AfD-Landesparteitag Marl
Aktuelle Stunde . 24.02.2024. UT. Verfügbar bis 24.02.2026. WDR. Von Bernd Neuhaus, Astrid Houben, Dirk Groß-Langenhoff.
Vincentz als AfD-Chef im Amt bestätigt
Stand: 24.02.2024, 19:05 Uhr
Die NRW-AfD hat einen neuen Landesvorsitzenden gewählt: Martin Vincentz bleibt im Amt und erhielt ein für AfD-Verhältnisse gutes Ergebnis - seine Gegner erlitten dagegen eine herbe Niederlage.
Mit einer Stunde Verspätung ging der zweitägige Landesparteitag der NRW-AfD in Marl los, zu sehr hatten sich die Delegierten in Gesprächen vertieft. Umtriebig vor allem die Junge Alternative (JA), die noch einmal um ihre Position warb. In den vergangenen Wochen hatte der Landesverband hart gegen die JA durchgegriffen.
Hartes Durchgreifen gegen Junge Alternative
So flog der stellvertretende JA-Chef aus der Partei, nachdem er ein Parteimitglied mit einer gefälschten Mailadresse denunziert haben soll. Außerdem bekam die Jugendorganisation vom Landesvorstand die finanziellen Zuwendungen vorerst gestrichen - auch mit Blick auf eine mögliche Beobachtung durch den Verfassungsschutz.
Selbst Björn Höcke in Thüringen hatte das beunruhigt. Die Identifikationsfigur des rechtsextremen Lagers in der Partei warnte vor einer Spaltung der Partei. Doch für einen Sturz des Parteichefs Martin Vincentz reichte es nicht.
Abstimmung auf dem AfD-Parteitag in Marl
Was sich auch früh abzeichnete. Unterstützer eines Antrags, sich mit der JA zu solidarisieren, suchten den geordneten Rückzug. Ihr Antrag hätte den Parteitag auf den Kopf stellen können, wenn man ihn vor der Wahl eines neuen Vorstandes beraten hätte. Aber die Initiatoren zogen nach und nach zurück, offensiv ihren Antrag zu bewerben. Am Ende rutschte er an das Ende der Tagesordnung, was eine Beratung alleine aus Zeitgründen unwahrscheinlich macht.
Zunächst deutliche Mehrheitsverhältnisse im Saal
Als dann noch der ehemalige Höcke-Unterstützer und heutige Schatzmeister der Landes-AfD, Christian Blex, bei der Zusammenarbeit mit Martin Vincentz von einer "zwischenmenschlich guten Zeit" sprach, war klar, dass die Mehrheitsverhältnisse im Saal deutlich zugunsten der amtierenden Parteiführung ausfallen.
Entsprechend wenig überraschend war dann Vincentz' Wiederwahl. Ein für AfD-Verhältnisse gutes Ergebnis von 78 Prozent der Delegiertenstimmen bestätigten ihn im Amt - der 37-Jährige hatte keinen Gegenkandidaten. In seiner Rede sagte Vincentz, dass auch die Angriffe von innen ihn zwar vor Herausforderungen stellen, er aber weiter machen wolle.
Der wiedergewählte AfD-Chef in NRW Martin Vincentz
Er möchte nicht, dass "schon im Kindergarten eine Dragqueen seine beiden Töchter heimsucht", sagte er. Auch dass sie später auf einen Schulhof spielen könnten, ohne dass sie von einer Scharia-Polizei drangsaliert würden. Sie sollten auch später nicht an Universitäten studieren, wo sie "stumpf einer Mehrheitsmeinung hinterherlaufen" müssten, sagte er unter großem Applaus der mehr als 600 anwesenden Delegierten. Vor zwei Jahren, bei seiner ersten Wahl, bekam er knapp über 60 Prozent, hatte aber einen Gegenkandidaten.
Die Wahl könnte der Auftakt zu einer neuen Richtungsdebatte in der AfD werden. Vincentz werden bundespolitische Ambitionen nachgesagt. Er gilt auch als möglicher Gegenspieler zu Björn Höcke, dessen Einfluss er in der Partei zurückdrängen will.
Erster Rückschlag für Vincentz folgt am Abend
Am Abend dann ein Rückschlag für das Lager für den neuen Landeschef. Für den Posten des dritten Beisitzers im Landesvorstand setzte sich Matthias Helferich gegen eine Gegenkandidatin durch. Der Dortmunder hat die Unterstützung der JA und gilt inzwischen als Verbindungsmann zum rechtsextremen Flügel der Partei. Eigentlich wollte das Lager um Martin Vincentz ihn aus dem Vorstand halten.
Wie bereits vor zwei Jahren schaffte es Helferich, sich noch in ein hohes Gremium des Landesverbandes wählen zu lassen. Damals wurde er in das Landesschiedsgericht gewählt.
Die Partei ist im vergangenen Jahr deutlich gewachsen. Auf 7050 Mitglieder, seit der Veröffentlichung der Correctiv-Recherchen zählte die AfD um die 850 Neueintritte. Allerdings ist die AfD damit immer noch mit deutlichem Abstand die kleinste der fünf Parteien im Landtag - die FDP als viertgrößte Partei zählt über 20.000 Mitglieder.
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 24.02.2024 auch im Fernsehen: WDR aktuell, 16 Uhr.