Ein Schüler meldet sich im Unterricht mit Handzeichen.

Neue IGLU-Studie: Forderung nach mehr Unterstützung für Grundschulen

Stand: 16.05.2023, 18:09 Uhr

Die neue IGLU-Studie bestätigt den Abwärtstrend bei der Lesekompetenz von Viertklässlern. Demnach kann jeder vierte Viertklässler nicht richtig lesen. Bildungsverbände in NRW fordern mehr Personal und Geld für Grundschulen.

Von Peter Hild

"Kinder lernen über Beziehung. Die brauchen jeden Tag ihre Lehrkraft in der Klasse, die genau weiß, wo sie gerade Unterstützung benötigen. Aber genau das ist leider an vielen Schulen in NRW momentan nicht gegeben", sagt Anne Deimel, Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) in NRW.

Der große Personalmangel ist aus Sicht der Bildungsverbände ein Grund, warum die Lesekompetenz der Viertklässler auch in NRW weiter abnimmt. Die Autoren der neuen IGLU-Studie sehen als weitere Gründe für den Abwärtstrend die Auswirkungen der Corona-Pandemie, aber auch die Tatsache, dass mittlerweile fast jeder zweite Schüler aus Einwandererfamilien stammt, in denen zu Hause kaum oder gar kein Deutsch gesprochen wird. Jeder vierte Viertklässler kann, so die Untersuchung, nicht richtig lesen.

Verbände fordern Geld und bessere Diagnostik

Mehr Geld für den sogenannten "schulscharfen Sozialindex" in NRW, fordert deshalb die Gewerkschaft GEW, damit Schulen in sozialen Brennpunkten besonders unterstützt werden. Deren Landesvorsitzende Ayla Celik fordert mehr Initiative der Landesregierung: "NRW muss bildungspolitisch aus dem Dornröschenschlaf erwachen und alles dafür tun, den Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Bildungserfolg zu verringern."

VBE-Chefin Deimel macht sich außerdem für eine gezieltere und frühere Diagnostik bei Kindern stark: "Wir brauchen gute Kooperationen mit Kitas und ein gutes Übergangsmanagement in die Schule, um früher zu erkennen, wo Kinder Schwächen haben." Eine frühere Diagnostik ist laut der IGLU-Studie ein Erfolgsfaktor in Ländern mit besseren Ergebnissen, unter anderem in England oder Singapur.

Schulministerium plant verbindliche Lesezeiten

NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) kündigte am Dienstag an, im kommenden Schuljahr einen Schwerpunkt auf die Lesekompetenz an den Grundschulen setzen zu wollen - unter anderem mit verbindlichen Lesezeiten im Stundenplan, dreimal 20 Minuten pro Woche.

Darüber hinaus sollen den Schulen fachlich fundierte und leicht handhabbare Unterrichtsmaterialien bereitgestellt werden, mit denen Lehrkräfte den Förderbedarf ihrer Schüler gut erfassen könnten, nicht nur beim Lesen, sondern auch in Mathematik.

In beiden Bereichen hatten Viertklässler aus NRW zuletzt beim IQB-Bildungstrend im vergangenen Herbst schlecht abgeschnitten, vor allem im Vergleich zu anderen Bundesländern. Allen Seiten ist aber klar, dass es keine schnellen Verbesserungen gibt, auch Schulministerin Feller: "Insgesamt brauchen wir einen langen Atem, denn es geht nicht um kurzfristige, plakative Maßnahmen."

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