Polizeianwärter

In der Polizeiausbildung fehlen Waffen, Lehrer und Streifenwagen

Stand: 19.05.2023, 14:54 Uhr

3.000 Polizeianwärter sollen dieses Jahr in NRW eingestellt werden - mehr denn je. Das Problem: Die Ausbildungskapazitäten sind nur auf 2.500 ausgelegt. Nun fehlt es an Waffen, Munition, Autos und Lehrern.

Von Oliver Auster

Vor einigen Jahren begleitete ein privater TV-Sender die Bochumer Polizisten "Toto & Harry" bei ihrer Arbeit. Jetzt hat das NRW-Innenministerium selbst eine Doku über die Polizei produziert: "Team 110" zeigt bei "Youtube" in acht Folgen den Alltag von Polizeianwärtern zeigen. 220.000 Euro hat das Land sich die acht Folgen kosten lassen. Sie sollen der Personalwerbung dienen. Denn Schwarz-Grün will jährlich 3.000 neue Polizisten einstellen. Mehr denn je.

Gewerkschaft kritisiert Rahmenbedingungen

Die Gewerkschaft der Polizei findet das gut: "Die jährliche Einstellung von 3.000 Kommissaranwärterinnen und -anwärtern in die Polizei begrüßen wir ausdrücklich", sagt GdP-NRW-Vize Michael Maatz. Denn: "Die Polizei ist über viele Jahre kaputtgespart worden. Und dieser personelle Wiederaufbau, der jetzt einsetzt, ist dringend erforderlich."

Es gibt nur ein Problem: Die Ausbildungskapazitäten sind bisher nur auf 2.500 Polizei-Azubis ausgelegt. 200 mehr sind es bereits schon. Und dann noch mal 300 mehr? "Wir sind da im Moment noch nicht auf Ballhöhe", sagt Gewerkschafter Maatz. Sein Appell an die Politik: "Wer A sagt zu 3.000 Einstellungen, der muss auch B sagen und muss die Rahmenbedingungen für eine vernünftige Ausbildungen schaffen."

 41 Schutzwesten und auch 20 Streifenwagen fehlen

Was das konkret heißt, zeigt eine polizeiinterne Aufstellung, die dem WDR vorliegt. Demnach fehlen zum Beispiel 72 Übungspistolen, sogenannte "Rotwaffen". Für das kommende Jahr müsste man mehr als 146.000 Schuss Munition bestellen. Außerdem 41 Schutzwesten und auch 20 Streifenwagen zum Beispiel für das Fahrsicherheitstraining. Alleine die Autos würden 1 Million Euro mehr kosten.

Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte dem WDR zum Thema Kapazitäten in der Ausbildung: "Klar, die müssen angepasst werden. Das haben wir aber schon paar Mal gemacht. Wir haben ja immer wieder erhöht, zum Teil auch mit neuem Personal und neuer Ausstattung, zum Teil aber auch nicht. Anstrengende Zeiten muss man auch mit Kreativität bewältigen."

Reul: "Viele Bewerber nicht geeignet"

Reul ist guter Dinge, dass man aus einer Vielzahl von Bewerbungen diesmal tatsächlich 3.000 potenzielle neue Polizisten filtern kann: "Wir haben dieses Jahr mehr Bewerber als letztes Jahr, über 11.000. Das klingt gut, wobei man muss immer wissen, wir haben immer viele Bewerber, aber einen großen Teil von denen können wir auch nicht brauchen. Weil sie nicht geeignet sind. Aber dass die Zahlen wieder steigen in einer Zeit, wo eigentlich weniger junge Leute da sind, klingt gut."

Bewerbungsfrist verlängert, kürzere Bewerber erlaubt

Um auf die hohe Zahl zu kommen, hat die "Task Force 3000" auch mit NRW-Traditionen gebrochen: So ist die Mindestgröße von 1,63 Meter nicht mehr in Stein gemeißelt. Bewerben kann man sich diesmal sogar bis Ende Mai - obwohl eigentlich schon im Winter Schluss war.

Da ist sogar die Gewerkschaft optimistisch. Michael Maatz: "Meine Kolleginnen und Kollegen im Bereich der Personalwerbung haben einen ganz hervorragenden Job gemacht und haben wirklich alle Möglichkeiten in Betracht gezogen, um Interesse für den Polizeiberuf in verschiedenen Bereichen zu wecken." Daher ist Maatz nach eigenen Worten "zuversichtlich, dass wir am ersten September diese 3.000 erreichen."

Dutzende Planstellen fehlen - Kosten ungewiss

Neben Waffen, Munition und Streifenwagen wird man dann aber auch mehr Lehrer für die Ausbildung der 3.000 Polizeianwärter brauchen. Dutzende Planstellen fehlen laut internen Berechnungen. Auch für die Opposition im Düsseldorfer Landtag steht fest: Am Geld darf es an Ende nicht scheitern. "Wenn es dort in den Beständen der Polizei in den Ausbildungs- und Trainingszentren noch Ausstattungsbedarf gibt, dann ist das vom Haushaltsgesetzgeber bereitzustellen. Und mögliche Mehrausgaben dafür sind es allemal wert", sagte FDP-Haushaltsexperte Ralf Witzel dem WDR.

Aber was wird das denn kosten? Innenminister Reul: "Kann man nicht berechnen, kann ich überhaupt noch nicht berechnen, weil ich es noch nicht weiß. Zweitens glaube ich auch, dass wir kreativ sein müssen und sehen müssen, können wir mit dem Bestand auskommen oder können wir es klüger einsetzen. Und wenn Not am Mann ist, wird eben zusätzlich angeschafft, das ist ja klar."

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