Glätte und Unfällen führen.

Dabei machen die Poren und Hohlräume den Flüsterasphalt so leise. Seit über 30 Jahren kommt der Flüsterasphalt auf deutschen Straßen zum Einsatz. "Bei hoher Geschwindigkeit auf den Autobahnen wird Luft zwischen Reifen und Fahrbahndecke gepresst, dabei entsteht das Fahrgeräusch, was wir als Lärm wahrnehmen. Durch die Poren im offenporigen Asphalt entweicht die Luft aber in die Hohlräume." Der Lärm kann dadurch halbiert werden.

Griffigkeitsprüfung am Sonnborner Kreuz

Ein weiteres Problem mit der Griffigkeit ist aktuell am Sonnborner Kreuz bei Wuppertal zu beobachten. Seit mehreren Monaten gilt hier Tempo 80. Der Grund ist, dass der neu verlegte Flüsterasphalt erst eingefahren werden muss, bis er griffig ist. Das dauert im Normalfall bei Flüsterasphalt bis zu sechs Wochen. Durch schlechte Wetterverhältnisse kann sich der Griffigkeits-Prozess deutlich verzögern. In dieser Phase können Nässe und Tempoüberschreitungen Unfälle begünstigen.

Nach dem Unfall am Montag ist die Aufgabe der Autobahn GmbH jetzt, an dieser Stelle die Griffigkeit zu messen. Geplant ist das Mitte April, da erst ein Teil der Fahrbahndecke instand gesetzt werden muss.

Über dieses Thema hat der WDR am 27.02.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Düsseldorf berichtet.

Unsere Quellen:

  • Autobahn GmbH
  • Straßenbau-Ingenieur Frédéric Otto von der RWTH Aachen