Warum ist das Baden im Rhein nicht grundsätzlich verboten?

Stand: 31.05.2023, 06:00 Uhr

Das Schwimmen im Rhein ist lebensgefährlich. Immer wieder kommt es zu tödlichen Badeunfällen, weil Menschen die Strömung unterschätzen. Warum ist das Baden im Rhein dann nicht grundsätzlich verboten?

Das schöne Frühsommerwetter zieht viele ans Wasser und einige auch ans Rheinufer. Um sich abzukühlen, lockt es die Menschen auch ins Wasser. Immer wieder warnt die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) vor dem Baden und Schwimmen in dem großen Fluss - mit all seinen Untiefen, Strömungen, Strudeln und dem starken Sog von Schiffen. Doch die Gefahr wird oft unterschätzt - es kommt immer wieder zu tödlichen Badeunfällen.

Wo gilt im Rhein bislang Badeverbot?

Ein Hinweisschild mit der Aufschrift "Achtung Lebensgefahr"

Die rechtliche Grundlage für Bade- und Schwimmverbote bilden in Deutschland zwei Gesetzestexte: Die Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung und das Bundeswasserstraßengesetz. Grundsätzlich verboten ist das Baden im Rhein aber nicht. Das Gesetz verbietet das Baden bislang nur an bestimmten Stellen, zum Beispiel Hafeneinfahrten, Brücken oder Schleusen.

"Im Rhein ist das Schwimmen nach der Verordnung über das Baden in den Bundeswasserstraßen Rhein und Schifffahrtsweg Rhein-Kleve nur in bestimmten Zonen verboten. So gilt 100 Meter oberhalb und unterhalb von Rheinhäfen absolutes Badeverbot", heißt es von Seiten der Stadt Düsseldorf. "Wer zum Schwimmen in den Rhein geht, der kann genauso gut auf der Autobahn joggen gehen", schreibt die Düsseldorfer Rathausführung auf der Homepage der Stadt.

Warum gibt es kein generelles Badeverbot im Rhein?

Der Gesetzgeber habe einiges offengehalten, gibt Marco Vogt im SWR zu bedenken. Er ist Pressesprecher des DLRG-Landesverbands Rheinland-Pfalz. Außerdem: Da der Fluss dem Bund gehört, müsste aus rechtlicher Sicht dieser ein entsprechendes Verbot aussprechen. Und dessen Umsetzung dann auch sicherstellen. Ob die Umsetzung eines umfassenden Verbots überhaupt gelingen würde, ist Vogt zufolge fraglich:

"Weder die DLRG noch die Wasserschutzpolizei kann überall gleichzeitig sein." Marco Vogt, Pressesprecher des DLRG-Landesverbands Rheinland-Pfalz e.V.

Gibt es NRW-Städte, die ein Verbot ausgesprochen haben?

Ja, Duisburg ist eine der wenigen Städte, in denen das Baden im Rhein grundsätzlich verboten ist. Wer sich nicht daran hält, dem droht ein Bußgeld in dreistelliger Höhe. Ein grundsätzliches Badeverbot überall am Rhein mit gesicherten Zonen für Badende wünscht sich auch DLRG-Rettungsschwimmer Martin Flasbarth. Gesicherte Zonen für Badende würde er aber nur für gut heißen, "wenn ständig eine Bewachunng da wäre."

So ein Verbot sollte es grundsätzlich geben, wünscht sich auch Frank Zantis von der DLRG in Krefeld. Manche Leute würden Verbote zwar ignorieren, möglicherweise hätte man durch ein generelles Badeverbot aber den ein oder anderen Toten weniger.

Wie gefährlich ist der Rhein?

Buhnen am  Rhein in Düsseldorf

Das Planschen im Rhein ist "lebensgefährlicher Leichtsinn", meint Volker Scholz von der Wasserschutzpolizei Duisburg. Er erklärt, dass zwischen den Buhnen kleine Strudel entstehen - und wenn man da einmal rein gerät, werde man mitgerissen. Buhnen sind die kleinen aufgeschütteten Dämme, die quer zur Strömung errichtet werden.

"Die Kraft verlässt einen dann schnell - und man geht unter." Volker Scholz, Wasserschutzpolizei Duisburg

Dazu kommt, dass der Rhein eine Fließgeschwindigkeit von ungefähr sechs Stundenkilometern hat - was nicht zu unterschätzen ist. Auch erfahrene Schwimmer kommen dagegen oft nicht an. Auch Frank Zantis von der DLRG in Krefeld sieht die Gefahr vor allem unterhalb der Wasseroberfläche. Hier sehe man leider nicht die Unterströmungen, die für einen ungeübten Schwimmer tödlichen enden könnten.

"Die Gefahr lauert unter Wasser. Man wird ganz stark mitgerissen und kommt da nicht gegen an." Frank Zantis, DLRG Krefeld

Der Wellengang und die Sogwirkung der vorbei fahrenden Schiffe bei Niedrigwasser können besonders tückisch sein. Gerät der Schwimmer dann in die Fahrrinne, ist ein Zurückkommen ans Ufer aus eigener Kraft so gut wie unmöglich.

Wie wird entlang des Rheins vor den Gefahren gewarnt?

Entlang des Rheins stehen mittlerweile viele mehrsprachige Warnschilder. Doch Schilder allein lösen das Problem nicht, sagt auch der Duisburger Polizist Stefan Hausch. Und Verbote müssten auch kontrolliert und geahndet werden. "Das höchste Bußgeld, das Menschen bezahlen, ist ihr Leben", so Hausch. Deshalb versuche man gemeinsam mit DLRG, Rotem Kreuz und den Gemeinden am Rhein immer wieder auf Gefahren hinzuweisen.

Manchmal sind es aber auch einfach aufmerksame Anwohner, die andere im Gespräch aufklären. So wie Josef Devers. Er ist in Orsoy im Kreis Mores aufgewachsen, und wenn er leichtsinnige Menschen am Ufer sieht, weist er sie einfach auf die Gefahren hin. Ihnen erklärt er dann auch, dass nicht nur Schwimmer gefährdet sind, sondern auch Menschen, die knietief ins Wasser gehen.

"Dann kommt ein Schubverband und erzeugt eine Unterströmung. Dann werden die Leute quasi von den Beinen geholt". Josef Devers, Anwohner in Orsoy

Viele kennen diese Gefahren nicht. Schon gar nicht, wenn sie nicht aus der Region sind. 2021 ertrank in Orsoy ein 29-jähriger Mann aus einer Flüchtlingsunterkunft. Dort informiert die DLRG deshalb jetzt auch Bewohner in Flüchtlingsheimen.