Begehrtes Brennholz: Darf ich im Wald Holz sammeln?

Stand: 29.07.2022, 18:53 Uhr

Öl und Gas sind teuer wie nie. Da wirkt das Heizen mit Holz wie eine günstige Alternative. Doch Brennholz ist oftmals ausverkauft. Darf ich dann in den Wald gehen und dort heruntergefallene Äste sammeln?

Wegen der aktuell extrem hohen Preise für Öl und Gas überlegen derzeit viele Menschen, wie sie im kommenden Winter zuhause möglichst kostengünstig heizen können. Glücklich schätzen können sich alle, die einen Holzofen zuhause haben - eigentlich.

Denn die Idee, auf Holz als Heizmittel umzusteigen, haben gerade viele. Das sorgt nicht nur dafür, dass auch der Preis für Holz steigt. Viele Händler können derzeit nur mit langer Wartezeit oder gar nicht liefern. "Die Lagerflächen der Brennholzhändler sind so gut wie leer und die Produktion neuer Ware ist aus vielerlei Gründen nicht kurzfristig realisierbar", heißt es dazu vom Bundesverband Brennholzhandel und Brennholzproduktion (BuVBB).

Darf man in den Wäldern in NRW Holz sammeln?

Trotz dieses Engpasses sollte man jedoch nicht einfach in den Wald gehen, um dort Äste und anderes Totholz zu sammeln. Das ist in NRW verboten. "Es gibt die sogenannte 'Handstrauß-Regel'", erklärt Michael Blaschke vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW. "Wenn sie sich eine handvoll Pilze sammeln wollen, um diese zuhause zu essen, ist das okay." Auch ein schöner, auf dem Boden liegender Ast, beispielsweise um damit das Wohnzimmer zu dekorieren, könne mitgenommen werden. "Aber Brennholz darf man nicht sammeln", so Blaschke.

Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Wälder in NRW mittlerweile sehr naturnah bewirtschaftet werden. "Wir wollen, dass die abgebrochenen Äste im Wald liegen bleiben, damit sie Lebensraum für Insekten bieten und sich langsam zersetzen und zu Waldboden werden", erklärt Blaschke.

Zudem sei jeder Quadratmeter Wald in NRW im Besitz von Land, Kommunen oder Privatpersonen. Wer Holz aus dem Wald mitnehme könne somit auch immer rechtlich belangt werden. "Das ist, als würde man auf das Feld eines Bauern gehen und dort Kartoffeln ausgraben und mitnehmen", sagt Blaschke. "Diebstahl." Dabei ist es egal, ob es sich um einen staatlichen oder einen privaten Wald handelt.

Was ist mit dem ganzen Holz, das wegen des Borkenkäfers gefällt wurde?

Ein Anblick, den man mittlerweile häufiger in den Wäldern sieht, sind große, komplett abgeholzte Flächen, auf denen zuvor Fichten standen. Weil sie vom Borkenkäfer befallen wurden und daraufhin abstarben, mussten sie gefällt werden. Doch auch dieses Bäume sind als Brennholz tabu.

"Dieses Holz wird von den Besitzern an die Industrie oder als Bauholz verkauft", sagt Blaschke. Zudem sei Fichte ohnehin kein beliebtes Brennholz.

Wie viele Wohnungen in NRW werden mit Holz beheizt?

Nach Informationen des Statistischen Landesamtes werden nur rund 3,2 Prozent der Wohngebäude in Nordrhein-Westfalen überwiegend mit erneuerbaren Energien beheizt. Unter diese Kategorie fallen neben Biomasse, Biogas, Sonnenenergie, Erd- und andere Umweltwärme und Abluftwärme auch Holz und Holzpellets.

Wie viele Wohnungen neben einer Gas-, Öl- oder anderer Heizung aber auch mit Holz beheizt werden können, geht aus der Statistik nicht hervor. Eine solche zweite Heizung böte jetzt die Möglichkeit, vermehrt mit Holz zu heizen.

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 29.07.2022 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.

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