Wie weit ist NRW beim Wasserstoff-Ausbau?

Stand: 21.06.2022, 06:00 Uhr

Wasserstoff gilt als Zukunftsschlüssel für die Energiewende. So weit ist NRW mit dem Ausbau.

Von Benjamin Sartory

Am größten Stahlstandort Europas in Duisburg kämpft Thyssen Krupp-Steel um seine Zukunft. Die umweltbelastende Stahlproduktion mit Hilfe von Kohle soll überwunden werden. Seit 2019 testet das Unternehmen deshalb die Alternative Wasserstoff.

Stahl mit Wasserstoff produzieren

Thyssen-Krupp-Werk in Duisburg

Thyssen will Stahl mit Wasserstoff herstellen

Bis 2045 will Thyssen den Stahl so klimaneutral produzieren. Ein Milliarden teures und für die Industrie wegweisendes Ziel. Der Mammut-Umbau ist auch Teil der sogenannten Wasserstoff-Roadmap, die NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart Ende 2020 vorgestellt hat.

Pipeline zwischen Duisburg und Rotterdam?

Laut diesem Fahrplan des Ministeriums wird NRW 90 Prozent des benötigten Wasserstoffes importieren müssen, unter anderem aus den Niederlanden. Der Seehafen in Rotterdam und der größten Binnenhafen Europas in Duisburg haben deshalb kürzlich eine engere Zusammenarbeit beschlossen.

Rotterdam will europaweiter Knotenpunkt für den Transport des Gases werden, der Duisburger Hafen Drehscheibe für Deutschland. Es gibt sogar die Idee, zwischen beiden Städten eine Pipeline zu bauen.

Pipeline-Projekte gibt es auch in anderen Regionen. So wird eine unterirdische Erdgasleitung aus Niedersachsen über den Kreis Borken ins Ruhrgebiet für den Transport von Wasserstoff umgebaut.

Hersteller zögerlich beim Wasserstoff-LKW

Was den Verkehr angeht, steht im Moment der ÖPNV im Fokus. Erste Wasserstoffbusse sind in Hürth und Wuppertal auf der Straße. In weiteren Kommunen wie Duisburg und Essen ist die Anschaffung bereits beschlossen, woanders gibt es Vorplanungen.

Das Ziel, bis 2025 auch 400 Wasserstoff-LKW auf die Straße zu bringen, ist dagegen noch in weiter Ferne. Das liege auch daran, dass es bisher nur ein "überschaubares Angebot“ der Hersteller gebe, sagt Jochen Linßen. Der Professor hat für das Forschungszentrum Jülich an der Roadmap des Landes mitgewirkt.

Er sieht NRW beim Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur aber trotzdem weit vorne. Die Herausforderung sei es nun, aus den vielen Tests und Demonstrationsprojekten einen funktionierenden Markt hinzubekommen.

Mehr Windkraft für grünen Wasserstoff

Darum ist Wasserstoff unsere Energie der Zukunft

WDR 5 Quarks - Hintergrund 21.09.2020 10:49 Min. Verfügbar bis 21.09.2025 WDR 5


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Kritik kommt vom Landesverband Erneuerbarer Energien, LEE. Die Landesregierung setze zu viel auf den Import, so der Vorwurf. Um Wasserstoff hier klimaschonend herzustellen, müsste außerdem die Windkraft stärker ausgebaut werden, sagt LEE-Experte Maximilian Feldes: "Ohne grünen Strom werden wir keinen grünen Wasserstoff herstellen."

Immerhin: Seit Mitte 2021 produziert Shell in Wesseling grünen Wasserstoff. Eine größere Anlage ist dort bereits in Planung. Jochen Linßen vom Forschungszentrum Jülich betont trotzdem, dass NRW seinen Wasserstoff-Bedarf auch in fernerer Zukunft nicht alleine wird decken können.

Schließlich wird allein Thyssen Steel in Duisburg nach eigenen Angaben langfristig rund 720.000 Tonnen pro Jahr brauchen.