Das soll also die selbst ernannte Rettung Deutschlands sein? Da wählen sie mit einem Rekordergebnis Martin Vincentz erneut zum Landeschef, um vier Stunden später mit Matthias Helferich die rechtsextremste Symbolfigur, die der Laden im Regal hat, in den Vorstand mit Mehrheit aufzunehmen.
Während Vincentz seit Monaten versucht, seine Partei vom Rechtsextremismus à la Höcke abzugrenzen, marschiert die von Helferich orchestrierte Junge Alternative stramm gen Verfassungsfeindlichkeit.
Show der eigenen Unfähigkeit
Das hat nichts mehr mit Binnenpluralismus zu tun, das ist einfach sinnbildlich, was die AfD in großen Teilen ist: Eine radikal-bürgerliche Parallelgesellschaft ohne klares Selbstverständnis. Auf dem Parteitag geht es einmal mehr ausschließlich um den eigenen Kosmos.
Die spaltende Selbstbeschäftigung darum, wer zu welchem Preis welchen Posten bekommt, steht über allem. Ein inhaltliches Angebot: Fehlanzeige. Politische Gegner, Medien und große Teile der Gesellschaft werden in den Bewerbungsreden schlicht und plump nur noch diffamiert. Währenddessen legt man selber eine schöne Show der eigenen Unfähigkeit hin.
Wenig bürgerliche Restfassade
Das Lager um Landeschef Vincentz weiß schon ganz genau, warum man besser keinen öffentlichen Live-Stream aus Marl angeboten hat. Dann hätte nämlich jeder und jede dabei zuschauen können, wie wenig bürgerliche Restfassade noch vorhanden ist. Vielmehr ist die AfD auf dem Weg zur Polit-Sekte nach US-republikanischem Vorbild. Wie Landeschef Vincentz das ändern will, bleibt rätselhaft.