Kinder und Jugendliche kommen früher mit Pornos in Kontakt I WDR Aktuelle Stunde

03:43 Min. Verfügbar bis 11.09.2026

Kinder kommen früher mit Pornos in Kontakt - wie darüber sprechen?

Stand: 11.09.2024, 14:45 Uhr

Eine Umfrage kommt zu dem Ergebnis: Kinder kommen immer früher mit Pornos in Kontakt. Wie bereite ich mein Kind darauf vor?

Von Daniel Schwingenheuer

Nach der Schule auf dem Weg nach Hause. Der Mitschüler zieht das Smartphone aus der Tasche, drückt auf Play und schon läuft er, der Porno. Kinder und Jugendliche kommen immer früher damit in Kontakt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 3.000 Minderjährigen der Medienanstalt NRW. 42 Prozent der 11- bis 17-Jährigen haben schon einmal einen Porno gesehen.

Die Umfragen-Macher bezeichnen das Ergebnis als "besorgniserregend". Vor allem, weil der Erstkontakt immer früher stattfindet: 26 Prozent der Jugendlichen bis 13 Jahre kamen bereits mit Pornos in Berührung. Und die Kinder und Jugendlichen können das Gesehene häufig nicht richtig einordnen.

Dreiviertel der Kinder und Jugendlichen geben an, das Gesehene für eine reale Abbildung der Sexualität zu halten. Sie stellen nicht infrage, ob das vielleicht inszeniert ist. Tobias Schmid, Leiter der Landesanstalt für Medien in NRW

Wie kann die Urteilsfähigkeit der Kinder besser werden?

Carsten Müller ist Sexualpädagoge und regelmäßig in Schulen unterwegs, um mit Kindern und Jugendlichen über Liebe, Sexualität und Partnerschaft zu sprechen. Er findet es wichtig, dass ihnen realistische Bilder über diese Themen vermittelt werden.

Damit sie dann das, was sie im Rahmen von Pornografie und anderen Dingen, die sie sehen, in ein ungefähres Gleichgewicht bekommen. Carsten Müller, Sexualpädagoge

Die Aufgabe lässt sich aber nicht alleine in den Schulen lösen.

Sexualität von Anfang an begleiten

Das Bild zeigt zwei Kinder mit Smartphones in der Hand.

"Es ist wichtig, die Sexualität von Kindern von Anfang an offen zu begleiten", sagt Michael Hummert. Auch er ist Sexualpädagoge und arbeitet für das Institut für Sexualpädagogik. Kinder seien von Natur aus neugierige Wesen. Auch mit kleinen Kindern könnten Eltern behutsam über Themen wie Liebe, Partnerschaft und Sexualität sprechen und Fragen kindgerecht beantworten.

Aber woher wissen Eltern, dass der Moment gekommen ist, mit ihren Kindern das erste Mal auch konkret über Pornos zu sprechen?
WhatsApp, Instagram, Snapchat oder TikTok sind laut der Umfrage der Medienanstalt NRW die Plattformen auf denen die 11- bis 17-Jährigen am häufigsten mit sexuellen Inhalten in Kontakt kommen.

Porno-Konsum bei Jugendlichen: Wie damit umgehen?

WDR 5 Mittagsecho 11.09.2024 13:44 Min. Verfügbar bis 11.09.2025 WDR 5


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Sobald die Kinder das erste Smartphone bekommen, ist ein guter Zeitpunkt, um darüber zu sprechen, dass auch Bilder und Videos Sexualität darstellen können - manchmal auch unrealistisch. Michael Hummert, Insitut für Sexualpädagogik

Die Wirkung von Pornofilmen sei umso stärker, wenn man keine Ahnung habe, was da passiert. Wenn Eltern von Anfang an auch beim Thema Sexualität offen sind, entstünde eine Vertrauensbasis. Das mache es für Kinder einfacher über Inhalte zu sprechen, die in ihnen Scham auslösen. Manchmal entstehe das Gefühl auch durch beispielsweise Bilder und Videos mit sexuellen Inhalten, die die Kinder ungewollt bekommen haben.

Große Plattformen in der Pflicht

Tobias Schmid von der Landesanstalt für Medien NRW sieht dringenden Handlungsbedarf bei Plattformen wie WhatsApp, Snapchat und Co. Vor allem auf politischer Ebene müssten Taten folgen.

Die Europäische Kommission hat uns mit dem neuen Digital Service Act versprochen, diese Problembereiche in den Griff zu bekommen. Es wäre schön, wenn sie es jetzt auch halten würde. Tobias Schmid, Leiter der Landesanstalt für Medien in NRW

Die Plattformen müssten zu einem sicheren Ort werden. Das heißt, dass Bilder und Videos mit unpassenden Inhalten nicht einfach an Minderjährige ausgespielt werden dürfen.

Unsere Quellen:

  • Umfrage der Landesmedienanstalt NRW "Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen mit Sexting und Pornos"
  • Interview mit Tobias Schmid, Leiter der Landesanstalt für Medien in NRW
  • Interview mit Carsten Müller, Sexualpädagoge
  • Interview mit Michael Hummert, Sexualpädagoge, Instistut für Sexualpädagogik