Nach der Abschiebung aus Wuppertal droht Todesstrafe
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Nach der Abschiebung aus Wuppertal droht Todesstrafe
Stand: 24.08.2023, 19:53 Uhr
Die Abschiebung eines in Wuppertal lebenden Mannes aus Mauretanien wird von der katholischen Kirche und verschiedenen Asylorganisationen kritisiert. Dem 26-jährigen Side droht im Gefängnis des afrikanischen Landes jetzt die Todesstrafe, weil er hier vom Islam zur Katholischen Kirche konvertiert war.
Von René Rabenschlag
Side wollte unbedingt Christ werden. Der Wuppertaler Pastoralreferent Werner Kleine kennt Side gut. Fast ein Jahr lang hat er ihn in der Citykirche auf seine Taufe vorbereitet. Doch im Juli ist Side abgeschoben und in Mauretanien offenbar sofort verhaftet worden.
"Das ist das Schlimmste, was ich mir vorstellen konnte", sagt Kleine. Er wusste, dass für einen Täufling, der vorher einmal Muslim war, in den Heimatländern Lebensgefahr bestehe.
Ein Stuhl bleibt frei
Pressekonferenz heute Mittag in der Citykiche: Ein Stuhl im Besprechungsraum bleibt frei, denn genau dort habe Side bei den regelmäßigen Gesprächen zur Katechese vor der Taufe immer gesessen.
Im Jahr 2018 war Side mit einem speziellen Visum für ein Ingenieurstudium nach Wuppertal gekommen. Die Voraussetzung dafür sind Deutschkurse. Bei der letzten, sogenannten C1-Prüfung scheiterte er jedoch. Damit wurde das Visum ungültig. Für Werner Kleine verwunderlich: "Ich habe mich mit ihm immer gut auf Deutsch unterhalten können. Er war motiviert".
Abschiebung kam offenbar überraschend
Kurz vor der geplanten Taufe wurde Side zunächst verhaftet. Im Abschiebegefängnis in Büren fand auf seinen Wunsch noch eine sogenannte Nottaufe statt. Nach 126 Tagen in Haft wurde Side als Katholik ins streng islamische Mauretanien ausgeflogen und wurde dort verhaftet.
Inken Vollmering von der Unabhängigen Flüchtlingshilfe Wuppertal e.V. berichtet, dass die Abschiebung mit hohem Aufwand per Eincharterflug stattfand. Das sei schon deshalb ungewöhnlich, weil sich Side nie etwas strafrechtlich habe zu Schulden kommen lassen, so Vollmering.
Aus dem Wuppertaler Ausländeramt gab es heute aus terminlichen Gründen keine Stellungnahme zu dem Fall. Das Düsseldorfer Ministerium für Flucht und Integration erklärte auf WDR-Anfrage, dass der Fall bekannt sei. Aus rechtlichen Gründen habe man aber keine Handhabe. Ein Gericht hatte die Abschiebung von Side für Rechtens erklärt.
Kölner Kardinal und Deutsche Botschaft eingeschaltet
Die Kirche und andere Organisationen setzen sich weiter für Side ein. Immerhin, so heißt es, werde die drohende Todesstrafe wegen des "Abfalls vom Islam" in Mauretanien aktuell nicht vollstreckt.