Wer gerade nach einer neuen Mietwohnung sucht, muss in den Kreisen Unna und Olpe mit den landesweit größten Preissteigerungen rechnen. Hier waren die Mietangebote zwischen Juli bis September jeweils um fast zehn Prozent teurer als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt liegen die Preissteigerungen in NRW bei 6,1 Prozent. Der Bundesdurchschnitt beträgt nach Angaben des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) 5,8 Prozent.
Ländliche Regionen holen teilweise auf
In den größten Städten Nordrhein-Westfalens liegt das Mietniveau zwar insgesamt höher, die Preissteigerungen sind hier aber unterdurchschnittlich. Köln - die größte NRW-Stadt - liegt bei 4,4 Prozent. Auch die teuren Städte Düsseldorf und Münster bewegen sich bei den Preissteigerungen unter dem Landesschnitt. Der ländliche Raum holt hingegen teils kräftig auf. Im Oberbergischen Kreis und im Hochsauerlandkreis liegen die Preissteigerungen bei rund neun Prozent. Allerdings gibt es auch ländlich geprägte Gegenden, wie den Kreis Gütersloh, in denen die Mietangebote kaum teurer geworden sind.
Hohe Kreditzinsen lassen auch Mieten steigen
Insgesamt steigen die Preise für Mietangebote in diesem Jahr stärker als im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft, das die Auswertung vorgenommen hat, sieht dafür mehrere Gründe.
Aus Sicht von IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer führen die gestiegenen Kreditzinsen dazu, dass sich viele Menschen kein Eigenheim mehr leisten können und deshalb auf Mietwohnungen ausweichen müssen. Diese Verschiebung sei im ländlichen Raum besonders ausgeprägt: "Gerade im Hochsauerlandkreis oder auch in Olpe sind es tendenziell viele Menschen, die Wohneigentum erwerben wollten und jetzt ihre Pläne ändern mussten", sagt Voigtländer.
IW: Anspannung im Markt bleibt "sehr hoch"
Außerdem führe die allgemeine Inflation zu höheren Mieten, so Voigtländer, beispielsweise weil Vermieter mehr für Handwerkerleistungen bezahlen müssen. Die Aufholeffekte im ländlichen Raum begründet der Wirtschaftsforscher unter anderem auch damit, dass mehr Menschen im Homeoffice arbeiten können und daher nicht mehr auf Wohnungen in den Metropolen angewiesen sind.
IW-Experte Voigtländer sieht auch in den kommenden Jahren steigende Kaltmieten, weil die Bautätigkeit eher geringer ausfalle: "Damit bleibt die Anspannung im Markt natürlich sehr hoch." Diese Sichtweise wird durch neue Zahlen des Wirtschaftsforschungsinstituts ifo gestützt, wonach die Zahl der Stornierungen im Wohnungsbau aktuell ansteigt. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt und weiterhin Bauprojekte abgesagt werden, könnte eine Verknappung des Wohnungsangebots die Folge sein.