Das Bild zeigt einen Demonstranten bei den rechtsextremen Ausschreitungen in England. Er trägt eine Maske und eine Flagge Großbritanniens. Daneben ist das Logo des Podcasts nah dran.

Chaos in England: Das steckt hinter den Krawallen

Stand: 09.08.2024, 12:05 Uhr

Die ganze Woche über gab es in England Ausschreitungen: Rechtsextreme protestieren in zahlreichen Städten, randalieren, plündern Geschäfte, greifen Polizistinnen und Polizisten an. Wieso eskaliert es jetzt?

Angefangen hat alles mit einer schrecklichen Gewalttat: In Southport in Nordengland gab es bei einem Taylor-Swift-Tanzkurs einen Messerangriff, bei dem drei Mädchen getötet wurden. Weitere Kinder und Erwachsene wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Der mutmaßliche Täter ist ein Jugendlicher, der in England geboren ist, seine Eltern stammen aus Ruanda.

Falschnachrichten verbreiten sich

Über diesen Jugendlichen verbreiten sich aber schnell Falschnachrichten im Netz: Er soll ein Bootsflüchtling sein, gerade erst im Land, mit islamistischem Hintergrund. Auch wenn die Polizei schnell widerspricht – die Randalierer sind schon auf den Straßen.

Chaos in England: Was hinter den Krawallen steckt I nah dran

nah dran – die Geschichte hinter der Nachricht 09.08.2024 18:34 Min. Verfügbar bis 09.08.2029 WDR Online


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Rohe Gewalt auf den Straßen

Was folgt: Tagelange Proteste, zum Teil gewalttätige Ausschreitungen. Das Ausmaß des Ganzen hat ARD-London-Korrespondent Christoph Prössl überrascht, erzählt er im WDR-Podcast "nah dran". Dass es so viel Gewalt auf den Straßen geben würde, damit hat er nicht gerechnet.

Thema Migration - ein Auslöser

Prössl erklärt, dass das Thema Migration ein sehr großes in Großbritannien sei. Die konservative Vorgängerregierung habe große Versprechen gemacht, Menschen aus dem Land zu halten. Und dabei sei die Diskussion über Migration verroht, sagt Prössl. Ein Vorschlag war zum Beispiel, Wellenmaschinen im Ärmelkanal einzurichten, damit Boote mit Geflüchteten untergehen würden.

"Und diese sprachliche Verrohung hat meiner Meinung nach dazu geführt, (…) auf die Straße zu gehen und brennende Mülltonnen auf Hotels zuzuschieben, wo möglicherweise noch Menschen drin sitzen." Christoph Prössl, ARD-Korrespondent in London
Das Bild zeigt den ARD London Korrespondenten Christoph Prössl, im Hintergrund sind unscharf ein Gebäude und Bäume zu sehen.

ARD-Korrespondent Christoph Prössl

Gegenproteste: die schweigende Mehrheit

Mittlerweile gibt es aber auch das: Gegenproteste und Menschen, die in vielen Städten Englands gegen Rechtsextremismus und für ein Miteinander auf die Straße gehen. Laut Christoph Prössl waren sie bisher die schweigende Mehrheit. Wie England auf die Ausschreitungen reagiert und was das mit der Gesellschaft macht, darüber sprechen Katrin Schmick und Christoph Prössl im Podcast "nah dran".

Für "nah dran" erzählen unsere Reporterinnen und Reporter jeden Freitag, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt keiner – egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.

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