Demnach sind die Preise für Wohnimmobilien im Vergleich zum 2. Quartal 2022 um durchschnittlich 9,9 Prozent gesunken, so stark wie noch in keinem Quartal seit dem Jahr 2000. Allerdings hatte der Häuserpreisindex im Jahr 2022 seinen bisherigen Höchststand erreicht, nachdem die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Wohnungen zwischen 2010 und 2021 schon um 84 Prozent gestiegen waren. Seitdem sind die Preise jedes Quartal gesunken. Experten sprechen deswegen aktuell von einer Preiskorrektur.
Preise sinken in allen Regionen
Die sinkenden Immobilienpreise betreffen sowohl ländliche Regionen, als auch Großstädte. Das Statistische Bundesamt teilt die Städte und Kreise in fünf Kreistypen ein: Metropolen - dazu gehören in NRW Köln und Düsseldorf - Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern, städtisch geprägte Kreise, ländliche Kreise mit Verdichtungsansätzen und dünn besiedelte ländliche Kreise, wobei es diese in NRW nicht gibt.
Besonders stark war der Einbruch in den Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf. Hier sanken die Preise für Wohnungen um 9,8 Prozent, für Ein- und Zweifamilienhäuser mussten sogar 12,6 Prozent weniger gezahlt werden.
Aber auch in den anderen Kreistypen sind die Immobilienpreise deutlich gesunken, in dünn besiedelten ländlichen Regionen war der Rückgang mit 7,0 Prozent für Eigentumswohnungen und 8,1 Prozent für Ein- und Zweifamilienhäuser noch am geringsten.
Halbes Jahr statt einer Woche: Immobilien-Verkauf dauert länger
Eine wesentliche Ursache für den Preisverfall ist die Kaufrückhaltung von Immobilieninteressenten. Die greifen nicht mehr so schnell zu wie noch vor ein, zwei Jahren. Das spüren auch Immobilienmakler wie Ansgar Mertens. Einige Immobilien in seinem Bestand versucht er schon seit einem Jahr an den Käufer zu bringen: "Vor zwei Jahren da gingen die Immobilien in einer Woche weg, inzwischen sind die Kunden sehr verunsichert, achten sehr auf den Zustand und die Lage und wollen am Ende über den Preis diskutieren."
Das führt vor allem bei sanierungsbedürftigen Häusern und Wohnungen mit schlechter Energiebilanz zu deutlichen Abschlägen. Michael Voigtländer macht vor allem zwei Faktoren für die Preisrückgänge verantwortlich, die stark gestiegenen Energiekosten und die Zinswende: "Man kann nicht mehr so viel finanzieren und das merkt man in der Preisentwicklung. Hinzu kommt, dass die Energiekosten stark gestiegen sind und deswegen achten alle mehr auf Immobilien mit hohem Energieverbrauch."
Preisrückgang wohl nur eine Momentaufnahme
Michael Voigtländer glaubt aber nicht, dass sich der derzeitige Trend der sinkenden Immobilienpreise langfristig fortsetzen wird. Dagegen sprächen zwei aktuelle Entwicklungen: "Wir sehen dass die Mieten sehr stark steigen und dass die Bautätigkeit stark zurück geht. Das sind Entwicklungen, die die Preise dämpfen werden. Deswegen erwarte ich eher eine Seitwärtsbewegung der Immobilienpreise."
Die weiter steigenden Mieten führt er neben dem knappen Wohnraum auch darauf zurück, dass mehr Menschen in den Mietmarkt drängen, die sich aktuell kein Eigenheim leisten können. Die sinkende Bautätigkeit der Bauträger habe mit gestiegenen Baukosten zu tun. Die könnten diese aktuell nicht mehr so einfach an die Käufer weitergeben. Auch Deutschlands größter Immobilienkonzern, die Bochumer Vonovia hatte zuletzt alle Bauvorhaben auf Eis gelegt.