Die Einrichtung eines Zimmers im neu eröffneten Hospiz in Ibbenbüren.

Welthospiztag: Was sich Menschen vor ihrem Tod wünschen

Stand: 08.10.2022, 13:39 Uhr

Am Welthospiztag informieren bundesweit Hospizdienste und Hospize über ihre Arbeit. Auch in NRW öffnen Einrichtungen ihre Türen.

Von Frank Menke

Unter dem Motto "Hospiz kann mehr" sind am Samstag unter anderem Infostände, Tage der offenen Tür, Lesungen, Konzerte, Filmvorführungen und Gottesdienste geplant. Welche Einrichtungen mitmachen, zeigt die folgende Karte.

Der Welthospiztag findet jährlich am zweiten Samstag im Oktober statt. Er soll sensibilisieren und aufklären. Viele Menschen wüssten noch immer nicht, was Hospizarbeit und Palliativversorgung leisten könnten, sagt der Vorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verbands Winfried Hardinghaus. Auch über den Tod eines Menschen hinaus unterstützten Hospize die Angehörigen mit Angeboten zur Trauerbewältigung.

Social-Media-Aktion des Deutschen Kinderhospizvereins

Viele Menschen setzen sich nur ungern mit der eigenen Endlichkeit auseinander, weichen dem Thema Sterben eher aus. Besonders dann, wenn es um Kinder geht.

Der Deutsche Kinderhospizverein will deshalb mit einer Social-Media-Aktion auf seine Arbeit aufmerksam machen. Unter den Hashtags #100000herzen und #welthospiztag ruft der Verein dazu auf, ein Foto mit einem grünen Herzen auf der Hand zu posten. Außerdem sollen Spenden gesammelt werden. Viele Vereine sind auf Unterstützung angewiesen, vor allem durch ehrenamtliche Mitarbeitende.

Pferd am Sterbebett

Ein Pferd steht in einem Hospizzimmer und schaut einen älteren Mann im Krankenbett an.

In Deutschland gibt es mehr als 1.200 Hospiz- und Palliativdienste, in denen rund 120.000 Menschen hauptberuflich und ehrenamtlich tätig sind. Viele von ihnen kennen ganz besondere Wünsche, die Angehörige kurz vor ihrem Tod noch äußern. Für Aufsehen sorgte gerade ein Fall im Hospiz Schwerte. Dort erfüllte eine Enkelin ihrem inzwischen verstorbenen Großvater seinen letzten Wunsch und brachte ihr Pferd mit in das Hospiz, bevor der 73-Jährige verstarb.

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Was bewegt Menschen vor dem Tod?

Der auch logistisch nicht so einfach zu erfüllende Wunsch bewegt die Menschen nicht nur in NRW. Viele stellen sich die Frage, was wäre mein eigener letzter Wunsch. Eine Weltreise? Eine Begegnung mit Menschen aus anscheinend längst vergangenen Zeiten? Ein Konzert- oder Theaterbesuch? Oder irgendetwas, was man noch nie erlebt hat?

"Es ist oft das Gefühl, dass Menschen sich von ihrem Sehnsuchtsort nicht richtig verabschiedet haben. Bevor man geht, möchte man dort noch einmal bewusst Abschied nehmen." Sabine Löhr, Hospiz- und Palliativverband NRW
Sabine Löhr

Sabine Löhr

Die Antworten auf diese Fragen sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Sabine Löhr, Assistentin des Vorstands und Geschäftsstellenleiterin des Hospiz- und Palliativverbandes NRW, sagte dazu dem WDR: "Es ist oft das Gefühl, dass Menschen sich von ihrem Sehnsuchtsort nicht richtig verabschiedet haben. Bevor man geht, möchte man dort noch einmal bewusst Abschied nehmen."

Das sei die Sehnsucht nach einem inneren Abschied und nach dem Aufleben eines früheren Lebensgefühls, als es den Betroffenen an diesen Orten gesundheitlich noch gut gegangen sei - "ein Gefühl von Glück und Dasein".

Unerfüllte Wünsche

Andere Menschen wiederum wünschten sich vor dem letzten Gang, dass unerfüllte Wünsche in Erfüllung gingen - etwa eine Reise zu einem Ort, an den man immer hin wollte, aber es nicht geschafft hat. "Viele Menschen möchten unerfüllte Wünsche noch zum Abschluss bringen, selbst dann, wenn es schwierig wird", sagt Löhr.

Wünschewagen erfüllt letzte Träume

Ideen dieser Art erfüllt zum Beispiel der sogenannte Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Das Ziel: für Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen Traum wahr werden zu lassen. So etwa kam es zu einer Begegnung zwischen der schon mit 20 Jahren an einem Hirntumor erkrankten Franziska und den von ihr so geliebten Delfinen.

Andere Beispiele: Ein unheilbar an Krebs erkrankter Mann erneuerte sein Eheversprechen mit seiner Frau an der von ihnen so geliebten Ostsee. Ein anderes Ehepaar kehrte noch einmal an seinen Lieblings-Urlaubsort zurück, wo es so viele gemeinsame glückliche Zeiten verbracht hatte.

Die Liste solcher Wünsche ließe sich beliebig verlängern. Das vielleicht Wichtigste ist womöglich in einer Gesellschaft, die den Tod verdrängt, sich selbst frühzeitig Gedanken darüber zu machen. Erst recht, weil es in dieser Hinsicht keine Klassenunterschiede gibt, gilt doch der Tod seit jeher als der große Gleichmacher.

So unterschiedlich grundsätzlich Menschen sein mögen: Die Hospizversorgung ist für alle kostenfrei, wird von den Krankenkassen mitfinanziert und gefördert, ist aber auch mit Blick auf den Welt-Hospiztag am 8. Oktober auf Spenden angewiesen.

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