RAF: War die dritte Generation zu spät auf dem Schirm?
Aktuelle Stunde . 04.03.2024. UT. Verfügbar bis 04.03.2026. WDR. Von Birgit Grigo.
RAF-Fahndung: Staub und Garweg waren wohl auch in NRW aktiv
Stand: 03.03.2024, 20:58 Uhr
Die Polizei sucht nach den mutmaßlichen Ex-RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Staubs und Garwegs Vergangenheit führt auch nach NRW.
Die Rote Armee Fraktion - kurz RAF - sorgte in Deutschland von den 1970ern bis in die 1990er-Jahre für Aufruhr. Die linksextremistische Terrorgruppe ermordete mehr als 30 Menschen. Staub und Garweg schlossen sich wohl erst gegen Ende der RAF an, als Teil der sogenannten "Dritten Generation".
Die beiden sind nach wie vor untergetaucht - ihre mutmaßliche Komplizin, Daniela Klette, wurde vor rund einer Woche in Berlin festgenommen. Seitdem hat die Polizei die Suche nach den zwei Männern der Dreiergruppe noch einmal verstärkt.
Staub und Garweg mit Hamburger Bezug
Ernst-Volker Staub ist in Hamburg geboren und aufgewachsen, er wurde schon 1984 zusammen mit anderen RAF-Mitgliedern das erste Mal verhaftet und wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilt. Ende der 1980er-Jahre kam er frei und war von da an wohl wieder Teil der Terrorgruppe.
Burkhard Garweg stammt ursprünglich aus Bonn, wuchs aber ebenfalls in Hamburg auf. Vermutlich schloss er sich zu Beginn des Jahres 1990 der RAF an.
Wenig über dritte RAF-Generation bekannt
An welchen Anschlägen die beiden mutmaßlich beteiligt waren, ist bis heute nicht sicher. "Über der dritten RAF-Generation liegen weitgehend Schleier", sagt Butz Peters, Rechtsanwalt und ehemaliger "Aktenzeichen XY"-Moderator, der sich mit der RAF intensiv beschäftigt hat.
Von den zehn Morden dieser Gruppe ist nur ein einziger aufgeklärt. Und es gab zahlreiche weitere Aktionen. Bei den vier Anschlägen in NRW weiß man bis heute nicht, wer genau dahintersteckt.
Aktionen in Bonn, Königswinter und Düsseldorf
Der erste Anschlag fand 1986 in Bonn-Ippendorf statt. Dort wurde Gerold von Braunmühl erschossen, Diplomat im Auswärtigen Amt. Hier waren Staub und Garweg ziemlich sicher nicht beteiligt: Staub saß zu dem Zeitpunkt im Gefängnis, Garweg hatte sich der RAF wohl noch gar nicht angeschlossen.
Anders sieht das aber bei den Anschlägen auf Staatssekretär Hans Neusel in Bonn-Auenberg, 1990, und den Präsidenten der Treuhandanstalt, Detlev Karsten Rohwedder, im Jahr 1991 in Düsseldorf aus. Neusel überlebte den Bombenanschlag, Rohwedder wurde in seinem Haus erschossen.
Ex-RAF-Terroristen Burkhard Garweg (l-r), Ernst-Volker Wilhelm Staub und Daniela Klette
Und auch beim Angriff auf die US-Botschaft 1991 könnten die beiden beteiligt gewesen sein. Von Königswinter aus schossen Unbekannte mehr als 250 Mal über den Rhein. Im Fluchtfahrzeug wurde später ein Haar von Staubs und Garwegs mutmaßlicher Komplizin gefunden: Daniela Klette.
Später eher Raubüberfälle
Die RAF löste sich 1998 offiziell auf - doch Staub und Garweg traten weiter in Erscheinung. Mindestens Staub soll 1999 bei einem Überfall auf einen Geldtransporter in Duisburg dabei gewesen sein.
Die Behörden waren sich damals nicht sicher, ob das der Anfang einer neuen Terror-Organisation sein könnte. Doch schon damals sah es eher weniger nach einem terroristischen Motiv aus, sondern eher nach einer Geldbeschaffungsmaßnahme für das Leben im Untergrund.
Dem Überfall folgten noch weitere: Zum Beispiel 2006 in Bochum-Wattenscheid und 2009 in Löhne. Immer wieder wurden Spuren von allen dreien gefunden: Klette, Staub und Garweg. Daniela Klette ist die Polizei jetzt, nach über 30 Jahren auf die Spur gekommen. Die anderen beiden sind weiter auf der Flucht.
Über dieses Thema hat der WDR am 3. März 2024 auch im WDR Fernsehen in der Aktuellen Stunde ab 18.45 Uhr berichtet.