Ein Fahrrad steht an einer Bushaltestelle in einer ländlichen Region.

Was NRW gegen den Personalmangel im Öffentlichen Nahverkehr plant

Stand: 24.08.2023, 16:24 Uhr

CDU und Grüne in NRW wollen etwas gegen den dramatischen Personalmangel im Bus- und Bahnverkehr unternehmen. Doch dem Plan fehlt ein wichtiger Treibstoff: Mehr Geld aus der Landeskasse.

Von Landespolitik-Redakteur Wolfgang OttoWolfgang Otto

Nach den Worten des CDU-Landtagsabgeordneten Daniel Scheen-Pauls stehen die Verkehrsunternehmen vor einer "Herkules-Aufgabe". Denn der Auftrag laute: "Sie müssen mehr Fahrgäste befördern, mit weniger Personal".

Das Problem: Mehr als ein Drittel der bei Bussen und Straßenbahnen im Fahrdienst Beschäftigten ist über 55 Jahre alt. Gleichzeitig stehen weniger junge Menschen zur Verfügung, wenn diese geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. Dazu kommt: Die schwarz-grüne Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, das Angebot im öffentlichen Nahverkehr bis zum Jahr 2030 um 60 Prozent zu steigern.

Gewaltiger Personalbedarf

Nach Schätzungen des Omnibusverbandes fehlen in ganz Deutschland rund 80.000 Busfahrer und Busfahrerinnen, um diese Pläne zu verwirklichen. Ganz zu schweigen von den Personen, die Straßen- oder S-Bahnen, Regionalzüge oder Stellwerke künftig in Bewegung halten sollen.

Angesichts der Größe des Problems haben die Regierungsfraktionen von CDU und Grünen der Landesregierung heute eine lange Aufgabenliste aufgetragen. So soll das Förderprogramm, mit dem das Land seit 2018 schon die Qualifizierung von Fachkräften für den Bahnverkehr unterstützt, auch auf den Busverkehr ausgeweitet werden.

Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, spricht beim Landesparteitag von Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen in der Halle Münsterland.

Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne)

Dabei handele es sich um ein „Erfolgsmodell aus NRW“, sagte Landesverkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) im Landtag. Künftig soll damit auch die Ausbildung von Busfahrern und Busfahrerinnen unterstützt werden.

Personalgewinnung im Ausland?

Außerdem wird die Landesregierung aufgefordert, sich für eine bessere Qualifizierung einzusetzen. So sollen Quereinsteiger und Menschen mit Zuwanderungs-Geschichte für den Beruf gewonnen werden. Um das Arbeitskräfte-Reservoir weiter aufzufüllen, sollte auch die gezielte Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland forciert werden, meinen die Regierungsfraktionen. Ein Schwerpunkt des Forderungskataloges ist es, die Berufe im Öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu machen: vor allem mit flexibleren Arbeitszeiten und mit besserer Bezahlung.

"Aus vorhandenen Mitteln"

Wenig beeindruckt zeigte sich die Opposition von dem Maßnahmen-Paket. Christof Rasche (FDP) fand "Nichts Neues" in dem Antrag. Die Verkehrsunternehmen realisierten schon den Teil der Vorschläge, der ohne zusätzliches Geld umzusetzen sei, ergänzte Julia Kahle-Hausmann von der SPD.

Das Hauptproblem aus Sicht der Opposition: Der Regierungsplan ist nicht mit frischem Geld unterlegt. Laut Antrag von CDU und Grünen soll die Fachkräfte-Offensive aus "vorhandenen Mitteln" finanziert werden. Das werde aber nicht reichen, meint Julia Kahle-Hausmann (SPD). Um mehr Bewerber anzuziehen, müssten vor allem die Gehälter im öffentlichen Verkehrs-Sektor steigen. Das könnten Kommunen und Verkehrsunternehmen aber nur leisten, wenn "das Land mehr Geld in die Hand" nimmt, so Kahle-Hausmann.

Zusätzliche Mittel wurden von Verkehrsminister Krischer heute nicht in Aussicht gestellt. Laut Haushaltsplan hat er im nächsten Jahr sogar weniger Geld zur Verfügung als in diesem.

Über das Thema berichtet der WDR am 24.08.23 u.a. im Westblick auf WDR 5.

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