Falsche Konfession bei Bewerberin für Grundschulleitung
Lokalzeit Münsterland. 22.02.2024. 02:40 Min.. Verfügbar bis 22.02.2026. WDR. Von Rolf Heutmann.
Falsche Konfession bei Bewerberin für Grundschulleitung
Stand: 22.02.2024, 09:54 Uhr
Die Grundschule im Sassenberger Ortsteil Füchtorf will ihre Schulform ändern, weil die einzige Bewerberin auf eine offene Leitungsstelle die falsche Konfession hat.
Von Rolf Heutmann
Andrea Schütz ist Vollblutlehrerin und macht ihren Job an der Füchtorfer Grundschule im Kreis Warendorf seit zwanzig Jahren mit Leib und Seele. Als klar war, dass die aktuelle Rektorin zum Sommer in den Ruhestand geht, baten ihre Kolleginnen Andrea Schütz, weiterzumachen.
Das will die Lehrerin auch, darf es aber nicht. Die Bezirksregierung Münster lehnte ihre Bewerbung im Handumdrehen ab. Die Begründung: falsche Konfession. Andrea Schütz ist evangelisch. Die Füchtorfer Grundschule ist zwar eine städtische Schule, aber sie ist konfessionsgebunden und zwar katholisch.
Schulministerium: Gesetz ist Gesetz
Die abgelehnte Bewerberin und stellvertretende Rektorin Andrea Schütz
Dass die Lehrerin seit Jahr und Tag an der Schule arbeitet, war bisher nie ein Problem. Auch nicht ihre Beförderung zur stellvertretenden Rektorin. Die oberste Leitungsposition ist mit dem Landesschulgesetz, Paragraph 26, Absatz 6 aber nicht vereinbar, meint das Schulministerium und unterstreicht die Entscheidung der Bezirksregierung. Motto: Gesetz ist Gesetz.
Unverständnis bei Lehrern, Eltern und Rektorin
Die noch amtierende Rektorin Marlies Borisch fasst das für sich so zusammen: "Das ist beschämend. Es engagiert sich jemand und möchte es machen und dann kommt so eine lapidare Antwort."
Die Grundschule Füchtorf überlegt eine Umwidmung zur Gemeinschaftsschule
Inzwischen regt sich zunehmend Widerstand. Denn sogar die Eltern in der Schulpflegschaft sind auf den Barrikaden. Jutta Hülsmann: "Ich finde das irrsinnig. Das ist doch nicht mehr zeitgemäß."
Umwandlung zur Gemeinschaftsschule geplant
Andrea Schütz als kommissarische Schulleiterin erwünscht, als offizielle Bewerberin abgelehnt
In Planung ist jetzt die konfessionsgebundene Schule in eine Gemeinschaftsschule zu wandeln. Dann wäre der genannte Paragraph aus dem Spiel: Andrea Schütz könnte mit rechtlichem Segen Rektorin werden. Die Hälfte der Eltern müsste der Änderung zustimmen. Die bürokratische Umsetzung würde allerdings eine Weile dauern.
Das Kuriose: Wenn die aktuelle Rektorin in den Ruhestand geht, müsste ihre Stellvertreterin sie kommissarisch ersetzen. Die evangelische Lehrerin Schütz etwa? Ja, kein Problem - auch das besagt das Landesschulgesetz.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Bezirksregierung Münster
- NRW-Schulministerium