O'zapft is - Erstes Fass angestochen

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Oktoberfest endet: Was Menschen am bayerischen Volksfest so fasziniert

Stand: 06.10.2024, 18:36 Uhr

Heute endet das Oktoberfest in München. In NRW wird auf ähnlichen Veranstaltungen noch weiter gefeiert. Warum das Volksfest so beliebt ist.

Es ist auch in NRW schwierig, dem Hype um das Oktoberfest zu entkommen. Supermärkte bewerben in "blau-weißen Wochen" Weißwürste, Laugenbrezn und Weißbier. Der sonst auf Karneval spezialisierte Kostümladen Deiters preist Lederhosen und Dirndl an. In zahlreichen Städten und Gemeinden hängen Ankündigungen, dass auch bei ihnen das Oktoberfest gefeiert wird.

Beim Original auf der Theresienwiese in München ist am Sonntag hingegen bereits der letzte Festtag angebrochen. Bis Mitternacht soll noch gefeiert werden. Nach einer ersten Schätzung der Festleitung besuchten 6,7 Millionen Menschen das Volksfest. Seit Wochen hatte sich in München alles um Volksmusik, Trachten und vor allem Bier gedreht.

Dabei war ausgerechnet Bier gar kein Thema, als die Münchner vor 214 Jahren zum ersten Mal auf der Theresienwiese feierten. Anlass war damals die Hochzeit von Ludwig von Bayern mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen, Hauptattraktion ein Pferderennen. Später kamen dann auch Fahrgeschäfte dazu. Die ersten großen Bierzelte kamen Ende des 19. Jahrhunderts. Den offiziellen Fassanstich durch den Münchner Oberbürgermeister ("O’zapft is!") zum Start der Wiesn gibt es erst seit 1950.

Städte außerhalb Bayerns kopieren Erfolgskonzept

Trotzdem kennen die meisten Menschen auf der ganzen Welt das Oktoberfest vor allem als Bierfest. Sechseinhalb Millionen Maß wurden im vergangenen Jahr nach Informationen der Veranstalter ausgeschenkt. Mehr als 7,2 Millionen Besucher lockte die Wiesn nach München. Nach Informationen der Stadt sind darunter jedes Jahr auch zahlreiche Besucher aus der Schweiz, Großbritannien, Italien, Österreich und Frankreich, aber auch aus den USA, Australien, Brasilien und Kanada.

Brauchen wir Oktoberfeste in NRW?

WDR Studios NRW 20.09.2024 02:19 Min. Verfügbar bis 20.09.2026 WDR Online


Gleichzeitig wird das Oktoberfest auch in die ganze Welt exportiert. Mittlerweile wird es unter anderem in China, den USA, Australien und Japan gefeiert. Auch in NRW gab und gibt es zahlreiche große und kleine Oktoberfeste. Einige dauerten nur einen Abend, andere, wie beispielsweise das Rü Oktoberfest auf dem Flughafen Essen/Mülheim, laufen mit vier Wochen sogar länger als das Münchner Original.

In Dortmund endet das Fest wie in München am Sonntag, in Düsseldorf einen Tag später. In Münster, Bochum und Hagen werden die Bierzelte erst rund eine Woche später abgebaut.

Volksfeste geben Sicherheit

Dass das Volksfest so beliebt ist, wundert Katrin Bauer nicht. "Das Oktoberfest passt einfach sehr gut in unsere Zeit", sagt die Wissenschaftlerin, die sich am Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) unter anderem mit Bräuchen und Ritualen beschäftigt.

"Bei der aktuellen Schnelllebigkeit und den vielen Krisen auf der ganzen Welt bietet das Oktoberfest die Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und Sorgen eine Zeit lang zu vergessen." Katrin Bauer, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

Um das zu leisten, müsse eine solche Veranstaltung bestimmte Elemente enthalten. "Zum Beispiel das bewusst Über-die-Stränge-schlagen", sagt Bauer. Aber auch Rituale wie das gemeinsame Singen und Schunkeln, Paraden oder Verkleidungen seien wichtig. "Diese finden sich auch in anderen Festen wieder", erklärt sie. "Zum Beispiel im Karneval oder bei Schützenfesten."

Einfache Rituale in München

Dafür, dass trotz dieser Ähnlichkeiten kein anderes Volksfest der Welt mehr Besucher anlockt als das Oktoberfest, macht Bauer mehrere Faktoren verantwortlich: "Anders als zum Beispiel beim Karneval, der teilweise in Sälen, in Kneipen und auf der Straße gefeiert wird, und je nachdem etwas anders abläuft, sind die Rituale auf dem Oktoberfest sehr rudimentär." So wisse jeder, was als nächstes passiere und könne sofort mitmachen.

Kellnerin über das Benehmen der Wiesn-Gäste aus NRW

WDR Studios NRW 20.09.2024 03:48 Min. Verfügbar bis 20.09.2026 WDR Online


Andererseits habe München genau wie ganz Bayern früh verstanden, sich gut zu vermarkten. "Für viele Menschen auf der ganzen Welt sind riesige Bierkrüge, Dirndl und Lederhosen nicht nur typisch bayerisch, sondern auch typisch deutsch", sagt Bauer.

Gerade in NRW sieht Bauer das importierte Oktoberfest aber nicht als Konkurrenz zu heimischen Festen wie beispielsweise dem Karneval. "Es ist eher eine willkommene Abwechslung für die Zeitspanne zwischen dem zurückliegendem Straßenkarneval und dem Beginn der Weihnachtszeit."

Unsere Quellen:

  • Interview mit Katrin Bauer vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
  • Webseiten der Oktoberfest-Veranstalter in NRW
  • Stadt München
  • Nachrichtenagenturen AFP und dpa

Korrektur:

In einer früheren Version hatten wir geschrieben, dass es erst seit 1950 Bier auf dem Oktoberfest gibt. Das war falsch, seit 1950 gibt es den offiziellen Fassanstich durch den Münchner Oberbürgermeister. Wir haben die Stelle korrigiert.