An einer Wand im Foyer des NRW-Landtags in Düsseldorf hängen ausgewählte Fotos des Wettbewerbs Pressefoto des Jahres

Das sind die NRW-Pressefotos 2023

Stand: 05.12.2023, 19:00 Uhr

Der NRW-Landtag zeichnete wieder die Pressefotos des Jahres aus. Eine Ausstellung im Landtag zeigt die prämierten Fotos. Ein Jahresrückblick in Bildern.

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Der erste Platz

Szene aus Bochum: Ein Man trägt eine palästinensische Fahne, im Vordergrund sind zwei israelische Fahnen zu sehen und unscharf eine Menschenmenge.

Seit fünf Jahren lobt der Landtag den Wettbewerb "NRW-Pressefoto des Jahres" aus. Den ersten Platz belegt in diesem Jahr ein Foto von Fabian Strauch mit dem Titel "Flagge zeigen". Am Rande einer pro-israelischen Kundgebung auf dem Rathaus-Vorplatz in Bochum ist ein Teilnehmer einer pro-palästinensischen Demo, die zeitgleich stattfand, zu sehen. Die Jury schreibt dazu: "Das Siegerfoto könnte aktueller nicht sein: Das Bild thematisiert den Konflikt im Nahen Osten, der sich für einige weit entfernt anfühlen mag, dessen Auswirkungen jedoch auch direkt vor unserer Haustür - für jede und jeden von uns - sichtbar und spürbar werden."

Der zweite Platz

Trauerfeier für Mevlüde Genc in Solingen: NRW-Ministerpräsident konduliert dem Witwer, Durmus Genc und verneigt sich vor dem trauernden Mann.

"Mevlüde Genç, Ruhe in Frieden!" Auf den zweiten Platz wählte die Jury diese Aufnahme von Christoph Reichwein. Am 1. November in Solingen kondoliert NRW-Ministerpräsident auf der Trauerfeier für Mevlüde Genç dem Witwer Durmus Genç. Fast 1.000 Menschen nahmen am Tatort des rechtsextremen Attentats von Solingen Abschied von Mevlüde Genç, die im Alter von 79 Jahren verstorben war. Sie hatte 1993 bei dem verheerenden Brandanschlag von Rechtsextremisten fünf Familienangehörige verloren - und dennoch immer wieder zur Versöhnung aufgerufen. Die Jury lobt: "Der Aufbau des Fotos überzeugt durch seine klaren Formen. Im Mittelpunkt: Ministerpräsident Hendrik Wüst und Durmus Genç. Um sie schließt sich der Kreis der Trauergäste. Das Bild übermittelt damit eine wichtige Botschaft: Hier verneigt sich der Staat, symbolisiert durch den Ministerpräsidenten, vor der Lebensleistung von Mevlüde Genç und ihrer Familie."

Der dritte Platz

Salatanbau in einem Gewächshaus: Die Jungpflanzen wachsen auf Platten in Teichen, zu sehen ist ein Mitarbeiter, der durch das riesige Gewächshaus geht.

"Schwimmende Salate - Modernstes Gewächshaus in Europa", so heißt das drittplatzierte Bild, aufgenommen von Maximilian Mann in Willich, wo Harrold Thijssen ein Salatgewächshaus betreibt. Nicht in der Erde, sondern in großen Wasserbecken wird der Salat angebaut. Das Wasser bleibt in einem geschlossenen Kreislauf. Im Vergleich zum herkömmlichen Feldanbau könnten so 90 Prozent Wasser gespart werden, sagt der Betreiber. "Das Foto zeigt einen Agrarbetrieb ohne jede bäuerliche Romantik", hält die Jury fest.

Der Nachwuchs-Preis

Blick ins Rahmedetal: Nach der Sprengung der maroden Autobahnbrücke liegt eine dicke Staubwolke über dem Tal, eingerahmt von viel Grün der umliegenden Wälder.

"Die Problembrücke zerfällt zu Staub" - und Daniel Schröder gewinnt mit dieser eindrücklichen Landschaftsaufnahme aus dem Rahmedetal den Nachwuchs-Preis des Wettbewerbs. Die Jury beeindruckte die "ausgewogene Komposition".

Der Sonderpreis

Eine Rot-Kreuz-Helferin trägt ein Mädchen aus Afghanistan auf dem Arm, das am Düsseldorfer Flughafen ankommt.

"Ehrenamt: Ankunft" - so nannte André Hirz sein Foto, das mit dem Sonderpreis ausgezeichnet wird. Es zeigt die Ankunft von Kindern aus Afghanistan in Düsseldorf. Sie sollen medizinisch betreut werden. Liebevoll kümmern sich die Helferinnen und Helfer des Deutschen Roten Kreuzes um die Kinder, die nach der Machtübernahme der Taliban in dem Land vor einer ungewissen Zukunft stehen. Die Jury hebt hervor: "Das Bild erzählt eine Geschichte. Es zeigt einen kurzen Augenblick einer langen Reise, die geprägt ist von Leid, Trennung und Ängsten, aber auch von Hoffnung, Menschlichkeit und Nähe. Alles spiegelt sich in den Augen dieses Mädchens."

Weitere Bilder der Ausstellung

Szene einer Demonstration in Münster: Ein kleines Mädchen trägt ein Schild in blau undgelb, auf dem zwei Friedenstauben und PEACE abgebildet sind, daneben ist ein Anti-Putin-Transparent zu sehen.

Eine weitere Krise, die die Menschen in NRW bewegt, ist der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Oliver Werner fotografierte diese Szene am Rande einer Demonstration in Münster.

Eröffnungsfeier der Invictus Games in Düsseldorf: Eine Teilnehmerin, die amerikanische Soldatin Annika Hutsler, reckt ihre Beinprothese in die Höhe, zu sehen ist nur die Prothese mit Schuh, die von einer Hand hochgehalten wird.

Selten im Mittelpunkt stehen die kriegsversehrten Soldatinnen und Soldaten. Ganz anders ist es bei den "Invictus Games", dem Sportevent für Versehrte. Bei der Eröffnungsfeier am 9. September in Düsseldorf reckte die amerikanische Soldatin Annika Hutsler stolz ihre Prothese in die Luft. Christopher Neundorf hat diesen Moment gekonnt in Szene gesetzt.

Prinz Harry, Herzog von Sussex, und seine Frau Meghan, Herzogin von Sussex, am Rande der Invictus Games in Düsseldorf, beide winken freundlich lächelnd.

Ins Leben gerufen wurden die Invictus Games 2014 von Prinz Harry. Der Herzog von Sussex und seine Frau Meghan nahmen an der Eröffnungsfeier teil. Rolf Vennenbernd hielt das royale Winken fest.

Nächtliche Aufnahme von der wasserüberfluteten A59 in Duisburg: Nach starken Regenfällen fahren Autos durch das Wasser

Die Klimakrise eskaliert in diesem Jahr mit Wetterextremen und aufgeheizten Weltmeeren. Die warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf, Niederschläge nehmen stark zu. Ein Unwetter in NRW überflutete die A59 bei Duisburg - widrige Fotobedingungen für Christoph Reichwein, der diesen Moment festhielt.

Winterberg im Sauerland: Am 3.1.2023 treiben Menschen auf einem Streifen Schnee Wintersport, daneben ist viel Grün zu sehen.

Steigende Temperaturen führten auch im Sauerland zu dieser vielsagenden Szene: Bei milden Temperaturen ist der Schnee weggeschmolzen, doch für den Wintersport stehen Schneekanonen bereit. Ralf Rottmann wählte eine eindrucksvolle Bildkomposition mit starken Farbkontrasten.

Räumung von Lützerath: Polizisten tragen Greta Thunberg weg, im Vordergrund versucht ein Mann mit TV-Kamera auf der Schulter in eine gute Position zum Filmen zu kommen.

Für viele Klimaschützerinnen und -schützer wurde das Dorf Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier zum Symbol einer verfehlten Klimapolitik. Trotz des vorgezogenen Ausstiegs aus der Braunkohleförderung in NRW auf 2030 wurde das Dorf von der Polizei geräumt. Auch die Gründerin der Fridays-for-Future-Bewegung, Greta Thunberg, beteiligte sich an der Blockade von Lützerath. Sie wird von zwei Polizisten weggetragen. Während die Kollegen noch nach einer guten Position für die Aufnahmen suchen, hatte Federico Gambarini sie schon gefunden.

Zwei Polizisten räumen das besetzte Dorf Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier und ziehen einen Demonstranten in einem Bollerwagen hinter sich her

Dieser Demonstrant wird per Bollerwagen aus Lützerath entfernt, wie uns Wolfgang Rattay zeigt.

Gestelltes Foto: Mona Neubaur sitzt in ihrem Ministerium auf der Fensterbank und telefoniert mit dem Smartphone, im Hintergrund ist der Rhein zu sehen.

Eine schwarz-grüne Landesregierung verantwortete einen massiven Polizeieinsatz gegen Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten. Mona Neubaur (Grüne) verhandelte als Klimaministerin den umstrittenen Ausstiegs-Deal mit RWE. Das wurde für die Partei zur Zerreißprobe. Von ihrem Büro in Düsseldorf aus hat Neubaur einen weiten Blick ins Land, er reicht bis ins Rheinische Revier. Für Robert Szkudlarek hat die Ministerin diese Szene gestellt.

Thomas Kutschaty geht nach einem Statement zu seinem Rücktritt als NRW-Landesvorsitzender von der Bühne, hinter ihm stehen drei große rote Buchstaben: S, P, D.

Die SPD hat sich ein Jahr nach der verlorenen Landtagswahl personell neu aufgestellt. Der damalige Spitzenkandidat Thomas Kutschaty gab im März bekannt, als Vorsitzender der Landespartei zurückzutreten. Zuvor war seine Kandidatin für den Job der Generalsekretärin, Magdalena Möhlenkamp, vom Präsidium der Partei zurückgewiesen worden. Federico Gambarini zeigt uns symbolisch den Rücktritt von Kutschaty.

Die Skulptur des Essener Kardinals Franz Hengsbach liegt nach der Demontage vor dem Essener Dom auf einer Wiese.

Einen ganz anderen Fall - nämlich viele Jahre nach seinem Tod im Jahr 1991 - erlebte der Ruhrbischof Franz Hengsbach. Seine Skulptur vor dem Essener Dom wurde demontiert, nachdem im September Untersuchungen wegen des Verdachts sexueller Übergriffe gegen den Kardinal eingeleitet worden waren. Christoph Reichwein dokumentierte die Niederlage der Statue.

Im Foyer des NRW-Landtags hängen Fotos an einer Wand

Die Siegerfotos des Wettbewerbs und zahlreiche weitere Fotos sind im NRW-Landtag bis Mitte Januar ausgestellt. Bei dem Journalistenpreis hatten 76 Fotografinnen und Fotografen 273 Bilder eingereicht. Davon bewarben sich fünf Journalistinnen und Journalisten mit 16 Fotos um den Nachwuchspreis (bis 30 Jahre). Mit Unterstützung der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West wurden Preisgelder in Höhe von 22.000 Euro vergeben.

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