Teilnehmer des Ostermarsches Rhein/Ruhr tragen Protestplakate auf den Hanseplatz, wo unter dem Motto "Verhandeln statt schießen" eine Abschlusskundgebung stattfindet.

Ostermarsch 2023: Friedensdemos in Kriegs-Zeiten

Stand: 10.04.2023, 17:43 Uhr

An den Ostermärschen haben sich in den vergangenen Tagen in NRW Hunderte Menschen beteiligt. Selten ging so ein Riss durch die Friedensbewegung, wie seit Beginn des russischen Angriffskriegs, sagt Friedensforscher Jochen Hippler.

Deutschlandweit waren es Tausende Menschen, die über die Feiertage an den Ostermärschen teilnahmen. Im Zentrum der Kundgebungen stand der Ukraine-Krieg.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Friedensdemo an Ostern

Teilnehmer des Ostermarsches Rhein-Ruhr

In Dortmund ging am Montag der Ostermarsch Rhein-Ruhr zu Ende. Demos gab es an den zurückliegenden Tagen unter anderem auch in Krefeld, Hamm, Gütersloh, Bielefeld, Münster, Iserlohn, Düren, Köln, Wuppertal und Neuss. Seit mehr als 60 Jahren wird an Ostern gegen Atomwaffen und für Frieden demonstriert.

Friedensbewegung tief gespalten

Doch die Friedensbewegung ist offenkundig tief gespalten, wie der Friedensforscher Jochen Hippler gegenüber dem WDR betonte. Manchen Ostermarschierern gehe es nicht um die Frage Waffenlieferungen ja oder nein, sondern darum, wer den Krieg zu verantworten habe.

Es müsse Frieden in der Ukraine her, und zwar sofort, lautet eine Forderung bei den Ostermärschen in NRW. Aber mancherorts wird nicht etwa der russische Aggressor als Übeltäter ausgemacht, sondern die Bundesregierung. Deutschland müsse alles tun, um über Diplomatie zu Frieden in der Ukraine zu kommen, sagt eine Ostermarschiererin dem WDR. Westliche Waffenlieferungen an die Ukraine dürfe es nicht länger geben.

Forderung nach Friedensverhandlungen

Das wahre Problem im Ukraine-Krieg sei die Nato, meint eine andere Ostermarschiererin. Russlands Machthaber Wladimir Putin fühle sich durch die Nato bedroht. Insofern habe er nicht die Ukraine angegriffen, sondern in einem schwelenden Konflikt eingegriffen.

Bei vielen Demos wurden Friedensverhandlungen gefordert. Der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) sieht solche Forderungen kritisch. "Pazifismus, der nicht wehrhaft ist, der ist nicht wirkungsvoll", sagte Baum am Samstag im Gespräch mit dem WDR. Dennoch würde er nie so weit gehen wie sein Parteikollege Alexander Graf Lambsdorff. Dieser hatte vor einem Jahr erklärt, die Demonstranten betrieben das "Propagandageschäft Putins".

"Das tun sie natürlich nicht bewusst", betonte Baum. "Die Ostermärsche waren gekennzeichnet von einer Friedenssehnsucht, die ich auch habe. Aber ich verbinde sie mit der Realität."

Linken-Co-Chef Martin Schirdewan sagte der Deutschen-Presse Agentur mit Blick auf die Ostermärsche, trotz der kontroversen Diskussion zum Konflikt müsse es eine eindeutige Positionierung der Friedensbewegung insgesamt geben. Das bedeute "internationale Solidarität" mit der völkerrechtswidrig angegriffenen Ukraine und eine "klare Verurteilung des russischen Angriffskrieges". Gleichzeitig kritisierte der Linken-Politiker das "einseitige Fokussieren" der Bundesregierung auf Waffenlieferungen und Ausbildung von ukrainischen Soldaten.

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