Ein unterm Wasser stehendes Kartoffelfeld

Landwirte und Hochwasser: Was macht das viele Wasser mit Boden und Ernte?

Stand: 07.01.2024, 08:33 Uhr

Am Wochenende hat der Regen nachgelassen. Es ist kälter geworden. Aber auf vielen Feldern steht das Wasser noch und fließt nicht so schnell ab. Viele Landwirte fürchten um ihre Ernten.

Von Karin Bensch-Nadebusch und Catherine Jaspard

Viele Felder gleichen zurzeit eher Seen. Bei Bauer Hans-Heinrich Wortmann ist durch den Dauerregen Land unter auf dem Acker. Sein Winterweizen säuft ab.

Das ist natürlich für mich als Bauer eine Katastrophe. Ich habe hier Zeit und Arbeit und auch Geld investiert, um den Winterweizen auszusäen. Und jetzt durch den vielen Regen verfault der Keimling im Boden. Hans-Heinrich Wortmann, Landwirt
Hans-Heinrich Wortmann, Landwirt im Ruhrgebiet steht auf seinem vom Hochwasser überfluteten Weizenfeld

Landwirt Wortmann versucht seine Ernte zu retten

Der Landwirt aus Kamen, am Rande des Ruhrgebiets, versucht zu retten, was zu retten ist. Jeden Tag geht er auf sein Feld und schaufelt einen kleinen Graben frei. "Ich versuche das Wasser abzuleiten, damit hier nicht die gesamte, restliche Ackerfläche auch noch unter Wasser steht", so Wortmann.

Die Ernte könnte ein Totalausfall werden. Allein für dieses drei Hektar große Feld rechnet der Landwirt mit einem Verlust von bis zu 6.000 Euro. Versichert gegen das Wasser auf dem Feld ist er nicht. Den Schaden trägt er selbst.  

Kartoffel-Ernte in Kerken kaum möglich

Der eine Bauer verliert die Saat - der andere kann nicht ernten. Seit fast drei Monaten versucht Andreas Kox aus Kerken am Niederrhein, seine Kartoffeln aus dem Boden zu holen. 

Ich weiß es noch ganz genau: am 18. Oktober hat es angefangen richtig zu regnen. Immer wieder. Und es sind einfach keine Tage mehr dabei gewesen, um auf solchen Parzellen hier zu roden. Es gab noch mal ein paar Fenster, aber hier ging es einfach nicht. Andreas Kox, Landwirt

Acker für Erntemaschinen zu aufgeweicht

Das Problem: Durch den Dauerregen ist der Acker so aufgeweicht, dass schwere Erntemaschinen hier nicht mehr fahren können. Den Verlust - allein auf diesem Feld - schätzt Bauer Kox auf bis zu 50.000 Euro. Das viele Wasser: ein Problem für die Ernte - nicht aber für den Ackerboden.   

Wulf Amelung, Bodenwissenschaftler der Universität Bonn im Interview

ulf Amelung, Bodenwissenschaftler Universität Bonn

Laut Wulf Amelung, Bodenwissenschaftler an der Universität Bonn, sei Hochwasser langfristig nicht schädlich für den Boden. Es komme aber darauf an, wie lange es anhalte. "Wenn es länger auf dem Boden steht, dann dauert es 24 Stunden, bis der Sauerstoff weg ist, dann kommen andere Organismen, die Prozesse ändern sich", so Amelung. "Und wenn es dann mehrere Tage steht, dann ist es natürlich für den aktuellen Pflanzenbestand nicht gut." Das Wasser werde aber absinken und der Boden sich im Sommer erholen.

Grundwasserspiegel steigt

Und es gibt sogar einen Vorteil: Nach den vielen Dürre-Sommern wird der Grundwasserspiegel endlich wieder steigen. Bauer Wortmann will seinen durchgeweichten Acker im Frühjahr schon wieder nutzen - den vergammelten Winterweizen unterpflügen und etwas Neues säen. "Wir müssen dann über alternative Früchte nachdenken. Eine Frucht ist der Sommerweizen", sagt Wortmann.

Der wird im Frühjahr gesät, und im Sommer geerntet. Bringt ihm auf seinem Feld zwar etwas weniger Ertrag, aber immerhin. Auf extremes Wetter zu reagieren wird für Landwirte in Zukunft wohl immer wichtiger.