"Er", "Sie", "They": Personalpronomen werden zum Politikum

Stand: 20.10.2022, 14:43 Uhr

Ausdruck für ein Identitätskonzept oder "Genderwahn"? Personalpronomen wie "sie" oder "they" sind zu einem Politikum geworden. In Bielefeld war der Wortgruppe deshalb eine wissenschaftliche Konferenz gewidmet.

Personalpronomen gehören zu den kürzesten Wörtern der deutschen Sprache. Und dennoch ist diesen Fürwörtern wie "er", "sie" und "es" oder auch dem englischen "they" in Bielefeld nun eine zweitägige Konferenz gewidmet worden. "Es ist eigentlich eine unauffällige Wortgruppe. Aber sehr, sehr bedeutsam", sagte Mona Körte, Professorin für Literaturwissenschaft und Organisatorin der Tagung "Personalpronomen: Grammatik im Wandel?"

Personalpronomen, auch persönliche Fürwörter genannt, seien derzeit "hochgradig politisch aufgeladen", sagte Körte. Vor allem bei jüngeren Menschen ist es zuletzt gängiger geworden, sie in sozialen Medien oder in Signaturen anzugeben. Damit lassen sich unterschiedliche Identitätskonzepte ausdrücken. Bei nicht-binären Menschen - die sich nicht oder nur teilweise in die Kategorie Frau oder Mann einordnen - hat sich etwa "they/them" etabliert.

Es gehe gar nicht nur um Repräsentation, sondern auch um "Verantwortung, die ich dafür habe, respektvoll und anerkennend meinem Gegenüber zu begegnen, für den respektvollen Umgang miteinander", erklärte Tomke König, Professorin für Geschlechtersoziologie. Auf der anderen Seite stehen Kritiker, die "Sprachverunstaltung" oder "Genderwahn" wittern.

Mehr Wissenschaft in der Debatte

In der politischen Debatte spiele Wissenschaft kaum eine Rolle, sagte Körte. "Unsere Tagung ist ein Ansatz, ein Versuch in diese Richtung." Neben der Sprachwissenschaft waren auch Philosophie, Biologie oder Soziologie vertreten. Interessant sei, "dass die Wissenschaft bei den Pronomen nicht einhegt und befriedet, sondern sie macht deutlich, dass sie in ihrer Variabilität, ihren Schattierungen und Nuancen schon sehr lange ein Thema sind", sagte Körte.